Deutungshoheit und Marketing

Wie ich ja gestern bereits kurz notierte, plant der FC St. Pauli die Einführung des „Millerntalers“.
Die Resonanz dazu aus (Online-)Fankreisen ist durchweg negativ (u.A. bei theboysandeve und beim Fanclub Hafenklang). Und dies wäre – selbst wenn man nur wenig über die Fanszene weiß – vorhersagbar gewesen.

Da das ganze ja eine Marketing-Aktion ist (sicherlich nicht ausschließlich, aber das Verteilen von Flyern etc. ist definitiv Marketing) sollte also auch jemand daran arbeiten, der wenigstens ein grundlegendes Verständnis von den damit verbundenen Prozessen hat. Heißt, man informiert nicht nur oberflächlich wie mit dem Flyer geschehen, sondern verkauft auch (Warum machen wir das? Warum ist das auch für dich, lieber Kunde, gut etc.). was man da gerade vermitteln will. Man flankiert das ganze mit Berichten, Informationen, Websites, Aktionen. Gerade (!) wenn absehbar ist dass die Reaktion darauf nicht überschwänglich begeistert ist.

Inzwischen ist die Information bzw. der Flyer ca. zwei Tage alt und es gibt online bisher ausschließlich inoffizielle Quellen. Und wie das so ist fast ausschließlich Meinungen, die wie oben ja schon angemerkt eben negativ geprägt sind.
Wer also mal „Millerntaler“ bei Google eingibt, bekommt zurzeit 10 Ergebnisse. Die sind, mit Ausnahme der Hamburger Morgenpost (die von „Spalten der Fanszene spricht“ – dabei scheint innerhalb der Fanszene eigentlich keine zweite Meinung außer „dagegen“ zu existieren), vollständig fangeprägt. Also negativ, ablehnend.

  • Es gibt online keine Quelle, die aus Vereins-/Caterer-Perspektive über dieses Ersatzzahlungsmittel berichtet.
  • Es gibt auf der offiziellen Club-Homepgae keine Informationen zum Millerntaler (nicht auf der Startseite, nicht über die Suche).
  • Es gibt auf der Agenturseite keine Infos zum Millerntaler.

Gar nichts.

Auf dem Flyer (auf dem zudem ein peinlicher Rechtschreibfehler* zu finden ist) ist zwar eine Emailadresse notiert, an die man sich wenden kann, aber es gibt keine weiteren Quellen zum Taler.

Und nun beginnt die Welle: Fans organisieren sich, es gibt wie berichtet eine Boykott-Unterschriftenliste. Weitere Aktionen werden geplant.
Die „gemäßigten“ Stimmen, die zunächst einmal die Argumentation vom Verein abwarten wollen, bekommen ein schlichtes Zeitproblem, weil diese Argumentation auch zwei Tage später nicht vorliegt.
Der Zeitraum ist inzwischen einfach zu groß. Jede jetzt noch folgende Begründung wird defensiv erfolgen müssen und ist damit automatisch schwach.

Von einem Verein der sonst für seine Marketingaktivitäten (vor allem von „objektiveren“ Stellen als aus der Fanszene) eher gelobt wird ist das meiner Meinung nach ein Armutszeugnis. Man überlässt bei einer absehbar kritischen Kampagne die Deutungshoheit von Anfang an der Zielgruppe ohne sich selbst dazu zu positionieren. Es wäre leicht gewesen vorab auf der Homepage des Vereins schon einmal die Argumentation (so es denn überhaupt eine gibt) zu installieren, der Presse die Information zukommen zu lassen, etc.. Selbst über die Art wie diese Information verbreitet wird, lässt sich die Stimmung in der Zielgruppe ja beeinflussen. Passiert ist – wenn man sich das „Ergebnis“ anschaut – jedoch bisher gar nichts.

Man gibt von Anfang an das Heft aus der Hand und wird nun gezwungen zu reagieren statt vorher eigenständig zu agieren.

Und das, das ist dann in der Summe schlechtes Marketing für ein von vorneherein unnützesriskantes Projekt.

*Ja, Rechtschreibfehler mache ich hier auch genug, aber das hier ist keine Druckvorlage, es gibt kein Lektorat und keine Korrekturleser. Bei Profis sollte so was auffallen und vermieden werden. Von daher fügt sich das ins Gesamtbild ein.

Edit: Hier noch mal der Link zur Petition

Anti-Millerntaler Banner

7 Gedanken zu „Deutungshoheit und Marketing

  1. Pingback: Millerntaler: Schlechter Ruf vor dem ersten Pflichtspiel « The Boys and Eve

  2. Pingback: The Boys and Eve

  3. Moin,kauft doch einfach nur 50 Cent Chips!Kann man ja auch mit bezahlen.Dann wird die Sache zum Logistikproblem !

  4. Pingback: Millerntaler continued…

  5. Pingback: ” Millerntaler » st. paulé *

  6. Pingback: Millerntaler continued 3…

  7. Welche Person seinen neuen Schlafraum einrichten will, jener wird mehrheitlich seinen Traum auf ein großes Ruhelager annullieren, da sich schlicht die Fläche für jenes Wunschbett nicht finden lässt. Oft wird das Setzen eines Schranks oder einer Kommode als wichtiger geachtet, damit ausreichend Platz vorliegend ist. Aber welche Person sich in der großen Bettenwelt umschaut, dieser wird bemerken, dass er sich ein Ruhelager in Wunschgröße besorgen kann und so die präferierte Liegefläche und ausreichend Platz und auch Lampen gebrauchen kann. Speziell in modernen Kinderzimmern ist der Platzmangel angesagt und so ist das Funktionsbett ein gerne gesehenes Kinderbett, dass mittels seine kernigen Werkstoffe wie Gehölz voll dem Trend zu einem heilenden Raum folgt.

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