- Was ist wichtiger: Mitgefühl oder Verständnis?
- Warum lerne ich gefühlt nur noch Menschen von weiter weg kennen, die ich dafür dann zeitweise schlimm vermisse?
- Hab ich die guten Hamburger in meiner Reichweite schon alle durchgespielt?
- Wie viele Auswärtsfahrten wären wohl schöner, wenn das Spiel 3 Minuten vor Anpfiff abgesagt wird?
- Wozu war dieser DFB-Pokal noch mal gut?
- Warum ist die Äppelwoisituation in Hamburg so kompliziert? Und überhaupt, können wir im Stadion bitte Bembel statt Bier haben?
Wäre auch super mit Blick auf #astraauskippen - Mag man eigentlich die Menschen oder die Aufmerksamkeit die sie einem schenken?
- Wie oft muss man Ma..enschen erklären, wie man Emails nach Datum sortiert, bevor man ihren Rechner anzünden darf?
- Könnte IKEA bitte eine Familienspur für Menschen, die im Gang stehen und diskutieren wollen und eine Fastlane für Menschen, die wissen was sie tun einführen?
- Und warum sind die Auswärtsfahrten, bei denen ich die oben genannten Menschen besuchen oder wenigstens kurz sehen könnte alle erst im nächsten Frühjahr oder aus diversen Gründen nicht möglich?
- Was bedeutet „vernünftig“ eigentlich?
Oft doch auch nur kompliziert für „tue nicht was Dich jetzt glücklich, sondern was Dich später vielleicht nicht unglücklich macht“. - Und wie oft macht einen diese Vernunft dann trotzdem jetzt und später nicht glücklich?
- Kann es überhaupt vernünftig sein, auf seine Gefühle zu hören?
Denkt doch an die Kinder
Auf ’ne Art sind Fußballvereine ja emotional auch sowas wie die Kleinkinder der Fans.
Alle um Dich rum interessieren sich irgendwie für Deinen Nachwuchs/Deinen Verein, was er gerade macht, was er kann, Erfolge, Misserfolge.
Aber es fühlt sich immer eher so an, als würde da nur unqualifiziertes Gesabbel kommen. Mischen sich ungefragt ein, wollen mal Streicheln, erklären, wie sie was wahrnehmen, (anders!) machen würden.
Mal ehrlich: Die haben doch wirklich keine Ahnung.
„Die Niederlage am Wochenende war schon verdient, ne?“
„Lass mich. Das ist meine Entscheidung. Ich lass mir nicht in meine Erziehung reinquatschen und weiß eh als einziger, was am besten für…“
Oder so.
Erschwerend kommt bei Fußballvereinen dann ja noch dazu, dass diese im Gegensatz zu Kleinkindern auch noch polarisieren.
Dein Verein ist natürlich super. Der Beste. Welt.
Aber andere werden Deinen Verein genauso intensiv doof finden, wie Du ihn gut. Wegen der Fans oder der Spieler oder der Führung. Wegen persönlicher Erfahrungen („damals, das Auswärtsspiel in… die Ordner waren schon scheiße und dann… die Anja, im Kindergarten. Hat mir nie die Tür aufgehalten, obwohl ich ihr immer was zu Trinken mitgebracht habe! So ne doofe Kuh!“). Oder einfach so. Wie bei Menschen. Wie bei Kindern. Man mag einfach nicht jeden. Hey, der X… wie der mich schon immer anguckt. Arschloch!
„Gefallen“ ist dann ja auch irgendwie keine allzu rationale Kategorie.
Und das wird dann eben auch artikuliert.
Du bringst Dein Kind zum Kindergarten und bist gerade stolz wie Bolle, dass es sich heute ganz allein die Schuhe ausgezogen hat, die Hausschuhe an, die Jacke akkurat aufgehängt und lobst ihn: „Toll gemacht!“.
Auftritt Karl Heinz, Vater von Susi, Kalle ist eigentlich ok (und vor allem: Wir mögen Susi!), heute aber mit dem falschen Fuß aufgestanden und „DAS DOOFE SCHEISSBLAG! DAS HAT DEN KLEIDERHAKEN ÜBERHAUPT NICHT VERDIENT! JETZT HAT SUSI KEINEN!“.
Umboxen (nur Karl Heinz, wir mögen Susi!) kann hier eine Lösung sein. Ist aber zivilisatorisch etwas negativ belegt und wird gerade von außenstehenden eher weniger toleriert. Wohin also mit den Emotionen?
