Ein paar unsortierte Gedanken zum Thema…
Es ist so viel wichtiges und richtiges zur Anti-Sexismus-Diskussion gesagt worden, soviel naheliegendes, soviel bedrückendes. Und ich sollte mich vermutlich freuen, dass z.B. in meiner Twitter-Timeline niemand war, bei dem ich das Bedürfnis hatte, einfach den Mute- oder Unfollow-Button zu drücken. Meine Filterbubble funktioniert hier offenbar ganz gut.
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Ich bin fast absurderweise “stolz” auf ganze viele Menschen aus dem Twitter-Umfeld, die sich engagieren, die lostreten, die sich in TV-“Diskussions”-Shows setzen und versuchen ihren Standpunkt zu verdeutlichen. Auf “welche von uns”, auch wenn das völlig beknackt ist, weil ich diejenigen gar nicht kenne. Aber irgendwie schafft es Twitter trotzdem eine gemeinsame Klammer zu geben, irgendwie. Und diejenigen schaffen es “unsere” Meinung zu vertreten. Bravo!
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Was ich nicht verstehe ist, warum sich so viele Männer fast schon automatisiert angegriffen fühlen, wenn Frauen von ihren Erlebnissen erzählen.
Warum ist es für Menschen (denn diese automatische Verteidigungsposition erlebe ich ganz oft, wenn jemand einzelne ‘Gruppenbeteiligte’ angreift) so schwer, da zu differenzieren?
Vor allem, wenn das Gegenüber so offensichtlich differenziert?
Warum fühlen sich Kerle davon angegriffen, wenn Frauen anmerken, dass dieser Typ damals beim Joggen im Wald ein Arschloch war?
Habt Ihr ernsthaft das Bedürfnis Euch mit so wem selber in einen Topf zu stecken, nur weil wir zufällig dasselbe Geschlecht haben? Was denkt Ihr dabei? “Die hat gesagt der Typ ist ein Arschloch, der Typ hat einen Schwanz, ich auch, die hat gesagt, ich bin ein Arschloch”? Oder habt Ihr da im Hinterkopf sowas wie “Hmmm, im Wald, wenn die an mir vorbeijoggt, ich glaub ich grabsch mal zu”? Ich versteh’s nicht.
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Überhaupt, Männer, wir müssen reden! “Wir können nicht anders”? Echt jetzt? Können?! Wie billig/schlecht/peinlich ist die Ausrede bitte? Klar, meine biologischen Triebe führen dazu, dass ich wie wild durch die Einkaufsstraße renne und Frauen flachle..oh wait, Ihr macht das nur, wenn ihr kein Risiko wittert? Also doch irgendwie bewusst, oder?
Weil.. sonst könnte es ja schiefgehen? Der hübschen Kollegin lieber nur unter 4 Augen auf den Arsch klopfen, weil es sonst ja Konsequenzen haben könnte? Eure Instinkte sind bemerkenswert ausgeprägt, dass sie da in der Lage sind soziale Konsequenzen zu berücksichtigen, aber offenbar nur, wenn es zu Euren Ungunsten ausgehen könnte…
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Auch ‘ne Art Sexismus übrigens: Ich bin kein “Hund”, der schwanzwedelnd der Wurst hinterherläuft, die man mir hinhält. Und nur weil eine Frau einen kurzen Rock trägt muss ich weder blöde Sprüche darüber machen, noch drunter fassen.
Und für alle, die das nicht verstehen: Es geht nicht darum, den kurzen Rock wahrzunehmen, es geht nicht darum es nicht attraktiv finden zu dürfen, es geht darum, was man(n) daraus oder damit macht!
Übrigens sind da bestimmte Frauen (bsp. Frau Bruhns bei Jauch am Sonntag) ähnlich sexistisch, wie viele Männer in der Diskussion, wenn sie “uns” Männern unterstellen, wir könnten nämlich sowieso nicht anders, das sei halt biologisch so.
Nur IHR (Männer) MERKT DAS NICHTMAL! (vielleicht ist das ja das Problem? Wer nicht merkt, wenn er selbst mehr oder weniger deutlich beleidigt wird, merkt vielleicht auch nicht, wenn er andere beleidigt?!)
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Übrigens völlig unverständlich für mich, wenn Frauen in der Diskussion die “Männerargumentation” mit übernehmen. Vor allem, Frauen, die selber unter Garantie schon unter Sexismus leiden mussten.
