Freundschaft

Weil ich drüben gerade mal wieder was außergewöhnlich dummes und verallgemeinerndes zum Thema las, hier mal schnell mein Hot-Take auf Freundschaft.

Freundschaft kann so viel sein

  • Sich jeden Morgen ne Guten-Morgen-Nachricht schicken.
  • Sich ein halbes Jahr nicht sprechen und dann von 0 auf 100 in zwei Zeilen.
    Und sich dann ein Jahr nicht sprechen.
  • Arm in Arm am Strand liegen und in die untergehende Sonne gucken.
  • Auf fünf „Bist Du noch da?“ nicht reagieren, weil es gerade nicht geht. Fünfmal nicht.
  • Beim Zehnten „Bist Du noch da?“ ganz schüchtern und mit schlechtem Gewissen „glaube?“ schreiben und da sein.
  • Zehn mal „Bist Du noch da?“ schreiben. Oder zwanzig. Ohne Antwort.
  • Oder einundzwanzig. Und „Ich hör mal auf…Wenn Du kannst… melde Dich halt. Heute, morgen, wannauchimmer. Ich werde da sein.“. Und es so meinen.
  • Damit leben, dass die andere Schwächen hat. Und heimlich wissen – ich auch! Viel zu viele.
  • Angst davor haben, dass sie weg ist und gleichzeitig Angst haben, sich zu melden.
  • Sie in dem unterstützen, was sie wollen, erstmal unabhängig davon wie ich das finde.
  • Ihr ausreden wollen, was sie will, weil Gründe. Oder keine.
  • Da sein. Weil.
  • Nicht da sein, aus anderen Gründen. Oder weil ich woanders bin.

Seid Ihr noch da? Wisst Ihr, was mich echt nervt?
Diese „XY ist…“-Aussagen (und ja, bestimmt hab ich sowas auch schon mal gemacht/geteilt/lalala). Am besten die „ECHTE XY ist…“-Aussagen.

Freundschaft ist nicht SO UND SO. Meine Freundschaft zu x ist so. Meine Freundschaft zu y anders. Meine Freundschaft zu z ganz anders. Und das ändert sich. Das ist 2020 anders als 2015.
Und wird sich ändern.

Und vermutlich sehen x, y und z das auch komplett anders als ich. Weil sie das eben anders wahrnehmen. Weil sie sie sind und nicht ich. Weil ich was anderes in ne Freundschaft mitbringe (mich), als sie (sich).

Und ich hab keine Ahnung wie Freundschaft für ganz andere ist.

Ich hoffe ich bin für meine Freundinnen ein guter Freund.

Und irgendwie sind wir ja wohl auch deshalb Freundinnen, weil wir hoffentlich ganz gut zueinander passen. Weil es irgendwas gibt, was uns verbindet. Weil Zeit miteinander irgendwie in Momenten besser ist, als Zeit ohneeinander.

Aber ich kann, will und finde ich sollte auch gar nicht definieren, wie gut/schlecht irgendwelche Freundschaften von irgendwelche anderen für diese anderen sind.
Ich kann (und will?) vielleicht Freundschaften meiner Freundinnen bewerten. Oder es versuchen. Weil ich sie irgendwie kenne. Weil ich irgendwie merke ob das gut, schlecht oder gar nichts für sie ist. Vielleicht. Ich kann vielleicht sagen „XY verhält sich gerade nicht wie ein guter Freund“.
Aber dann… sind gute Freunde nicht die, die bleiben, wenn Du Dich gerade mistig verhältst? Die, die nicht beim ersten oder dritten Problem Reißaus nehmen?

Nachhaltigkeit – die Erste

Ich hab hier ja angemerkt, dass ich mehr Mehrweg, weniger Plastik, mehr Stückgut, weniger Verpackungen versuchen will. Und dachte, ich schreib mal auf, was ich wie so mache, einmal weil das mir dann auch selber konstant Motivation verschafft weiter zu machen, und auch, weil das Themen sind, bei denen ich Freund*innen fragen konnte und denke, dass vielleicht andere dann hier was lesen, was sie weiter bringt. Oder so.

Zwei Schritte zurück: Was ich schon lange versuche, ist beim Obst- und Gemüse-Einkauf auf Plastik zu verzichten. Eingeschweißtes Gemüse muss echt nicht sein und diese kleinen Plastiktütchen halte ich auch schon länger für verzichtbar. Mal ab davon wäscht man das Zeug doch eh noch mal ab, ob nun in der Tüte oder nicht. Was auch schon länger gut funktioniert sind Bio-Produkte, vor allem Milch und Eier. Bei Fleisch(-Produkten) versuche ich da schon länger drauf zu achten, möchte aber noch deutlich konsequenter werden.

