Prioritäten

Montags um 05:45, der Radiowecker tut, was Radiowecker halt so tun. Krach. Dummes Gelaber. Mehr Krach.

Aus dem Bett wälzen. Zwei Stunden früher als gewohnt. Am Montag. Gibt schöneres. Radiowecker aus (endlich ist Ruhe), ins Bad: Klo, Duschen, Zähneputzen, Haare bürsten, Deo, Düftchen, Tabletten. Was man halt so macht. Unterwäsche, Hemd, Anzug, Krawatte. Laptoptasche packen, Visitenkarten einstecken, Frisur nochmal checken, raus.

Ab ins Auto, reinfahren, Parkplatz suchen, rüber latschen. Warten. Flieger überbucht. Doof gucken, genervt sein. Termin ist fest und wichtig und überhaupt. Mietwagen steht auch schon bereit.

In letzter Minute dann doch noch eine Bordkarte. Adrenalin. Immerhin bin ich jetzt wach.

Ab in den Sicherheitscheck. Wie immer in Hamburg: Sprengstoffkontrolle. Was auch immer die immer mit meinem Laptop haben. Tippe heimlich aber auf Katzenhaare.

Sitze im ungemütlichen Flieger. Warten. Fliegen. Landen. Aussteigen. Warum müssen eigentlich immer alle sofort aufspringen, obwohl alle wissen, dass es noch ewig dauert, bis man raus kommt? Egal. Bleibe sitzen, bis ich raus kann. Mietwagen einsammeln. Zum Kunden fahren. Stuttgart, Autobahn ins Nirgendwo. Verfahren weil das Navi es nicht besser weiß. Dann doch noch gefunden. Pünktlich. Parken. Rein zum Kunden.

Termin. Showtime. 45 Minuten lang.
Super. Kunde glücklich. Ich auch.

Raus. Ausparken. Mit dem Mietwagen zurück. Stunde Fahrt durch die Südwestdeutsche Pampa. Rein ins Parkhaus, raus aus dem Auto. Rückgabe abwarten. „Alles ok“. Sicherheitscheck. Diesmal wie üblich außerhalb Hamburgs kein Sprengstoffverdacht. Was zu lesen gekauft. Bei Burger King in der Schlange zwischen Burger King Amateuren stehen. King des Monats nicht als Menu bestellen, obwohl der billiger ist, als nur der Burger. Dafür der Freundin sagen, dass sie ihren Burger doch im Menu nehmen soll, weil das billiger ist, als nur der Burger. Was falsch ist. Bedienung hört nicht richtig zu. Lange Diskussion. Ich bin nicht genervt. Nur… Müde.
Irgendwann bin ich dran. Bestellen. Essen. Trinken.

Zum Gate. Kurze Wartezeit. Durchsage, dass sich das Boarding um 10 Minuten verzögert. Auch egal. Boarding. Im Flieger sitzen. Warten. Boarding completed. Durchsage, dass es etwas dauert. Warten. Nächste Durchsage. Defekt am Flügel. Servicetechniker sind unterwegs. 30 Minuten im Flieger sitzen. Unbequem. Lesen. Dösen. iPhone-Akku zusehen, wie er langsam leer wird. Neue Durchsage: Techniker repariert jetzt. Gute Nachricht: Es geht. Schlechte Nachricht: Es dauert. Noch `ne Stunde rumsitzen. Lift off. Müde. Touchdown. Raus.

Rüber ins Parkhaus. Ticket bezahlen. Zurückfahren. Ankommen. Abends. Noch etwas auf den Rechner starren. Duschen. Irgendeine Serie gucken. Ab ins Bett.  Schlafen.

Fällt Euch das auch so schwer? Diese 45 Minuten, die wirklich gut waren, für die man das alles auf sich nimmt, die Spaß machen, Erfolg bestätigen, die man Tage vorbereitet…
Die nach so einem Tag überhaupt noch zu bemerken? Irgendwann Dienstag war ich dann plötzlich zufrieden mit dem Montag. Endlich.

Eigentlich viel zu spät. Oder?

Warum ich die Sky-Live-TV-Kampagne für eine großartige Idee halte…

Nachdem ich an mehreren Ecken des Internet und im Büro das Thema hatte, hier mal eine kurze Einschätzung der aktuellen Sky-Kampagne

Vorweg: Die Idee ist aus meiner Sicht super.
Wir „Hardcore-„Fußballfans müssen uns da mal einen Moment aus dieser „wenn’s Relevant wäre, hätte man es doch“-Position verabschieden.

Wen spricht Sky an? 