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“Ist ja nur ein Kompliment”… auch so ‘ne Sache.. Ich will Euch mal sehen, wenn die schmierige Vorgesetzte, die ihr noch nie leiden konntet Euch an der Kaffeemaschine trifft und sowas wie “Du hast aber dicke Eier!” sagt. Ernsthaft, findet Ihr das gut? Ich glaube, dass diejenigen, die mit diesem Kompliment-Ding kommen einfach davon ausgehen, dass sie ja so super sind, dass diejenigen, die Ihr damit belästigt es eigentlich super finden müssten, einfach weil Ihr ja so toll seid.
Seid Ihr aber nicht. Das ist der Punkt.
Einfach mal vorstellen, im Sommer, in der U-Bahn, 22 Jähriger Mann, Shorts. Gegenüber sitzen zwei 60 Jährige Damen. Die eine so “Der hat schon knackige Waden, nicht?” – die andere so “Aber er müsste sie mal rasieren, meinst Du nicht (kicher)” – die eine wieder “ob er wohl ‘da’ auch rasiert ist? (lauter kicher)” – die andere wieder so : ”Hei Süßer, ist Dein Schwänzchen wohl rasiert?”…
Nur ein Kompliment?! Ihr habt echt den Schuss nicht gehört.
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“Männer werden übrigens auch sexuell diskriminiert/belästigt/whatever.“
JA UND?!
“Rauchen macht oft Lungenkrebs. Ich hör auf damit.”
”Aber Nichtraucher können auch (ganz selten) Lungenkrebs kriegen.“
”Ach so. Dann rauch ich weiter”
WHAT?
Argumentieren wir jetzt immer so? JA KLAR WERDEN MÄNNER AUCH BELÄSTIGT. Aber das ist hier gerade nicht Thema. Wenn von 100 Frauen 25 was beizutragen haben, und von 100 Männern 2, was ist dann das offenbar drängendere Problem? Ach so, die Männer. Stimmt.
Übrigens – wenn “wir Männer” mal alle mit dem Scheiß aufhören würden, dann wäre es auch viel leichter für uns “arme unterdrückte Männer” unsere Unterdrückung anzuprangern, weil wir den Frauen dann das “Wir werden viel mehr unterdrückt als wie Ihr”-Argument kaputt gemacht hätten. Wäre doch mal ein Ziel? (vielleicht klappt’s ja so rum mit der Argumentation?)
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Wir armen Männer wissen übrigens gar nicht mehr, wie wir uns adäquat einer Frau nähren dürfen, weil die schreien dann ja sofort „SEXIST!”.
War da doch bei ZDF Login gestern dieser Pick-Up-Coach (der möglicherweise nicht ganz zufällig wie ein Keks klingt)…Was ich gelernt habe:
“Wenn eine Frau an der Bar steht dürfen wir sie nicht ansprechen, weil: Sexistisch.” (vielleicht aber ja nur, wenn wir “geile Titten” als Anmachspruch wählen und nicht sowas wie “hey, ich finde Dich interessant, darf ich Dir nen Drink ausgeben?”)
“Wenn eine Frau sagt, dass sie nicht geküsst werden möchte, kann sich das in 20 Minuten ändern. Also einfach noch mal versuchen.” (Ich hab immer noch Schwierigkeiten, mir das bildlich vorzustellen. Gespräch, irgendwann macht er den ‚move’, sie weicht zurück und meint sinngemäß “nee lass mal, ich will nicht mit Dir knutschen” und nach 20 Minuten macht er denselben ‘move’ und sie findet’s plötzlich voll super? Oder hat sie einfach resigniert/aufgegeben/angst nochmal nein zu sagen, weil der Kerl irgendwie aggro wirkt, oder besitzergreifend und sie denkt sich lieber jetzt den ekligen Kuss, als in 5 Minuten ne Faust im Gesicht?)
“Wir Männer werden dann als Schwul oder Mädchen beschimpft”. Nur mal drüber nachdenken, ob Schwul oder Mädchen überhaupt ein Schimpfwort ist. Wenn Eure Kumpels Euch Schwul nennen, habt Ihr evtl. ganz andere Probleme, als dass Ihr gerade nicht wisst, wie Ihr eine Frau ansprechen sollt. Nämlich SCHEISSHOMOPHOBE FREUNDE! (und wenn Ihr “Mädchen” als Schimpfwort wahrnehmt, sind die halt nicht (nur) homophob sondern sexistisch, aber das wissen wir ja eigentlich schon…).
