Damals.. so 1950 oder so…

Habt ihr das auch ab und zu mal, dass ihr darüber nachdenkt, wie man so.. „damals“ ausgesehen hat.

Meist verbunden mit einem gewissen Gruseln? Gerade die 80’er sind für mich da absolut grausam. Das hieß erst Nikki-Pullover, später dann Wit-Boy-Hosen (Jeans, die unten so ein weißes Stretch-Bündchen hatten). Bei den Mädels glaube ich Dauerwelle ganz groß. Naja, ich war jung (irgendwo zwischen 6 und 16) und hatte keine Ahnung.

Dankenswerterweise liegen die wirklichen Fotos aus der Zeit bei meinen Eltern (hoffentlich tief vergraben). Nun gut: Wer sich trotzdem mal angucken will, wie man damals so ausschaute, kann dies bei Yearbookyourself mal ausprobieren. Großer Spass 🙂
Und damit ihr seht wie ich so ausgesehen, habe, vor allem mit -34, also 1950, dürft ihr euch hier ein paar Mal mein wunderhübsches Gesicht im Wandel der Jahre anschauen. Besonders toll: Ich bin eigentlich gar nicht gealtert 😉

Gefunden bei Kahta
Gesehen inzwischen auch bei Casi und Katja

Der olympische Geist

Das Reizzentrum hatte ja bereits auf meinen letzten Olympia-Beitrag kontrovers reagiert. Jetzt bin ich dort heute über einen Artikel gestoßen, der diesen TAZ-Artikel verlinkt. Und sehe es – wie zu erwarten – komplett konträr. Dabei geht es darum, fünf “olympische Ideale” zu benennen und ihr Fehlen zu beklagen. Am einfachsten gehe ich mal auf jedes im Einzelnen ein und sage dazu, was ich dazu denke:

das Ideal des Amateurismus
Die olympischen Spiele erheben mehr oder weniger stark den Anspruch die Weltelite in den jeweiligen Sportarten zusammen zu rufen.
Eine Position in der Weltelite zu erreichen und zu halten ist im Sport aber nun Mal mit einem recht großen Aufwand verbunden. Es ist inzwischen wohl nahezu unmöglich mit 2 Stunden Einsatz alle 3 Tage zu den Top 10 in irgendeiner Sportart zu gehören, die von einer nennenswerten Menge an Menschen betrieben wird. Zudem erfordert es der Sport ja auch, dass man an Wettkämpfen teilnimmt. Dies bringt jedoch auch finanziellen Einsatz mit sich.
Auch die Teilnahme an den Spielen verursacht ja nicht geringe Kosten für den Teilnehmer: Reise nach Peking, Freistellung vom eigentlichen Beruf etc. wären bei Amateuren ja alles Dinge die sie selbst aufbringen müssten.

Amateurismus bedeutet also: Spiele für die Reichen. Diejenigen, die aufgrund ihrer Stellung die Möglichkeit haben größere Zeit in ihr “Hobby” zu stecken, diejenigen die in der Lage sind auch größere Kosten zu stemmen.

Damit will ich ausdrücklich nicht alle Aspekte des Profitums hochjubeln. Aber ich denke schon, dass dies die bessere Lösung ist. Sowohl was den Leistungsgedanken angeht, als auch was die Möglichkeiten für den einzelnen angeht. Und dass unter Profibedingungen die Wahrscheinlichkeit höher ist, dass auch soziale Randgruppen erfolgreiche Sportler hervorbringen ist ja kein ganz schlechter Effekt.

Bindung des Sports an ethische Regeln und Grundsätze
Sport ist, genau wie fast alle anderen menschlichen Erfindungen an Regeln gebunden. Üblicherweise für die jeweilige Sportart definierte Regeln. Das hat zunächst einmal überhaupt nichts mit ehtik zu tun, sondern mit praktikabilität. Wettkampf ist nur dann möglich, wenn die Wettkämpfer sich einem Regelkorsett unterwerfen. Blöde gesagt würden beim 100m-Lauf sonst alle Motorrad fahren, weil es damit schneller ginge. Definition des Ziels und der Optionen dies zu erreichen. Regeln.
Mit Ethik selbst hat Sport meiner Meinung nach überhaupt nichts zu tun. Sport ist die Überhöhung des kapitalistisch-darwinistischen Prinzip. Nur die am besten Angepassten “überleben”. Nur diejenigen die ihr Leben möglichst optimal dem Ziel unterordnen in der jeweiligen Sportart zu gewinnen UND die die besten Voraussetzungen mitbringen, gewinnen am Ende. Das ist das genaue Gegenteil von dem was die meisten meinen, wenn sie über ethische Regeln und Grundsätze nachdenken.

