Flash Forward

Der Sommer ist vorbei und neben dem Ende der Fußballsommerpause ist das eigentlich positive, dass die Sommerpause im TV Vergangenheit ist. Und das führt dazu, dass nicht nur alte, liebgewonnene Shows in eine neue Season starten, sondern auch dazu, dass ein paar neue Formate auf den Small Screen kommen. Eins davon ist Flash Forward.

Stellt euch einfach vor, ihr werdet an irgendeinem Dienstag, 11:02:14 wach, nach dem Ihr einen Blackout hattet, einen Blackout von genau 2:17 Minuten. Und alle anderen auch. Und alle, jedenfalls alle mit denen Ihr redet, haben während dieses Blackouts einen Traum. Oder besser: Eine Vision. Und zwar alle vom selben Zeitpunkt, ein halbes Jahr in der Zukunft. Kanonisch. Man kann eure Visionen aneinanderlegen, wie ein Puzzle.

And everything falls into place.

Passt einfach. Stimmig. Kurz gefasst haben wir hier also im Prinzip das Bild aus den Augen aller Menschen zu einem definierten Zeitpunkt in ca. 6 Monaten. Und jetzt was? Herausbekommen, warum diese Vision entstand. Herausbekommen, was genau in der Zukunft passieren könnte. Herausbekommen, ob es einen Verursacher gibt und wenn ja, welchen. Und nebenher dürft ihr auch noch mit euren eigenen, kleinen Problemen kämpfen. Stellt euch vor, in Eurer Vision lag nichtmehr euer jetziger Partner neben euch im Bett, sondern jemand, den Ihr noch nie gesehen habt. Komisches Gefühl?

Und immerhin kommen die Protagonisten schnell auf die Idee im Internet erstmal eine Art Social Network aufzuziehen, in dem jeder seine Vision beschreiben kann. So ergibt sich nach und nach ein Bild vom Stichtag.

Im Fokus von Flash Forward steht eine kleine FBI-Einheit, die versucht das ganze aufzuklären. Rauszukriegen, was in 6 Monaten passiert, rauszukriegen, welchen Wert diese Visionen tatsächlich haben. Und Fragen zu stellen, nach der Ursache.

Vom Gefühl her ist Flash Forward irgendwo zwischen Lost und Jericho.
Das eine oder andere WTF ist gewährleistet, und wer mir bei Twitter followed kennt das, wenn ich Lost gucke. Und wie in beiden Shows geht es darum, sich in einer veränderten Welt zurechtzufinden, herauszubekommen, was sich verändert hat und warum.

Aber: Nicht nachdenken. Noch weniger, als sonst. Das klassische Zeitreise-Dilemma brüllt einen sonst nämlich ziemlich laut an. Nach einer Folge schon.

Wenn ich die Zukunft sehen kann, steht sie fest. Ist nicht veränderbar. Sonst hätte ich sie nicht sehen können. Oder ist es so, dass es eine mögliche Zukunft ist, aber nicht die tatsächliche? Kann ich ändern, was ich gesehen habe? Oder verändert das, was ich tue weil ich versuche dem zu entgehen, was ich gesehen habe, meine Zukunft so, dass das passiert, was ich sah? Ist es eine Vision der Zukunft oder eine Vision ohne Hintergrund? Und wer sind die ominösen Menschen, die man auf wenigen Videoaufzeichnungen während des Blackouts sieht, die offenbar nicht im Tiefschlaf liegen? Und was ist da Anfang der Neunziger in Somalia passiert?

Fragen über Fragen. Und bisher auf jeden Fall sehenswert!

Put down the remote

Ich hab ja immer mal wieder den großen Spass, mit Menschen zu reden, die mir erklären wollen, dass das deutsche Fernsehen mindestens genauso gut oder schlecht ist, wie das amerikanische.