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Irgendwie hab ich seit Beginn der Diskussion immer wieder das Bedürfnis den Frauen in meiner Umgebung zu sagen, dass “wir” gar nicht alle so eingeschränkt/blöd/ahnungslos sind. Das faszinierende ist aber: Die wissen das!
Großer Unterschied irgendwie. “Die” sind in der Lage uns nicht alle in einen Topf zu stecken. Einige (viel zu viele) von “uns” schaffen das dummerweise nicht…
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Reicht für heute.
Gefällt.
Endlich mal ein Mann, der was Vernünftiges zum Thema sagt. Zum Thema „Aber es gibt auch Männer, die Opfer von weiblichen Übergriffen werden“ auch noch der Hinweis, dass ich es den Neanderthalern unter meinen Geschlechtsgenossen schlicht nicht abkaufe, dass sie ausgerechnet für diese im Vergleich zu weiblichen Sexismus-Opfern sehr überschaubare Gruppe echte Empathie empfinden. Genau daran hapert es ja: Sich die Mühe zu machen, sich wenigstens mal für einen Moment in einen Menschen hineinzuversetzen, der sich erniedrigende Sprüche und ein wiederholtes Hinwegsetzen über ein Nein oder Schlimmeres gefallen lassen muss. Wir wären schon sehr viel weiter, wenn mehr Männer den Mut zu einer solchen Empathie aufbringen würden.
Toller Beitrag mit richtigen und wichtigen Gedanken 🙂 Danke!
<3
Der ist gut!
Danke.
Ich treib mich normalerweise eher im englischspachigen Netz rum und kenne die Diskussion dort seit längerem. Gut dass sie endlich auch in Deutschland geführt wird, aber ich hab echt flashbacks.
Der selbe Scheiß wie immer…
Verdammt, warum habe ich denn nicht so einen guten Text geschrieben? Glückwunsch, der ist richtig gut.
Danke Euch allen!
DaZke. *Ichbinsomüde*
Ich hatte mir schon gedacht das jemand , der in 140 Zeichen Dinge auf den Punkt bringen kann dies bei „unbegrenzter Zeichenfreiheit“ wohl auch hinbekommt. Nice.
Gruß
Ein Mann ( @Collinisue )
<3
>> Das faszinierende ist aber: Die wissen das!
Ja, wir wissen das 🙂 Trotzdem, Merci! Tut gut, es zu lesen.
Es ist so toll, dass es solche Beiträge gibt. Ich hatte schon fast den Glauben verloren. Danke.
Danke!
..der Einleitungssatz fasst es zusammen! Im Ernst..das ganze Thema ist doch künstlich aufgebauscht. Bis letzte Woche hat dies niemand bewegt…was ist also heute anders? Es können eben nur Männer verstehen, was uns Männer bewegt.
sehr gut. sehr wahr.
Danke. Sehr schön.
*Kulleraugen Mangagesicht
Guck mal schreibt von „unsortierten Gedanken“
und the fuck er differenziert dabei <3
😉 Prima Artikel!
danke, das hat gutgetan!!!
besonders mit verweis auf frau bruhns bei jauch aufm sofa – das war bitter
da half nur noch umschalten
Tut wirklich gut nach dieser im Großen und Ganzen so unwitzigen Sendung am Sonntag, in der mich Herr Karasek und Frau Bruhns völlig überfordert haben.
Merci, CuriOus !!!
Ausgezeichnete Analyse. Danke!
Habe den Beitrag nicht gelesen, weil zu lang. Möchte mich aber darüber echauffieren, dass du dieses schlimme WPtouch installiert hast, wo doch das Theme an sich responsive ist.
@Rainer: Das mit dem „Maenner sind auch Opfer“ sind ja weniger die Neanderthaler, sondern eher die gebildeten Privilegierten, die als ausgeglichen und den Ueberblick bewahrend argumentieren wollen, sowas hier z. B.:
http://www.scilogs.de/blogs/blog/menschen-bilder/2013-01-25/sexismus-in-der-sexismus-debatte
Danke. Ganz groß. <3
Was mich stört, wenn frauen über erfahrungen mit männern reden? Weil sie sagen „…die Männer…“ übrigens auch ganz oft auf twitter. wenn ich aber als reaktion einen satz bringe mit „…die frauen…“ werd ich angepöbelt.
Warum viele Männer aufschreien?
Weil sie den Körper einer Frau bewundern wollen dürfen (und nicht nur im Heftchen oder im Schlafzimmer), denn schließlich ist es eine der schönsten Sinneswahrnehmungen der Welt (und eine unsympathische Frau ist selten schön, soviel zum Leib-Seele-Problem).