das Prinzip der Leib-Seele-Einheit
Ja, da merken wir, dass die “olympische Idee” irgendwann Ende des 19. Jahrhunderts geboren wurde. In einer sich noch nicht wirklich differenziert habenden Gesellschaft, die noch in altertümlichen Strukturen denkt. Generalisierung statt Spezialisierung. Natürlich spricht nichts dagegen, wenn die Athleten neben dem Körper auch den Geist trainieren. Zunehmend mehr wird es sogar für den sportlichen Erfolg relevant auch “was im Kopf” zu haben. nur: Das ist keine zwingende Grundlage für sportlichen Erfolg. Und um den geht es hier.

Selbstvollendung
Aehja. Tschuldigung aber das ist nun echt irgendwie Esoterik-Kram, oder? Die TAZ schreibt dazu “Beim Prinzip der "Selbstvollendung" geht es nicht um einen vollendeten Körper, eine vollendete Wettkampfleistung.” Aehja, nicht? Sondern um eine durchschnittliche Wettkampfleistung? Etwas später folgt dann: “Dieses ganz individuelle Einüben körperlichen Könnens und seiner Selbsteinschätzung dazu ist eine der spannendsten Erfahrungen, die Athleten aus meiner Sicht erleben können.”.
Und? Übrigens ja nun was, das ein durchschnittlicher Sportler täglich hat. Also das Einüben körperlichen Könnens, das der Autor so toll findet.

Aber eigentlich: Wettkampf! Sieg! Sport!
Okay, nach Meinung der TAZ ist das wohl alles nebensächlich, aber da es hier um meine Meinung geht: Selbsterfahrungstrips haben mit den Spielen ja nun erstmal genau gar nichts zu tun.
Wer meint er müsse “Selbstvollendung” anstreben.. bitte, aber darum geht es erstmal vorrangig nicht. Wettkampf. Sieg.

die Friedensidee des Sports
Krieg oder Frieden ist eine politische Entscheidung staatenführender Personen oder Gremien.
Sportlicher Erfolg ist die individuelle Leistung einzelner Athleten (bzw. der Athleten und Ihrer Stäbe).
Krieg ist eine im weitesten Sinne aufgrund wirtschaftlicher Bestrebungen getroffene Entscheidung zu gewalttätigen Handlungen gegenüber anderen Staatenkonstrukten.
Sport bietet möglicherweise die Möglichkeit, Freundschaft zwischen Athleten verschiedener kriegführender Parteien herbeizuführen. Das unterschätzt aber die Tatsache, dass es in modernen Kriegen fast nicht mehr darum geht, ob man sich “mag” oder nicht, sondern schlicht darum, inwiefern einer der beiden Wege mehr Erfolg verspricht. Übrigens auch schon im Mittelalter die größte Antriebskraft hinter gewalttätigen Auseinandersetzungen. Hat also eigentlich so gar nichts miteinander zu tun. Die beiden spielen sich einfach auf völlig unterschiedlichen Ebenen ab.

Olympische Ideale? Siehe oben. Brauche ich nicht. Gebt mir Sport, Erfolg, Höchstleistungen, Rekorde, Unterhaltung. Das hat sich seit Caesar nicht geändert: Entertain me. Spiele. Gladiatoren. 

Wo bleiben die Löwen? Los, zerfetzt mich.

Protestwegschalten

Dank der olympischen Spiele ist ja mal wieder das Thema “Was darf man im Fernsehen gucken” in der Öffentlichkeit und damit auch in den Medien.

Lustigerweise ungefähr bis 20 Minuten vor Beginn der ersten Übertragung.

Denn wenn erst einmal Spiele sind, schauen am Ende doch wieder (fast) alle. Und der ach-so-wichtige politische Aspekt tritt in den Hintergrund.
Ich würde ja sagen “hab ich ja vorher gesagt”. Hab ich aber nicht. Nur gedacht.

Irgendwo hab ich am Samstag nach der Eröffnungsfeier gelesen, dass damit ja auch die Hoffnung auf politische Veränderung verbunden sei. Immerhin hätten Chinesen auch für die Mannschaft von Taiwan geklatscht. Ich sag jetzt mal nichts über naive Idealisten und so.

Schön, wenn ihr das glaubt. Und wenn ihr damit die Ausrede habt, die Spiele so zu bejubeln wie jedes Mal. Bitte. Macht das.