Erst mal alle, die auf den besendeten Kanälen fern sehen.
Große Streuverluste, wie eigentlich immer im TV, klar. Aber: Eigentlich exakt die erweiterte Sky-Zielgruppe Neukunden.
„Fern-Seher“.
Ein paar davon haben Sky und gucken das Spiel nicht, ein paar davon interessieren sich nicht für Fußball. Vermutlich sowas wie 40 Millionen Deutsche werden am Dienstagabend zumindest grundsätzliches Interesse am Spiel Arsenal (London…;-)) gegen Bayern München haben.
Guckt mal am Vormittag nach CL-Spielen in Euren Büros rum, wer da alles über die CL Spiele des Vorabends spricht.
Oft nur auf Basis von Zeitungsberichten oder Hörensagen, aber ich behaupte: Fast alle regelmäßigen Sky-Gucker die mit Kollegen darüber reden kennen die Nachfragen „Wie war das Spiel?“ oder „War das wirklich so wie die $Tagespresse schreibt“ oder „Haste geguckt?“. Daraus kann man eines ganz gewiss ableiten: Neugierde. Und die meisten dieser neugierigen Kollegen werden am Dienstagabend irgendwie den Fernseher laufen haben und irgendwas gucken, was nicht Fußball ist.

Was muss Sky erreichen?

Nur muss Sky diese Neugierde in Abschlüsse transformieren, was so abstrakt sehr mühsam ist. Je größer der Abstand zwischen Angebotskontakt und möglicher Entscheidung wird, desto kognitiver geprägt ist diese. Heißt: Der Verstand wird wichtiger, es wird gezählt und verrechnet.

„Jaa, ich finde das schon interessant, aber dafür 40 Euro im Monat? Ich guck ja maximal ein bis zwei Spiele dann… “ werden die meisten sagen. Ich hab das auch lange gesagt. Das ist für Sky natürlich ein Problem. Blöde gesagt: In der Sommerpause ist die Idee im Februar Dienstags Champions League zu gucken ziemlich weit weg.

Also muss Sky eigentlich dafür sorgen, dass die Menschen wahrnehmen, was sie verpassen. Und genau das sollte heute Abend passieren. Mit etwas Glück wird das ein packendes Spiel. Mit etwas Geschick isoliert Sky genau die Szenen, die in 40 Sekunden soviel Spannung erzeugen, dass die Werbe-Zuschauer ein „würde ich jetzt gerne sehen“ Gefühl entwickeln.

Etwas konstruiert für uns „Hardcore“-Fans: Abendessenbesuch bei Muttern, kein Sky, aber gemeinsames TV-Gucken. In der Werbung: 60 Sekunden vom Spiel.

Was passiert? Mindestens sowas wie „hui, zuhause würde ich das jetzt gucken“.

Und ungefähr dieses Gefühl sollte Sky bei den Zuschauern erzeugen, nur eben auch bei denen, die zuhause sitzen.

Emotional

Das wird dann nämlich plötzlich ziemlich emotional. „Geil, das scheint ja ein Hammerspiel zu sein*“…  („*und ich kann es nicht gucken“)

Natürlich nicht bei allen, aber ich behaupte, dass es genug gibt, die sich über die Ausschnitte freuen, hingucken, mitfiebern, und die wenn der Ausschnitt vorbei ist „schade“ denken.

Und dieses „schade“ ist genau die Emotion, die Sky braucht. Die löst nämlich Bedürfnisse aus. Ich will das jetzt haben. Jetzt gucken. Jetzt gucken können. Need. Need now. Gib mir! Jetzt.

Erfolg?

Wenn alles gut läuft, löst das bei einigen weitere Impulse aus.
„Ich guck mir das doch nochmal an…“.
Second-Screen anyone? Der Weg zu sky.de ist kurz…
„Oh, ein Angebot? Oh, doch „nur“ 24,95? Ich glaub ich ruf da mal an.“..

Wenn insgesamt 10 Millionen Zuschauer das sehen…
Wenn davon 50% / 5 Millionen interessiert zusehen…
Wenn davon 10% / 500.000 es „gern hätten“…
Wenn davon 10% / 50.000 „noch mal drüber nachdenken“…
Und davon 10% / 5000 in der nächsten Woche Sky bestellen…

Geschätzt mindestens 1,5 Mio. Umsatz oder mehr. Im ersten Jahr.

Nicht so schlecht. 

Ob das so kommt, weiß ich nicht. Das liegt am Spiel, daran, was Sky daraus macht, daran, wie responsiv die Zuschauer sind. Kann ich so nicht sagen. Aber die Idee ist gut. Und bestimmt besser, als mal wieder sechs Standard-Spots zu zeigen, die eh alle schon x mal gesehen haben.

Das ist gut investiertes Geld. Zumal: Wenn es funktioniert hat, kann man es wiederholen…

Dieses Ding mit der progressiven Kirche

Mal ehrlich… hier so unter Uns:

Gott* diktiert irgendwem (wahlweise Mohamed, Moses, Jesus, diversen Aposteln, sonst wem…) so ein paar grundlegende Werte in den Schädel. Angefangen bei diesem Basisdingsda wie „Du sollst nicht Töten“** bis hin zu etwas ausführlicheren Geschichtchen, die sich dann mehr oder minder direkt in Form eines heiligen Buches manifestieren. (Die Christen nennen es Bibel).