Weil sie schon genügend Erfahrungen mit Frauen gemacht haben, die sich bereits bei einem Blickkontakt belästigt gefühlt haben. (Wizorek bei ZDFinfo log in gegen Ende der Sendung: „Ich weiß nicht, ich flirt nicht an der Bar.“ Was macht sie also, wenn ein männliches Augenpaar mit dem ihrigen den Blickkontakt sucht, wenn die Frage erlaubt ist? http://www.zdf.de/ZDFmediathek#/beitrag/video/1829718/log-in-Sendung:-Sind-Frauen-Macho-Opfer?, min. 60:00 – 60:05)
Weil sie merken, worauf es hinausläuft: noch mehr Einsamkeit (der Männer; aber am Ende nicht nur der).
Weil sie zwar als Menschen ersteinmal anders könnten – schließlich ist da noch der Fußboden, die Decke oder andere Männer. Aber sie haben keine Lust, vor lauter Triebunterdrückung und Wegschauen irgendwann in die Psychatrie eingeliefert werden zu müssen. Zumal, der Sinn des Lebens liegt nicht darin, Triebe zu unterdrücken und sein Leben in einer entsprechenden Behandlung zu beenden (den Investor freilich freut es).
Weil sie keine Lust auf eine Welt haben, wo die Menschen, aus Angst, jemand könnte Anzeige wegen Belästigung erstatten, sich hinter einer Mauer zurückziehen und nicht mehr kommunizieren (außer über entpersonalisierte und möglichst kommerzialisierte Medien).
Weil sie wissen, wo der Haken tatsächlich liegt: in der Macht einiger über die anderen. Zumal: Das, was als Sexismus benannt wird, ist bei weitem nicht die einzige Methode, um Untergeben zu schikanieren.
Und weil sie spüren, Emanzipation ist etwas anderes als das Trio zu Jauchs Linken (von Jauch aus gesehen).
Sorry aber es findet immer mehr ein selektiver Sexismus stad und was noch schlimmer ist, eine emotionale Kastration.
@die meisten: Danke für das positive Feedback!
@Bob: Danke für den Hinweis. Hab WPTouch mal deaktiviert.
@Müller_zwo: Aufgebauscht finde ich ziemlich schräg, wenn man sich anschaut, wie viele was dazu zu sagen haben. Und zwar nicht aus der Passiv-Perspektive, wie ich hier.
@Joerg: Rainer bezog sich IMHO darauf, dass die lautesten Anti-Anti-Sexismus-gegen-Frauen-Schreier meist nicht die Empathie aufbrächten, Sexismus gegen Männer zu akzeptieren/wahrzunehmen.
@Bollara: Die Frage müsstest Du eh @marthadear stellen, aber ich ahne, dass Dir das eigentlich egal ist. Nur: Die Deiner Aussage zugrundeliegende Logik ist doch, dass jemand, der sich z.B. in einer Bar befindet gefälligst mit Deinem Blickkontakt-Versuch befassen muss… Warum eigentlich? Weil Du es so willst?
Ach und am Ende noch: Das Wunder Zivilisation hängt ja auch damit zusammen, dass wir unsere Triebe halbwegs im Griff haben. Das trennt uns doch so wundervoll von den Tieren (meinen jedenfalls viele). Aber lassen wir das.
@Helena Wie kann Sexismus denn unselektiv sein? Und solange Emotionen auf Kosten anderer Ausgelebt werden, ist das auch gut so, wenn die eingeschränkt werden.
„Ich versteh’s nicht.“
Ganz einfach: #aufschrei hat ein Thema. Das Thema ist „Beispiele für wo Männer Arschlöcher waren“. Oder verkürzt: „Männer sind Schweine“.
Danke! Ich habe schon am männlichem Verstand gezweifelt ;)))
@Bollara («vor lauter Triebunterdrückung und Wegschauen»): Niemand verlangt Triebunterdrückung. Man nennt das, was Frauen einfordern (Männer auch, siehe diesen Beitrag) zivilisierten und respektvollen Umgang. Nicht erstrecht gegenüber Frauen, sondern: auch gegenüber Frauen.