Seit nem Jahr etwa findet sich außerdem ein Mehrwegbecher als ständiger Begleiter in meinem Rucksack, um bei meinem geliebten Coffee-to-Go weniger schlechtes Gewissen zu haben.

Ja, das sind alles kleine Babysteps und es geht viel besser, aber jeder Schritt zählt.

Seit ner Weile verwende ich außerdem statt Zahnpasta Zahnputztabletten (diese hier), hat gar nicht weh getan, kein Mikroplastik mehr im Mund, keine Plastiktube mehr wegwerfen.

Ganz neu ist bei mir jetzt der Verzicht auf Duschgel, Flüssigseife, Shampoo in Plastikflaschen. Ich hab mir letzte Woche Seife, Duschseife und festes Shampoo gekauft – alles kommt ohne eigene Plastikverpackung aus und ohne Mikroplastik. Ich war zugegeben etwas skeptisch, wie die Umstellung gelingen würde, weil meine Erinnerungen an Stückseife nicht gar so begeistert waren. Und weil mir das Konzept von Duschseife ehrlich gesagt noch irgendwie komisch vorkam. Aber guck – nach dem ersten Versuch damit war ich schlimm begeistert. Das Zeug scheint ziemlich ergiebig zu sein und ist in der Anwendung viel praktischer, als ich befürchtete. Die Seife kommt in ein praktisches Seifebeutelchen und hängt halt einfach in der Dusche rum. Beim Shampoo hab ich glaube ich bisher noch nen Hang zum Überdosieren. Die Gewohnheit mit flüssigem Shampoo ist ja, dass man .. na sagen wir mal nen Teelöffel (meine Haarmenge ist nicht sooo riesig) davon auf die Handfläche gibt. Bei dem jetzt eine Teelöffelmenge „erschäumen“ ist glaube ich etwas irre. Am Ende braucht man jedenfalls ganz wenig und die Haare sind hinterher supersauber. Und gut riechen tuts auch noch.

Dazu kommt gerade noch Deocreme. Auch wieder ohne Verpackungsquatsch.
Kann ich aber an sich noch nix sagen, heute das erste Mal benutzt, in der Anwendung unproblematisch, aber der Tag war auch nicht besonders verschwitzt, wie das dann wirkt bleibt für mich noch abzuwarten.

Mal schauen, wie sich das alles in den Alltag einfügt. Ich bin jedenfalls bisher ziemlich zufrieden.

Das ganze Gedöns gibt’s zum Beispiel in Unverpackt-Läden. In Hamburg zum Beispiel bei Stückgut.

Nächste angedachte Umstellungen betreffen Waschmittel und Geschirrspüler, muss ich mich noch ein wenig reinlesen. Aber bisher: Tut gar nicht weh, macht sogar eher Freude, wenn die Umstellung funktioniert. Und jeder Schritt bringt einen voran.

Aber die Arbeitsplätze…

Klimawandel ist ein Ding. Ein wirkliches, aktuelles, echtes Ding. Ich schreibe jetzt nicht „Wir werden alle sterben“ (doch), aber…wir werden alle sterben. Und wenn wir alle so weiter machen, eher früher als später. Und je jünger, desto wahrscheinlicher wird das, was sich da jetzt so wandelt einen sehr direkten Einfluss auf das eigene Leben haben.

Das erklärt sowas wie Fridays for Future. Weil…klar, mit meinen hoffentlich noch 45-55 Jahren Restleben ist meine Perspektive schon noch eingeschränkter, als mit ner Laufzeit von hoffentlich noch 80-90 Jahren.

Ja, es gibt Gegenmeinungen, vorzugsweise im dummen Teil des politischen Spektrums, aber die ignoriere ich jetzt einfach mal, weil eh nicht wissenschaftlich fundiert oder motiviert. Nehmen wir also einfach mal an, dass sich alle einig sind, was den Klimawandel angeht. Wir werden alle sterben.

Wenn wir nix ändern.

Die Diskussionen darüber, was und wie wir ändern könnten laufen. De facto sehr viele. Und ganz oft bekomme ich in der Diskussion mit, dass wir ja „an die Arbeitsplätze denken müssen“. „Lösungen finden, die sozialverträglich sind“. Und ganz oft scheint diese Sozialverträglichkeit ungefähr so gedacht, dass diese Arbeitsplätze in Klimaschädlichen Jobs halt bleiben, bis die dort beschäftigten von ganz allein in Rente gehen. (Was passiert eigentlich, wenn das Rentenalter auf dem Weg dahin um 10 Jahre erhöht wird? Verlängern wir dann auch noch mal die Abbaugenehmigungen für Braunkohle?)