Aber zum eigentlichen Thema dieses Artikels: Das “Wegschalten” aus Protest. Die damit verbundene Logik sagt ja ungefähr:
“Wenn ich Sendung XY nicht schaue, dann sinken die Einschaltquoten und damit die Werbeeinnahmen. Dadurch werden die Sender dann dazu gebracht die Sendung nicht mehr zu zeigen/produzieren, weil sie damit kein Geld verdienen”.
Dieses Motto wird für Olympia dann noch ungefähr soweit verlängert dass ja dann
“China damit weniger Einnahmen generiert und deshalb über seine Politik nachdenkt”.

Schritt 1:
Rein faktisch werden die für Werbespendings relevanten Einschaltquoten ungefähr wie folgt ermittelt: Es gibt eine Auswahl an Haushalten, in Deutschland sind das knapp 6.000, die von der GfK ein Gerät bekommen. Diese Haushalte sind zufällig ausgewählt – also quasi nach den Grundlagen der repräsentativen Stichprobenziehung. Das heißt sie können als Stellvertretend für die Gesamtmenge der Fernsehgucker in Deutschland verstanden wirken. Wenn also jemand der so ein Gerät zuhause stehen hat eine Sendung guckt, steht er damit für 1/6.000 der Gesamtbevölkerung. Jeder andere (!) kann sehen was er will oder nichtsehen was er will. Es hat keinen Effekt auf die “Einschaltquoten”. Natürlich hat es einen reellen Effekt auf die Gesamtanzahl derjenigen die eine Sendung schauen, nur merkt es eben niemand so wirklich.

Wenn ihr also aus politischen Gründen wegguckt, wird das höchstwahrscheinlich niemand mitbekommen, der an irgendeiner entscheidenden Stelle sitzt.

Schritt 2:
Die Werbeausgaben werden in der Regel vorher vereinbart. Das heißt, dass China bzw. das IOC bereits den Betrag X einplanen kann. Wenn jetzt niemand zuschaut, beißen sich die Sponsoren möglicherweise sonstwohin und ärgern sich, möglicherweise werden die Werbeausgaben für die nächsten Spiele (London) auch gesenkt. Aber in Beijing ist der Umsatz den die Briten mit “ihren” Spielen machen vermutlich ziemlich irrelevant.

Wenn ihr also wegguckt, wird das höchstwahrscheinlich nicht die Chinesen treffen.

Schritt 3:
China ist eine Volkswirtschaft mit irgendwo um/bei 1,3 Milliarden Einwohnern. 1.300.000.000! Diese Volkswirtschaft hat im Jahr 2007 allein Waren im Wert von 955 Milliarden US$ eingeführt. 955.000.000.000! Die Spiele in Turin und Peking haben Marketingeinnahmen in Höhe von 5 Milliarden Dollar generiert. Nehmen wir einfach mal an, dass davon ein größerer Teil durch die Sommerspiele kommt. Meinetwegen 3,5 Milliarden. Das sind 3.500.000.000. Rechnet das einfach mal gegeneinander. Das sind pro Chinese gerade noch 2,70$. Im Umkehrschluss hätte das den Effekt, den es in Deutschland gehabt hätte, wenn die WM 2006 160 Millionen Dollar eingebracht hätte. Wenn überhaupt. Und jeder der WM Hauptsponsoren hat damals allein 40 Millionen investiert.

Und diese Einnahmen gehen ja nichtmal vollständig nach Beijing. Die Relevanz der reinen Geldumsätze ist also klar.

Wenn ihr also was anderes schaut, interessiert das in China finanziell erstmal niemanden.

Schritt 4:
Aber das Image!
Ja, China ist sicherlich darauf bedacht durch die Spiele sein Bild im Rest der Welt positiv darzustellen. Aber mal ehrlich, glaubt ihr dass ein paar Deutsche, die sich die Spiele nicht ansehen da wen kümmern? Die Spiele sind eine Demonstration wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit. Eine Demonstration logistischer Fähigkeiten. “Seht her, die Chinesen können sowas organisieren”. Und am Ende ist es das, was für die Organisatoren zählt. Nicht dass es “sympathisch” war.

Wenn ihr also wegseht, werden eure nächsten Turnschuhe vermutlich trotzdem in China zusammengeklebt.

Fazit:

Schaut ruhig was anderes, guckt weg, wenn ihr möchtet. Vielleicht interessiert es euch auch einfach nicht. Alles kein Thema. Aber hört doch bitte auf mit zwei Dingen:
Anderen zu erzählen, wie sie sich richtig verhalten müssten, um die Ungerechtigkeit in dieser Welt zu lindern und zu behaupten ihr würdet die Welt retten.

Macht ihr nicht.

So schon gar nicht.