@curi0us: Schöner Beitrag. Ich befürchte nur, dass das „digge Eier“-U-Bahn-Beispiel, selbst wenn diese Klientel hier mehrheitlich mitlesen würde, sie schon deswegen nicht erreicht, weil sie sich von übergriffigen Verhalten angezogen fühlt. Als eine Art Machtkampf (denn um Machtverhältnisse geht es ja), den am Ende immer sie (die übergriffigen Männer) gewinnen, im Zweifel gegenüber anderen (schwächeren) Frauen. Es wäre für sie eben kein abschreckendes Beispiel, sondern bestenfalls Rechtfertigung fürs eigene Fehlverhalten.
…was bist du eigentlich für ein Sülzkopf? Klar ist es von Grund auf falsch, Generalisierung zu betreiben – gerade bei dieser Thematik… aber irgendwie gewinnt man in deinem tollen Blogpost eher den Eindruck, hier versucht jemand die Mitarbeiterinnen in seinem Unternehmen davon zu überzeugen, dass er der einzig klar denkende nicht-chauvinist der Welt sei. Ich hoffe, du hast mit deiner Masche Erfolg. Zumindest die Praktikantinnen in eurem Unternehmen sollten jetzt wissen, dass speziell du „ja ganz anders bist“ 😉
curi0us – Danke! Ein schöner Beitrag, den ich sicher ab und an mal verlinken werde, wenn mir die richtigen Worte fehlen!
Ich kann dir sagen, warum Mann sich angegriffen fühlt von dieser Hexenjagd.
Weil eben NICHT unterschieden wird zwischen Männern und Tätern.
Weil Sexisten fast immer als männlich dargestellt werden, als gäbe es keine weibliche sexuelle Belästigung oder weiblichen Missbrauch.
Weil Männer kollektiv als potentielle Täter hingestellt werden.
Weil Männer, die sich gar nicht oder kritisch äußern, zu Tätern gestempelt werden.
Weil Männer als schwanzgesteuerte Neandertaler hingestellt werden, denen zivilisiertes Benehmen beigebracht werden müsse wie einem kleinen Kind.
Weil sich bei dieser Aktion der gesamte feministische Hass und alle platten, unreflektierten Vorurteile Bahn gebrochen haben, die allein schon einen (männlichen) #aufschrei wert gewesen wären.
@Piet @Feylamia danke!
@Spa0 mein Problem mit der Debatte ist halt, dass scheinbar (war mir bis letzte Nacht gar nicht so präsent) wenige das offensichtliche ansprechen. So what? (mal ab davon lesen das hier in der Regel gefühlte 10 Leute, und die arbeiten nicht mit mir zusammen.).
@Skythe da unterscheiden sich die Filterblasen offenbar massiv. Ich habe kaum Hass und Vorurteile mitbekommen, sondern in der Regel (bei allem, was über die Schilderung von Erlebnissen angeht, die ich erst mal so hinnehme) relativ differenzierte Statements. Übrigens meist von Frauen, die da durchaus zwischen „solchen und solchen“ zu unterscheiden wissen.
Für mich insgesamt so ein bisschen „wer sich den Schuh anzieht“. Ich kenne genug, die sich nicht angegriffen fühlen.
DANKE!! für das Auseinandersetzen und auch das „auseinander nehmen“. Vielleicht erreicht es so noch einige Menschen mehr.
@Bollara: Weißte, das Problematische ist nicht das übliche, relativ kurze, von Pausen unterbrochene Angeguckt-Werden. (Zumindest. solange es nicht mit Gesabber und eindeutigen Gesten verbunden ist. Wer mir zwar in die Augen guckt und dabei schon mit der Zunge rumwackelt, erregt bei mir nur Brechreiz. Sonst nichts. Bäh!)
Problem a) ist penetrantes Geglotze über Minuten hinweg, womöglich noch direkt auf den Busen, Po oder gar die Schenkelregion. Ich bin kein Dekorationsstück, das nur zum Vergnügen der Männer irgendwo rumsitzt, und penetrantes Glotzen ist auch kein Kompliment. („schöne Sinneswahrnehmung“)
Problem b) ist oft erfolgende dämliche und völlig merkbefreite Anmache, wenn man keinen Bock hat, auf Flirtversuche einzugehen und daher den Blicken ausweicht. („Warum so spröde, junge Frau? Gucken Sie mich doch auch mal an!“ – Warum sollte ich, als selbstbestimmter Mensch?) Viele Männer scheinen zu meinen, ihr Wunsch zu flirten sei automatisch höher zu bewerten als der Wunsch der Frau, genau das eben nicht zu tun.
