Klimawandel ist ein Ding. Ein wirkliches, aktuelles, echtes Ding. Ich schreibe jetzt nicht „Wir werden alle sterben“ (doch), aber…wir werden alle sterben. Und wenn wir alle so weiter machen, eher früher als später. Und je jünger, desto wahrscheinlicher wird das, was sich da jetzt so wandelt einen sehr direkten Einfluss auf das eigene Leben haben.
Das erklärt sowas wie Fridays for Future. Weil…klar, mit meinen hoffentlich noch 45-55 Jahren Restleben ist meine Perspektive schon noch eingeschränkter, als mit ner Laufzeit von hoffentlich noch 80-90 Jahren.
Ja, es gibt Gegenmeinungen, vorzugsweise im dummen Teil des politischen Spektrums, aber die ignoriere ich jetzt einfach mal, weil eh nicht wissenschaftlich fundiert oder motiviert. Nehmen wir also einfach mal an, dass sich alle einig sind, was den Klimawandel angeht. Wir werden alle sterben.
Wenn wir nix ändern.
Die Diskussionen darüber, was und wie wir ändern könnten laufen. De facto sehr viele. Und ganz oft bekomme ich in der Diskussion mit, dass wir ja „an die Arbeitsplätze denken müssen“. „Lösungen finden, die sozialverträglich sind“. Und ganz oft scheint diese Sozialverträglichkeit ungefähr so gedacht, dass diese Arbeitsplätze in Klimaschädlichen Jobs halt bleiben, bis die dort beschäftigten von ganz allein in Rente gehen. (Was passiert eigentlich, wenn das Rentenalter auf dem Weg dahin um 10 Jahre erhöht wird? Verlängern wir dann auch noch mal die Abbaugenehmigungen für Braunkohle?)
Und ganz grundsätzlich kann ich diese Perspektive auch komplett nachvollziehen. Ich hätte auch Angst, arbeitslos zu werden, ich hätte auch wenig Lust darauf, dass – weil ich halt irgendwann ne falsche Entscheidung was meine Spezialisierung angeht, die damals vielleicht noch gar nicht als falsch absehbar war – mein Job flöten geht, ich ggfs. in meiner Heimat sonst keine Arbeitgeber habe und mir jetzt aussuchen kann, ob ich bis zum Ende arbeitslos bin, oder mit Glück was neues, aber ganzwoanders finde, oder. Das ist subjektiv finde ich komplett legitim.
Aber es kann und sollte finde ich die Diskussion nicht dominieren.
Natürlich geht es auch darum, Veränderungen möglichst gut abzufedern. Aber „Weil Menschen dann ihre Arbeit verlieren, werden wir weiter mit Braunkohle Strom erzeugen“ ist einfach ein sehr dummes Argument, wenn man über die nächsten 20 Jahre hinaus denken möchte. Die Adaption unseres Verhaltens an die natürlichen Rahmenbedingungen, innerhalb der wir uns eben bewegen (müssen), wird anstrengend. Und mit anstrengend meine ich teuer. Und wir werden verzichten müssen. Und uns einschränken. Und je später wir das verstehen und damit anfangen, desto warm und desto schneller werden wir alle.. na Ihr wisst schon.
Mal ab davon: Wir werden ja weiter Energie brauchen. Die Diskussion gab’s bei den AKWs ja so ähnlich auch schon. Was ist denn mit all den armen Säuen, die in der Atombranche arbeiten?
Wenn das ganze geschickt angestellt wird, entstehen doch an einem Ende Arbeitsplätze, die am anderen wegfallen. Umstieg auf Solarenergie, Windkraft, you name it – all das passiert ja nicht, ohne dass da Menschen Dinge machen – vulgo: Arbeiten. Und ja, natürlich ist das erstmal übel für die betroffenen, aber das kümmert die Natur halt leider komplett gar nicht.
Noch mal: Wir. Werden. Uns. Alle. Einschränken. Müssen.
Natürlich kann man sich über die Details austauschen, wer sich wo/wie einschränkt, aber wenn wir nicht endlich alle damit anfangen, wird das halt am Ende darauf hinauslaufen, dass es nicht 2-3° wärmer wird, sondern 4-6°. Und dann hatten wir alle vielleicht unsere Arbeitsplätze, aber danach wars das dann. Komplett. Mehr oder weniger.
Wir können auch genauso weiter jede Strecke im Flieger sitzen, (und die umweltbewussteren von uns: „Kompensieren“), oder wir können endlich anfangen weniger zu fliegen. Ja, das wird der Luftfahrtindustrie nicht passen, aber dafür haben wir vielleicht ne größere Chance, dass „Wir“ (ja, „denkt doch an die Kinder!“) das zweiundzwandzigste Jahrhundert noch erreichen. Und ja, das bedeutet dann auch, dass „wir“ nicht jedes Jahr drei Wochen Urlaub in der Sonne machen können.
Ist dann eben so.
Ich bin weit entfernt davon, perfekt zu sein oder perfekt zu handeln. Aber ein System, eine Welt, in der alle alles so weiter machen, wie bisher, macht es jedem einzelnen auch noch mal um Potenzen schwerer, sich „vernünftig“ zu verhalten. Das fängt mit der Verfügbarkeit von umweltfreundlichen Produkten und hört mit der Nichtverfügbarkeit von Ökostrom noch lange nicht auf. Angeblich verlangt „Der Markt“ doch jetzt schon nach mehr Ökostrom, als es Anlagen gibt, die sowas herstellen. Supersache, dann noch weiter an Braunkohle festzuhalten.
Fazit? Wir reden die ganze Zeit nur über die Abers. Nur über die „das geht nicht“, und wahrscheinlich schaffen wir es, die Aber-Diskussion so lange zu führen, bis eh alles egal ist. Vielleicht wollte ich auch einfach mal meine Genervtheit rauslassen. Danke fürs Zulesen. Weitermachen. Aber bitte nicht wie bisher.