Blogwichteln 2010

Wie im letzten Jahr gibt es auch dieses Jahr einen Blogwichtelbeitrag bei mir zu bestaunen. Die werte Frau Creezy hat sich die Mühe gemacht und uns alle unter einen Hut, bzw. die Lose in einen Hut zu stopfen und uns einander zu zulosen. Dafür vielen Dank!

Alle Wichtelblogs findet Ihr hier, die eine oder andere Perle ist sicher darunter!

Hier nun also der mir zugewichtelte Beitrag. Viel Spass.

Revolution im deutschen Fußball! – St. Pauli serviert Espresso statt Bier im Stadion

Hamburg – irgendwann in naher Zukunft Die Vereinsführung des Hamburger Kultclubs St. Pauli zieht Konsequenzen aus den Ereignissen des Spitzenspiels FC St. Pauli gegen den 1. FC Bayern am 10. Dezember 2010 und ersetzt nach der Winterpause Bier durch Espresso als Fangetränk Nummer 1. Betrunkene Fans hatten nach Spielabpfiff offizielle Vertreter des Weltpokalsiegerbesiegerretters verbal attackiert und sich damit den künftigen Zugriff auf deren prall gefüllte Kriegskasse verbaut. Der von Ex-Präsident Corny Littmann 2003 pathetisch einberufene „Beginn einer langen Freundschaft“ fand ein jähes Ende. Der Verein steht unter Druck.

Die Marketingabteilung von St. Pauli besinnt sich auf alte Tugenden als unerschrocken gegen die übermächtigen reichen Clubs ankämpfender Underdog. In einer spontan einberufenen Kreativsitzung, inspiriert durch einen Beitrag auf dem Blog eines Fans namens curi0us, werden die Grundpfeiler der Vereinsidentität ausgemacht: Kult meets Underdog meets Vereinsfarbe Kaffeebraun.

Espresso hat Bier in Deutschland längst den Rang als Kultgetränk abgelaufen. Ein Kultverein wie St. Pauli lässt sich so wesentlich authentischer vermarkten, wissen Experten. Diese zusätzlichen Einnahmen aus dem Merchandising fördern die Unabhängigkeit der Hamburger von großen unbarmherzigen Fußballvereinen, die zwar Geld und aber nur sehr, sehr selten Punkte am Millerntor lassen.

Ein strategiescher Partner für diese in der Geschichte der Bundesliga einzigartigen Aktion ist schnell gefunden: Die Black Pirate Coffee Crew aus Passau. Mit ihr teilt St. Pauli nicht nur Vorfahren in den sieben Weltmeeren, wie sich mit dem Totenkopf-Emblem in ihrer beider Corporate Identity zeigt, sondern sie stehen in ihrer Branche für den Kampf „David gegen Goliath“. Die beiden Geschäftsführinnen der sog. Kaffeepiraten setzen sich besonders für kleine Röstereien ein, die sonst am deutschen Kaffeemarkt kaum eine Chance hätten.

„Mit der Einführung des Espressos als Stadiongetränk versprechen wir uns nicht nur finanzielle, sondern auch kulturelle Fortschritte. Fans werden viel munterer unsere Spieler anfeuern und bei eine Tasse Espresso gepflegte Gespräche mit unseren Gästen führen. Revolutionär! Dass wir da nicht schon viel früher drauf gekommen sind!“ wird ein Vertreter der Vereinsführung zitiert, der lieber anonym bleiben möchte.

Themen mit Senf

Anmerkung zu Beginn: Drüben bei Frau Bhuti gab es dieses Jahr die Gelegenheit, bei einem Blogwichteln teilzunehmen. Heute erscheinen die jeweils zugewichtelten Beigträge in den teilnehmenden Blogs.
Der folgende Text ist also nicht von mir, sondern von einem oder einer Unbekannten.
Ich freue mich, mein Blogwichtelgeschenk zu präsentieren, und bin gespannt, ob ich noch herausbekomme, wer dahinter steckt. Aber nun lasse ich dann wohl mal den Autoren zu Wort kommen:

Die Adventszeit steht nicht unbedingt dafür, dass man sich auf etwas neues einlässt. Im Gegenteil: Wir halten uns meist an Rituale, die wir seit der Kindheit eingeübt haben. Bei Adventskranz, Schokokalender, Clementinen bis der Mund brennt, da bekommen wir ein wohligschauriges Gefühl von miefiger Heimat. Statt neue Leute kennenzulernen, begeben wir uns in den muggeligen Schoß der Familie und lassen uns mit Süß- und Ganswaren mundtot stopfen. Und ausgerechnet in dieser Zeit, soll ich für ein mir vollkommen fremdes Blog einen Gastbeitrag schreiben. Der Text sollte – so wollen es Höflichkeit, Anstand und Bhuti – dem Blog-Betreiber gefallen.