Wie Curi0us schon schrieb: Einige glauben wohl, sie seien so toll, dass ihre Flirtversuche – wie plump auch immer – Gottes Geschenk an die Weiblichkeit darstellen. Und genau diese Haltung lässt sie eben als totaler unsensibler Vollhonk dastehen. Was wiederum dafür sorgt, dass ihre Flirtversuche daneben gehen. Teufelskreis.
Der Zustand ist doch offensichtlich dass ein nicht berechenbar großer Anteil Männer sexistisch, homophob und übergriffig handelt
Egal ob das nun 90 oder 20 prozent der Männer sind – Wer sich ein wenig umschaut und umhört merkt schnell daß es eher sehr viel mehr als 20 Prozent sind.
Und ein ebenfalls nicht berechenbar großer Anteil Frauen reagiert durch die damit gemachten Erfahrungen nicht immer hundert prozentig differenziert und unvoreingenommen.
Da wird dann auch „Die Männer“ als Überbegriff benutzt.
Und da wird sicher auch mal böses unterstellt wo nichts böses gemeint war.
Ist per Definition auch Sexismus.
Handlungsweisen an Geschlecht binden ist halt Sexismus.
Und jetzt?
Als Mann finde ich: Kleinkariert alle „Die Männer“ Ausagen an den Pranger stellen und sich beleidigt fühlen ist NICHT der richtige Weg.
Ich glaube es ist besser jeden Mann zurecht zu weisen den man bei homophoben und sexistischen Aussagen erwischt.
Scheiss drauf wie lange das schon dein Kumpel ist und ob der sonst eigentlich ganz nett ist.
Bei übergriffigem Verhalten aufmerksam sein und schnell eingreifen.
Und ein bischen vorsichtig sein.
Männlicher Sexismus gegen Frauen ist halt nicht erst seit 5 Minuten oder 50 Jahren ein Thema.
Und egal wie super korrekt ein Mann ist, er macht es nicht besser wenn er sich nur auf die Verteidigung seiner selbst versteift.
Persönlich, als Mann wird mir übel wenn ich die tausenden Einträge zu #aufschrei lese. Teilweise kann ich kaum fassen was Frauen im Alltag zu ertragen haben.
Da geh ich doch nicht hin und jammer dass ich im Zuge dessen hier und da mal ungerecht behandelt werde.
Das würde mich nämlich weder zu einer Schwuchtel noch zu einem Mädchen machen sondern zu einem weinerlichen, armseeligen, lästigen Menschen der nichts ändert und durch sein Selbstmitleid nur mehr Probleme erzeugt.
Auf einer Postkarte stand mal „Erzählt nicht euren Töchtern Sie sollen keinen kurzen Rock anziehen, erzählt euren Söhnen Sie sollen nicht vergewaltigen“.
Das sollten sich einige mal zu Herzen nehmen.
@ute @isthaltkompliziert: Danke!
Allgemein: Ich trashe hier jeden Kommentar der auch nur in die Nähe von persönlichen Beschimpfungen an sonst wen kommen könnte, einfach weil ich da im Zweifel haftbar wäre.
Das ist im Zweifel nicht mal zwingend (von mir) persönlich gemeint, aber ich habe schlicht keine Lust mich damit mehr als nötig zu befassen. Danke.
Du sprichst mir aus der Seele. Vielen Dank.
Vielen Dank!
@Skythe
Weil eben NICHT unterschieden wird zwischen Männern und Tätern.
Ja, weil Sexismus Betroffene schafft aber keine Opfer. Daher verbietet sich das Wort Täter von selbst.
Weil Sexisten fast immer als männlich dargestellt werden, als gäbe es keine weibliche sexuelle Belästigung oder weiblichen Missbrauch.
Gibt es, habe auch noch keine Frau erlebt, die das in der Debatte nicht bestätigt hätte. Aber hier spielt die zeitliche Dimension die Musik. Und die Menge und Häufigkeit im Alltag. Seit wie vielen Jahrzehnten erst und wie oft am Tag muss sich JEDER Mann Sexismus antun lassen? Seit wie vielen Jahrhunderten mehrmals am Tag sich Frauen? Merkst Du, was wirklich armselig genau DIESES Argument eigentlich ist aus dem Mund eines jeden Mannes?
Weil Männer kollektiv als potentielle Täter hingestellt werden.
Ziemlicher Schwachsinn, beweist lediglich, dass Du der Diskussion gar nicht in der ganzen Tiefe gefolgt bist.
Weil Männer, die sich gar nicht oder kritisch äußern, zu Tätern gestempelt werden.