Der moderne, medienaffine Mensch flüchtet sich dann eben in die sozialen Medien um sich über die Leistung des Kindes…der Mannschaft…also jedenfalls die Gefühle müssen raus. Karl…na Ihr wisst schon. Und vielleicht kann man Susi doch spontan noch etwas beiseite grätschen?
Dumm nur, dass man sich ein Netzwerk aus Eltern anderer Vereine aufgebaut hat, die natürlich (verdammt!) vieles auch noch unqualifiziert (siehe oben) kommentieren müssen.
Und dass Karl Heinz auch dabei ist. (Aber hey, wir mögen Susi! Umgrätschen!!)
Besonders dumm, wenn Dein Kindverein gerade eeecht ne schlechte Phase hat und Du – wenn Du ehrlich bist – ununterbrochen mit ihm schimpfen möchtest, aber aus pädagogischen und prinzipiellen Gründen (oder weil Du gerade nicht mehr die Kraft hast) eben doch nurn Schokoriegel hinlegst und „jaja, Papa hat Dich lieb!“ murmelst.
Oder zumindest nen Scheißtag hatte. Oder eigentlich der Erzieher schuld ist und man da einfach mal Dampf ablassen muss.
Aber Karl und Deine Freunde gucken Dir ja zu… und Deinem Verein. Und „mboah echt mal, der Kleine war ja letzte Klasse noch ganz gut, aber guck mal… hier Jacke auf’n Haken hängen reicht heute einfach nicht mehr aus, Versetzung gefährdet!“.
Und Du dann eben doch umboxen willst. Oder zumindest mal KLAR MACHEN MUSST, DASS DEIN KLEINER TROTZDEM SCHLAUER IST ALS SUSI! (auch wenn Susi ganz ok ist) UND SUSI DEN DOOFEN KLEIDERHAKEN GEFÄLLIGST DER SCHEISS SCHIRI IST SCHULD UND HÖRT DOCH MAL AUF IMMER ÜBER MEINEN VEREIN ZU LÄSTER…wartet.
Luft holen.
Geht’s wieder?
Eigentlich isses doch nur Fußball.
Irgendwie.
Wirklich. Nicht so wild. Nicht so ernst nehmen.
Sportlich bleiben.
Darf ich Karl Heinz jetzt endlich umboxen?
In welcher Welt…?
Drüben bei Twitter tauchte die Frage auf, was „Links sein“ ausmache.
Was sind eure Ideen von und zu einer politischen Linken? Was macht für euch "Links sein" aus?
— Tante Anna (@rosalaut) January 5, 2018
und wie ich so bin, hab ich dann erstmal einen Tweet darauf geschrieben, in dem ich versuchte kurz und knackig meine Position darzustellen.
Danach fing ich dann an nachzudenken.
Fing an, mich zu fragen, was für mich links ist. Ob ich mich als links empfinde, ob mir die Zuordnung zu „links“ wichtig ist. Schließlich führte mich das zu der vermutlich für „linke“ wie „rechte“ unter und hinter ihrer Position stehenden eigentlichen Frage:
In was für einer Welt möchte ich leben?
Tjanun. Ich kann das beschreiben, ich kann Dinge und Umstände benennen, die mir wichtig sind. Ich weiß für viele der Sachen nicht, wie wir sie erreichen können, aber ich möchte dennoch einmal beschreiben, wie ich mir die Welt wünsche.
Kurze Antwort aus meinem Tweet:
https://twitter.com/Curi0us/status/949337856392212480
Lange Antwort:
Ich möchte in einer Welt leben, in der alle Menschen ganz grundlegend für sich selbst entscheiden können, wie sie leben möchten. Allein oder mit anderen, in welchen Partnerschaften und Beziehungen, mit oder ohne Kinder. In einer Welt, in der sexuelle Orientierung ein Thema ist, das ungefähr so spannend diskutiert wird, wie meine aktuelle Frisur. Schlicht hingenommen. für Teilnehmer sexueller Aktionen zwischen individuen relevant, für alle anderen einfach da. Lieb doch, wen Du willst.