* also der allmächtige, allwissende, allirgendwas, der schon seit Allzeiten… Ihr wisst schon..
** Je nach Theismus sind Ausnahmen mehr oder weniger die Regel

Na, jedenfalls. Es gibt dann dieses Buch, in dem steht, wie Gott alles sieht. Und wie Gott findet, dass wir – seine Geschöpfe – uns verhalten sollen. Also eben nicht töten, nur Sex mit andersgeschlechtlichen Partnern die vorzugsweise irgendwie angetraut sind, kein Sex vor der Ehe, kein Schwein essen, Sonntags keine Lichtschalter bedienen, whatever.

Sicherheitshalber noch mal: Gott ist allwissend.

Und dann, paartausend oder so Jahre später kommen diese komischen Menschen, die diesen Gott beglauben und finden „Das hat der vor paartausend Jahren gesagt, das ist heute aber doch gaaanz anders! Aus Gründen.“.

Also der allwissende Gott, der selbstverständlich in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zuhause ist, keine Fehler macht… Dieser Gott also, stellt allgemeingültige Regeln auf, die dann aber TADDAAA plötzlich irgendwie doch gar nicht allgemeingültig sind.

Weil Gott.

Nun.

Weil Gott vergessen hat, die Regeln zukunftstauglich zu machen. Oder weil er Homosexualität nach 2000 Jahren eigentlich doch ganz okay findet.

In diesem Gottesbild sinngemäß Gott also so „Sorry Leute, ich hatte ’nen Scheißtag, damals. War alles nicht so gemeint. Strenggenommen sind Homosexuelle nämlich total schnafte und… das mit dem Allwissend.. nicht so eng sehen, ne?! Oh und das mit der Scheidung… geht auch okay. Nur töten… besser nicht!“.

Wäre ich gläubig, fände ich das irgendwie ausreichend unlogisch, um mal anzufangen Fragen zu stellen. So die naheliegenden, einfachen… „Mhh.. sagt mal, allwissend? Echt jetzt?“. Oder „Das mit der Zukunftssicherheit ist ja so ne Sache bei unserem Gott hier, oder?“. Oder „Was erzählen die Kirchenhansels uns da eigentlich?“.

Aber das passiert nicht. Stattdessen wird das je nach dem super oder so gefunden. „Anpassung an die Moderne“. Als wäre Religion verhandelbar. „Heute glauben wir anders als damals.“.

UND DAS GLAUBT IHR?!

Ich meine… ich hab ja leicht reden, als Atheist. Ich kann einfach Theorien über Bord werfen, die nicht stimmen, das ist hier systemimmanent.
Aber als Theist? Naheliegend wäre es doch, z.B. das Konzept des Allmächtigen in Frage zu stellen, anstatt es sich quasi Jährlich neu hin zu biegen. Den ganzen Kirchenkram mal deutlich auf die Probe zu stellen. Aber neeein, „Man muss das mit Bezug zur Zeit sehen“.

Als außenstehender wirkt dieser pseudomodernisierungs-Wunsch völlig absurd. Das passt so überhaupt nicht auf die Dogmen, die die Kirche so hochhält. Stichwort erneut: Allmacht und Allwissen.

Und wenn ich schon mal dabei bin.. wenn das mit dem Allwissend nicht so weit her ist, wer sagt mir dann, dass das mit dem Himmel.. und dieser ganze andere Kram…

Wenn ich etwas Präsentiere und ich hab auch nur zu viele Tippfehler in der Präsentation, fangen die an mich auseinanderzunehmen: „Herr Curi0us, wenn Sie nicht mal in der Lage sind, die Präsentation formal akkurat zu gestalten, warum sollen wir Ihnen dann die Inhalte glauben, die viel komplizierter sind?“.

Bei Gott. Naja, nee. Die Kirche sagt das, wird schon wahr sein. Oder wahrhaftig. Oder so.

Der Witz ist doch: Bei den meisten von Euch würde ich mit Argumenten in der Form auf Granit stoßen, es sei denn, es geht eben um die Kirche. Um Gott. Um „Glauben“. Klar, weil Glauben und Argumente nicht so richtig zusammengehen. Da gibt es wohl irgendwelche Sonderregeln, die keiner Versteht, nach denen der Kirche aber erst mal offenbar alles geglaubt wird. „Sagt der Papst“. Ach so, dann.

Ist wohl „leichter“.

Aber mal ganz ernsthaft: Warum glaubt Ihr das? Warum könnt Ihr in diesem einen Punkt alle nachvollziehbaren, logischen, systematischen Überlegungen ignorieren?