Hä*? (*steht für absolute Sprachlosigkeit dank Fassungslosigkeit ob solcher inhaltlich sehr fragwürdigen Anmerkungen.)
Ich lebe ja in einer Welt in der Menschen, auch Männer, solang als unschuldig gelten, bis ihnen ein Tatbestand nachgewiesen werden kann. Merkst Du was?
Weil Männer als schwanzgesteuerte Neandertaler hingestellt werden, denen zivilisiertes Benehmen beigebracht werden müsse wie einem kleinen Kind.
Ja, weil einem Teil der Männer, nämlich denen, die sexistische Übergriffe als offensichtlich für sich als legitim erachten, offensichtlich zivilisiertes Benehmen – zumindest Frauen gegenüber – vermutlich nicht beigebracht wurde. Ich bin auch peinlich berührt, wenn ich bei erwachsenen Männern in diesem Punkt allzu großes Entwicklungspotential (gleichzusetzen mit einem Entwicklungsdefizit) vermuten muss, kannste glauben.
Nichts für ungut, aber mit genau der Argumentation unter gerade diesem Blogpost von Curi0us zu kommen, ist verdammt … *zong … ürgs … peng … blub … grunz … aaarrrrgh!.
Lieber Herr Curi0us,
ich kenne Sie zwar nicht, aber für diesen Artikel einfach nur danke! Ich möchte ihn dauerzitieren.
VG
Paula
Danke für den schönen Text. Es gibt viel zu wenig intelligente Beiträge von Männern in der #aufschrei – Debatte.
@Skythe
„Ich kann dir sagen, warum Mann sich angegriffen fühlt von dieser Hexenjagd.“
Die Hexenjagd war eine organisierte Verfolgung von weitestgehend Frauen durch Männer die gefoltert, gejagt, ermordet und verbrannt wurden. Das ist etwas anderes als ein paar ätzende Tweets.
„Weil eben NICHT unterschieden wird zwischen Männern und Tätern.“
Wie wär’s mit ein paar konkreten Beispielen? Was ist lese sind weitestgehend Frauen, die von ihrem Erebnis mit EINEM (oder mehreren) Männern und einem KONKRETEN Verhalten berichten.
Tatsache ist, dass die Täter bei sexualisierter Gewalt und sexualisierten Grenzüberschreitungen, auch gegenüber Männern, meist andere Männer sind.
Viele Männer sind in diesem Zusammenhang „Täter“. Viele sicher unbewusst und ungewollt. Sie sollten dankbar dafür sein, dass Frauen hier offen aussprechen was sie als unangemessen und bedrohlich emfinden. Vielleicht klappts dann auch mit der netten Kollegin wenn amn nicht mehr wie ein unheimlicher Stalker rüberkommt.
„Weil Sexisten fast immer als männlich dargestellt werden, als gäbe es keine weibliche sexuelle Belästigung oder weiblichen Missbrauch.“
Ist dein Ego so klein, dass du es nicht erträgst wenn mal 5 Minuten lang nicht über DICH und DEINE Probleme geredet wird. Es ist Teil des Problems wenn manche Männer sofort das Thema wechseln möchten.
Die meisten Menschen wissen auch, dass über eine Sache reden nicht heißt dass andere Sachen nicht auch gut/schlecht/wichtig sein können. Ich unterstelle dem netten Menschen der für’s Tierheim sammelt ja auch nicht das ihm/ihr die Kinder in der dritten Welt egal sind.
„Weil Männer kollektiv als potentielle Täter hingestellt werden.“
Tut wer?
„Weil Männer, die sich gar nicht oder kritisch äußern, zu Tätern gestempelt werden.“
Wenn ein Mann sich kritisch dazu äußert dass ich mich von Po-grabschen gestört fühle, dann verteidigt er ganz offensichtlich Po-grabschen.
„Weil Männer als schwanzgesteuerte Neandertaler hingestellt werden, denen zivilisiertes Benehmen beigebracht werden müsse wie einem kleinen Kind.“
Männer und Frauen leben in erstaunlich unterschiedlichen Realitäten. Oder hat man dir von frühster Jugend beigebracht wie du dich vor Vergewaltigung zu schützen hast und dass es deine Aufgabe ist das zu verhindern?
Tatsache ist, dass viele Männer nicht wissen, wie unser Alltag aussieht, wie Sexismus in unserem Alltag aussieht und dass ihr freundliches „Kompliment“ und ihr unbedingtes Bedürfnis in unserer „Nähe“ zu sein höchst bedrohlich und grenzüberschreitend ist.