Ich möchte in einer Welt leben, in der „die Gemeinschaft“, also wir alle, im Zweifel wichtiger ist, als das Individuum. In der also Dinge getan oder gelassen werden, weil es für „alle“ besser ist, sie zu tun oder zu lassen. In der „für alle“ Straßen gebaut werden oder Schulen. In der „für alle“ Lehrende bezahlt werden, „für alle“ Kinderbetreuung sichergestellt wird, „für alle“ der Müll abgeholt wird, „für alle“ Der Bus und die U-Bahn fährt. Auch wenn mir oder Dir oder Ihr oder Ihm nicht gefällt, wenn die U-Bahn dann vor seinem Haus hält. Und in dieser Welt müssen eben auch „alle“ sich dafür einschränken. Sprich: „Alle“ müssen zahlen. Wichtig ist, dass dabei die persönliche Individualität nicht eingeschränkt werden muss. Aber ich halte es für wenig Individuell sich eine U-Bahn freie Nachbarschaft zu wünschen. Das hat nichts mit dem Individuum zu tun, sondern viel mit dem Drumherum.
Ich möchte eine Welt, in der es um Ausgleich geht. Den Ausgleich von Möglichkeiten. Anders gesagt: Chancengleichheit.
Das fängt damit an, dass jede*r vergleichbare Bildung genießen kann, jede*r ohne Ansehen von Herkunft, Elternhaus, Haut- oder Haarfarbe etc. eine vernünftige Schule besucht (und dazu zählt für mich auch die Möglichkeit sich relativ sorgenarm weiter zu bilden. Ob nun per Ausbildung, Universität oder sonstwie). Heißt für mich: Bildung z.B. müssen „alle“ finanzieren.
Ausgleich heißt aber auch, dass nicht alle gleich zur Finanzierung beitragen. Wer mehr hat, trägt mehr bei. Grundlegende Idee dahinter ist, dass diese „mehr“ seine Ursache ja darin hat, dass die Welt so ist, wie sie ist. Dass den Mehr habenden dieses Mehr durch die Gesellschaft ermöglicht wurde, und sie deshalb davon an die Gesellschaft auch zurückzahlen müssen.
Chancengleichheit heißt auch, dass alle (und zwar nicht nur am Tag 0 des Lebens) möglichst ähnliche Möglichkeiten bekommen, sich weiter zu entwickeln. „Weiter zu kommen“. Jede*r sollte eine realistische Chance auf Wohnraum haben. Jede*r sollte essen können, ohne Sorge, ob am nächsten Tag noch was da ist. Und zwar ohne dafür abgewertet zu werden. Ich glaube derzeit, dass ein Bedingungsloses Grundeinkommen hierfür eine wegweisende Möglichkeit sein könnte. Ich glaube nämlich nicht, dass Menschen aufhören produktiv zu sein, nur weil sie sich weniger Sorgen machen müssen. Zumal wir mittelfristig sowieso anfangen werden müssen, darüber nachzudenken, wie wir mit der fortschreitenden Automatisierung umgehen, ohne irgendwann immer mehr Menschen in der Gesellschaft zu haben, denen wir es trotz gesamtgesellschaftlichem Wohlstands und ohne Ressourcenknappheit nicht ermöglichen, ein menschenwürdiges Leben zu führen.
Ich weiß nicht, ob das BGE die optimale Lösung ist, aber der Grundgedanke, dass „für Essen, Wohnen und grundlegende Lebensumstände in positiv zumutbarer Weise gesorgt wird“ gefällt mir. Und ich halte Hartz IV und ähnliche Werkzeuge da für den falschen Weg, schon allein weil so Bedürftigkeit produziert wird, weil so Ausgrenzung geschieht.
Ich glaube, dass so etwas, wie das BGE „ermöglicht, statt einzuschränken“. Dass Menschen so mit gutem Gewissen und gutem Gefühl Schaffen können, ohne (zu große) Sorgen zu haben. Du willst Malen? Male. Rechne damit, dass Du nicht reich wirst, aber lebe zu würdigen Bedingungen und sei glücklich. Du willst lernen? Lerne. Du willst handwerklich arbeiten? Arbeite! Du weißt nicht, was Du willst? Lebe.
Hartz IV schränkt ein. Sagt „Hier ist Dein Geld. Und jetzt handle, wie es sich *der Staat* wünscht. Bewirb Dich. Iß billig. Wohne heruntergekommen. Protokolliere Dein Handeln. Sei dem Staat gefällig“. Das möchte ich nicht.
Ich glaube nicht, dass es uns allen schlechter geht, nur weil es jedem einzelnen gut oder zumindest aushaltbar geht. Ermöglichen wir, ohne einzuschränken.
Ich will eine Welt, in der dennoch Unterschiede existieren. In der für herausragende Leistungen belohnt wird. Ob nun durch Ansehen, Applaus oder mehr Geld. Ich glaube, dass für viele Menschen so Motivation geschaffen wird, über den Standard hinaus zu wachsen. Und ich bin davon überzeugt, dass das geht, ohne dass es denen, die am wenigsten haben schlecht gehen muss.