Und ganz grundsätzlich kann ich diese Perspektive auch komplett nachvollziehen. Ich hätte auch Angst, arbeitslos zu werden, ich hätte auch wenig Lust darauf, dass – weil ich halt irgendwann ne falsche Entscheidung was meine Spezialisierung angeht, die damals vielleicht noch gar nicht als falsch absehbar war – mein Job flöten geht, ich ggfs. in meiner Heimat sonst keine Arbeitgeber habe und mir jetzt aussuchen kann, ob ich bis zum Ende arbeitslos bin, oder mit Glück was neues, aber ganzwoanders finde, oder. Das ist subjektiv finde ich komplett legitim.

Aber es kann und sollte finde ich die Diskussion nicht dominieren.

Natürlich geht es auch darum, Veränderungen möglichst gut abzufedern. Aber „Weil Menschen dann ihre Arbeit verlieren, werden wir weiter mit Braunkohle Strom erzeugen“ ist einfach ein sehr dummes Argument, wenn man über die nächsten 20 Jahre hinaus denken möchte. Die Adaption unseres Verhaltens an die natürlichen Rahmenbedingungen, innerhalb der wir uns eben bewegen (müssen), wird anstrengend. Und mit anstrengend meine ich teuer. Und wir werden verzichten müssen. Und uns einschränken. Und je später wir das verstehen und damit anfangen, desto warm und desto schneller werden wir alle.. na Ihr wisst schon.

Mal ab davon: Wir werden ja weiter Energie brauchen. Die Diskussion gab’s bei den AKWs ja so ähnlich auch schon. Was ist denn mit all den armen Säuen, die in der Atombranche arbeiten?

Wenn das ganze geschickt angestellt wird, entstehen doch an einem Ende Arbeitsplätze, die am anderen wegfallen. Umstieg auf Solarenergie, Windkraft, you name it – all das passiert ja nicht, ohne dass da Menschen Dinge machen – vulgo: Arbeiten. Und ja, natürlich ist das erstmal übel für die betroffenen, aber das kümmert die Natur halt leider komplett gar nicht.

Noch mal: Wir. Werden. Uns. Alle. Einschränken. Müssen.

Natürlich kann man sich über die Details austauschen, wer sich wo/wie einschränkt, aber wenn wir nicht endlich alle damit anfangen, wird das halt am Ende darauf hinauslaufen, dass es nicht 2-3° wärmer wird, sondern 4-6°. Und dann hatten wir alle vielleicht unsere Arbeitsplätze, aber danach wars das dann. Komplett. Mehr oder weniger.

Wir können auch genauso weiter jede Strecke im Flieger sitzen, (und die umweltbewussteren von uns: „Kompensieren“), oder wir können endlich anfangen weniger zu fliegen. Ja, das wird der Luftfahrtindustrie nicht passen, aber dafür haben wir vielleicht ne größere Chance, dass „Wir“ (ja, „denkt doch an die Kinder!“) das zweiundzwandzigste Jahrhundert noch erreichen. Und ja, das bedeutet dann auch, dass „wir“ nicht jedes Jahr drei Wochen Urlaub in der Sonne machen können.

Ist dann eben so.

Ich bin weit entfernt davon, perfekt zu sein oder perfekt zu handeln. Aber ein System, eine Welt, in der alle alles so weiter machen, wie bisher, macht es jedem einzelnen auch noch mal um Potenzen schwerer, sich „vernünftig“ zu verhalten. Das fängt mit der Verfügbarkeit von umweltfreundlichen Produkten und hört mit der Nichtverfügbarkeit von Ökostrom noch lange nicht auf. Angeblich verlangt „Der Markt“ doch jetzt schon nach mehr Ökostrom, als es Anlagen gibt, die sowas herstellen. Supersache, dann noch weiter an Braunkohle festzuhalten.

Fazit? Wir reden die ganze Zeit nur über die Abers. Nur über die „das geht nicht“, und wahrscheinlich schaffen wir es, die Aber-Diskussion so lange zu führen, bis eh alles egal ist. Vielleicht wollte ich auch einfach mal meine Genervtheit rauslassen. Danke fürs Zulesen. Weitermachen. Aber bitte nicht wie bisher.