Eigentlich halte ich Männer im Durchschnitt für intelligente, empathiebegabte Wesen, die andere Menschen nicht absichtlich bedrängen möchten.
Leute die sagen „das ist so, Männer sind halt Männer“, DIE halten Männer für schwanzgesteuert.
„Weil sich bei dieser Aktion der gesamte feministische Hass und alle platten, unreflektierten Vorurteile Bahn gebrochen haben, die allein schon einen (männlichen) #aufschrei wert gewesen wären.“
Hass? Ich weiß, ich weiß, wir sind alle frigide Männerhasserinnen. Ist ja nicht so, dass ich das nicht schon gehört hätte…
Nur, um nochmal dem Missverständnis entgegenzuwirken, es ginge in der ganzen Debatte darum, dass Männer nicht mehr flirten oder den Frauen keine Komplimente mehr machen dürften. Darum geht’s: http://www.alltagssexismus.de/
Tausende Fallbeispiele, die man manchen Verharmlosern von Übergriffen mal zur Pflichtlektüre machen möchte. Es geht um Männer, die Busen und Po betatschen, die einer Frau sagen, die gehöre doch mal so richtig durchgevögelt, die Frauen auf der Straße verfolgen, die Frauen mit Fotos von ihrem Penis belästigen, und, und, und. Nein, zum Glück sind nicht alle so und niemand außer einer Hand voll Radikalfeministinnen behauptet das. Aber es passiert einfach zu oft und es wird weiter passieren, wenn da nicht endlich mal ein Umdenken stattfindet und man nicht aufhört, solches Verhalten zu verharmlosen und zu entschuldigen.
Es gibt vergleichsweise leichte Übertretungen und es gibt schwerwiegendere Übertretungen, aber Sexismus fängt nun nicht erst bei der Vergewaltigung an (und ich kann auch nicht ganz nachvollziehen, wieso man Vergewaltigungsopfer marginalisiert oder verhöhnt, wenn man Brüderles Anzüglichkeiten sexistisch nennt. Ich kann auch einen Handtaschenraub eine Straftat nennen und Mord trotzdem verwerflich finden). Was mich an der Sache frustriert ist, dass ich bislang immer davon ausgegangen war, dass es eigentlich zu den Selbstverständlichkeiten gehört, dass man Frauen mit Respekt begegnet. Die massive Gegenreaktion so vieler Männer gegen #aufschrei hat mich dann aber doch überrascht, war vielleicht zu naiv. Na ja, ich hab auch Schlämmer für eine Satire gehalten und sehe jetzt, dass Brüderle der bessere Schlämmer ist …
(Sorry für den langen Kommentar)
Vielleicht noch ein Wort zum Thema Frauen und Sexismus:
Auch Frauen sind sexistisch. Das liegt daran dass unsere Gesellschaft das ist, dass wir alle, Männer wie Frauen von frühster Kindheit an eingetrichtert bekommen, dass Frauen so und Männer so sind.
Man erklärt uns von Mädchenbeinen an, was wir tun müssen um uns vor Vergewaltigung zu schützen. Und wir glauben es, wir denken, wenn wir uns an die Regeln halten sind wir sicher. Deshalb machen wir mit. „Sie wollte es doch“ „Sie hat ihn ja vorher geküsste“ „Warum ist sie denn da alleine langgelaufen“.
Einer der schlimmsten Momente meines Lebnes war, als mir klar wurde, dass das was mich vor sexueller Gewalt geschützt hat nicht mein Verdienst war, dass es nicht daran lag, dass ich ein „gutes Mädchen“ war, sondern dass ich einfach nur Glück hatte, z.B. dass mein Vater und mein Opa anständige Menschen sind.
Plötzlich war ich nicht mehr „sicher“ und auch meine Töchter würden nicht „sicher“ sein.
Es war aber auch ein sehr erleichternder Moment, denn mir wurde auch klar, dass es nicht meine Schuld war dass der Typ auf dem Parkplatz versucht hat mich zu überfallen. Es war nicht meine Schuld weil ich dort geparkt hatte, es war einzig und allein die Schuld dieses Schweins das beschlossen hatte mich zu überfallen.
Man könnte ja schon fast am Verstand vieler Männer verzweifeln, dachte ich zumindest, bis ich dieses Blog hier sah. Es beweist nämlich, es geht auch anders. Danke.
+1 🙂
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