Ich will aber auch Ausgleich. Ich glaube nicht, dass jemand, der 10 Millionen verdient bessere Arbeit leistet, als jemand der 2 Millionen verdient. Umgekehrt: Ich glaube, dass leistungsfähige und motivierte Menschen zunächst nicht primär für die monetäre Entlohnung leistungsfähig und motiviert werden. Die irgendwann absurd werdenden Zahlen entstehen schließlich nicht aus der individuellen Motivation, sondern aus dem Wettkampf unterschiedlicher „Arbeitgeber“ um die aus ihrer Sicht besten Kräfte. Will ich den gefühlt besten haben, muss ich mehr bieten, als sein jetziger Arbeitgeber.
Hier kann die Gesellschaft regulierend eingreifen. Maxima schaffen. Abschöpfen. Wie groß soll die Spreizung zwischen dem, was jeder bekommt und dem was der bekommt, der am Meisten kriegt sein? Hundertfach? Tausendfach? Ich weiß es nicht, aber darüber sollte man reden.
Ich will eine Welt, in der Rationalität wichtig ist. In der Beweise zählen. In der Wissenschaftlichkeit im Zweifel den Ausschlag gibt. In der das, was für „alle“ gemacht wird (will sagen: Was die Gesellschaft bezahlt) auf Basis rationaler Argumente entschieden wird. (Ja: In der die gesellschaftliche Krankenversorgung sich darauf beruft, was evident – also beweisbar – den Zustand verbessert. Auf Zahlenbasis.).
Eine Welt, in der Gefühle ernst genommen werden, weil sie uns (und ja, mich nervt das selber) menschlich machen. Aber wenn es um Entscheidungen für die Gesamtheit geht diese eben nicht auf faktenlosen Einzelpositionen basieren sollen.
Eine Welt, in der Entscheidungen pro oder contra Gentechnologie oder Teilchenbeschleuniger oder Weltraummissionen nicht auf Basis von rein esoterischen Positionen, sondern möglichst informierter Nutzen-Risiko-Abschätzungen getroffen werden. Eine Welt in der Grundlagenforschung wichtig ist und ernst genommen wird. Eine Welt, die nicht den Status Quo konservieren will, sondern nach Veränderungen strebt, nach mehr Wissen, mehr Können.
Ich möchte eine Welt, in der alle ihren Platz finden können. In der alle sich ernst genommen und akzeptiert fühlen. Ob sie nun gute Marktfoscher, gute Fußballer, gute Zuhörer oder gute Redner sind. Gute Freunde oder gute Esser. Eine Welt in der „All People are equal“ nicht nur gesagt sondern gelebt wird.
Wen ich mag oder nicht ist meine Sache. Aber „Der Staat“ oder „Die Gesellschaft“ soll und muss jeden der ihren gleich mögen. (Übrigens führt mich das dann doch wieder zum BGE zurück: Wer Hartz IV ‚beantragt‘ fühlt sich sicher nicht gemocht. Weil wir alle das Gefühl geben, man läge damit der Gesellschaft auf der Tasche. Beim BGE.. hey, das kriegt jeder. Ich hab ja genauso eines, wie Du. Und wenn ich mehr habe, freue ich mich darüber.)
Ich möchte eine Welt in der wir alle viel mehr darüber reden, was uns glücklich macht und was uns weiter bringt. Und viel weniger darüber reden, was uns stört und nervt und und und. Viel mehr sagen „das ist toll“ und weniger „das ist doof“. Viel mehr Freude daran, jemanden zum Lächeln gebracht zu haben, als sich selbst über jemanden zu erheben.
Ich möchte bestimmt noch viel mehr. Und bestimmt gibt es zu all den Gedanken da oben Menschen, die mehr wissen, mehr können, klügere Ideen haben. Und es heißt immer, die Linke würde immer nur einschränken. Du darfst dieses nicht sagen, Du sollst jenes nicht tun. Warum eigentlich? Ist das da oben nicht, bin ich nicht links?
Reden wir nicht darüber, was wir nicht wollen, reden wir darüber, was wir wollen. Reden wir darüber, was an unserer Welt alles toller und lebenswerter ist, als an dieser. Warum wir die besseren Ideen haben, als die.
Erzählt mal!
Ihr habt Blogs, hier gibt es Kommentare, es gibt soziale Medien. In welcher Welt wollen wir leben?
In welcher Welt wollt Ihr leben?