Naja. Ich kann das US-TV natürlich nicht in seiner Breite beurteilen (kann ich in Deutschland aber ehrlich gesagt auch nicht), aber neben diversen großartigen Serien, wirklich guten Standups und Sitcoms und natürlich den Latenightshows, ist es auch einfach das Showtalent der Akteure, dass ich hier in Deutschland vermisse.

Drüben schaffen sie es nämlich ihren großen Shows nicht nur Glamour sondern auch Spass einzuimpfen. Erinnert sich jemand an die letzte Bambi-Verleihung? Eben. Zurecht. Guckt mal hier, Neil Patrick Harris (aka the LEGEN wait for it DARY Barney Stinson) moderiert nicht nur, nein, er singt auch einen genialen Eröffnungssong. Mag sich jemand kurz Oliver Geißen vorstellen, wie er einen Song vorträgt? Nicht, oder?

Und damit haben wir auch eines der besten Argumente für die Produktionen von jenseits des großen Teichs. Qualität.

In diesem Sinn… Suit Up für Neil Patrick Harris – Put down the remote.

<via Fernsehlexikon>

Und ich so: Yeaahh!

Das war also mein erster Flashmob. Und dann gleich ein so äh.. prominenter. Also so mit live Kanzerlin gucken und so. Naja.

Frau Merkel stand jedenfalls vorn und erzählte irgendwas ziemlich triviales (“und dann war ich 35 und der Herr Kohl sagte zu mir”) und wir standen ziemlich weit hinten und schafften es scheinbar ganz gut mit “Alle so YEAAHH!” für Verwirrung zu sorgen. Ich hab jedenfalls ganz eindeutig den Eindruck gehabt, dass die meisten Anwesenden (die mitgemacht haben) großen Spaß hatten. Besondere Highlights kamen natürlich immer dann zustande, wenn die da vorne irgendwas sagte, wo das Yeaahh wie die Faust aufs Auge passte.

Und dann haben sie die Mauer gebaut

…und alle so Yeaahh!.

Ich fands vor Ort unglaublich schwer, zu beurteilen, wie laut wir wirklich waren. Aber dem genervten Blick den Frau Merkel zwischendrin aufsetzte nach zu schließen, laut genug.

Wobei ich für mich sagen muß, dass die Reaktion bzw. Ignoranz von Frau Kanzlerin mir recht egal war, da hab ich nichts erwartet. Aber ganz großartig waren die anfangs wirklich hasserfüllten Blicke von irgendwelchen Anti-AKW-Heinis, die da munter ihre (nutzlosen, weil wirkungslosen) Plakate hoch hielten.

Mal ehrlich: Glaubt Ihr echt, dass Ihr damit IRGENDWAS ändert?

Das war für mich auch irgendwo mein persönlicher Hintergrund des ganzen. Wobei der mir viel später erst bewußt wurde. Nonsense. Weil das ganze Prozedere Nonsense ist. Die da vorn, die nicht mal mehr was programmatisches erzählt, sondern krampfhaft versucht sympathisch und lässig rüberzukommen (was ihr – oh wunder – mißlang), die da unten, die entweder sowieso schon wissen, dass sie CDU wählen, oder schon wissen, dass sie nicht CDU wählen und – wohl egal was passiert wäre – ihre Meinung auch nicht geändert hätten.
Und wir, die nicht dort waren, weil wir in dem Fall was politisches sagen wollten, sondern weil irgendein Kasper auf irgendein Wahlplakat einen blöden Spruch geschrieben hatte. Ich glaube nicht – im Gegensatz zu den Artikeln die ich so gelesen habe – dass es den Motivator gab, der uns alle dahin brachte. Ich glaube, jeder hatte seine eigenen, kleinen, persönlichen Motive. Die Piraten, die sicher auch “Wahlkampf” machten, die Protestler. Und eben die Nonsense-Fraktion.

Auch völlig egal, eigentlich. Ich hatte eine Stunde lang großen Spaß. That’s it. Und ich bin trotzdem nicht unpolitisch.

Wer es nicht verstanden hat: Spiegel online (“Flashmob-Terror” – is klar)

Wer es eher verstanden hat: Mopo