Am besten wird sein, ich orientiere mich an den Curi0us-Themen und gebe dann meinen mehr oder minder passenden Senf dazu. Welche Themen finden sich denn nun hier unter der gleichnamigen Überschrift?

„Twitter“ möchte ich – zumindest derzeit – nicht mehr missen, dienstlich wie privat. Der (Achtung: Journalisten-Baustein) Kurznachrichtendienst schafft Austausch, Aktualität und Zerstreuung. Gut, man könnte auch in eine Kneipe gehen. Aber dafür müsste man ja vor die Tür. Und wer hat da in unserem Alter und bei dem Wetter schon Bock drauf?

„Musik“ find ich auch gut. Mal die da, mal die da oder mal auch die da. Und wenn es Rock Me Baby aus den Lautsprechern schallt, dann ist ja naturgemäß kein Halten mehr. Kennt man ja, ist ja bekannt. Wem sag ich das?

„Marketing“ gehört wie das Klappern zu ökonomischen Handwerk. Nützt ja nix. Muss sein. Gut, dass es Menschen gibt, die sich damit auskennen. Sie machen diese Welt bunter, schneller, fließender. Wie selten danken wir den Marketing-Experten. Ich möchte meine Blogwichtel-Chance nutzen und dies stellvertretend für alle Zielgruppen dieser Welt einmal tun: Danke – und weiter so!

„Religion“ ist ein sensibles Thema. Wenn ich dieses Blog richtig deute, hält der Verfasser zumindest von der institutionalisierten Variante des Glauben nicht allzuviel. Ich bin froh, dass ich in einer Zeit und einem Land lebe, in dem Kirchen kritisiert werden dürfen, bin aber auch froh, in einer Zeit und einem Land zu leben, in dem es Kirchen gibt. Amen.

„Auto“ hab ich nicht. Wird mir auch immer ein bisschen schlecht drin. Ich möchte es nicht zu hoch hängen, aber ich würde PKW und LKW als meine natürlichen Feinde bezeichnen.

„Blogging“ ist total super, kreativ, kritisch, unabhängig, zivilgesellschaftlich und alles was schön ist.

„Recht“ und billig.

„Fussball“ schreibt man ja mit ß, aber das ist im Web etwas verpöhnt. Der Ball ist desweiteren rund und das Spiel dauert round about 90 Minuten.

„Fotos“ lass ich mir gern beschreiben.

„TV“ läuft gleich, weil es Harald Schmidt gibt, den man seit Pochers Abgang ruhigen Gewissens wieder empfehlen kann. So gegen Ende der Woche tut ein bisschen pseudo-Intellektuellen-Bespaßung ganz gut.

„FC St. Pauli“ ist nicht so meine Welt. Hab mich 1979 für den HSV entschieden, wenn damals auch primär, um meinem Vater, der Bayern-Fan war, zu ärgern. Ob das was mit Ödipus-Komplex zu tun hatte?

„Werbung“ ist ja so Marketing, irgendwie.

„Atheismus“ ist ja so Antireligion, irgendwie.

„Internet“ ist mein Tor zur Welt, abgedroschen, aber wahr. Schönes Ding. Ich mein, ist ja alles drin: Nachrichten, Musik, Gemüse, Menschen auch.

„Video“ killed the Radio Star.

„Fun“ hab ich gerade.

„Medien“ sind ein weites Feld (so heißt doch auch ein Buch. Das Buch ist ja auch ein Medium, vergisst man ja manchmal).

„Politik“ macht komische, ideologische Dinge (Sozialabbau, Shared Space, Studiengebühren).

„Stöckchen“ hat mir noch keiner zugeworfen. Vielleicht ändert sich das ja mal.

„St. Pauli“ ist auch akustisch ein bunter Stadtteil.

P.S.: Vielen Dank an Bhuti für die Organisation des diesjährigen Blogwichteln und an Sebastian dafür, dass er diesen launigen Beitrag in seinem Blog veröffentlicht.