Wenn ich mir was zu Essen aus der Küche hole, warte ich unvermittelt darauf, dass Du reinkommst. Mich mit großen, braunen Augen ansiehst und was abhaben willst. Als ich vorhin meinen Schlüssel aus meinem Zimmer holte, dachte ich, dass Du bestimmt vor der Tür stehst. Schwanzwedelnd darauf wartest, ob ich Dich mit rausnehme. Aber Du wartest nicht mehr. Nie mehr.
Gerade 12 Stunden ist es her, dass ich mit Dir draußen war, spazieren am Bachlauf. Und versuchte, diesen letzten Spaziergang für Dich so schön wie möglich zu machen.
Ohne zu sehr darüber nachzudenken, dass wir direkt im Anschluss zum Tierarzt fahren würden. Diese Tour, von der man mit einem Leben weniger zurückkommt. Darüber nachdachte, ob es die richtige Entscheidung ist.
Frage: Wie kann man sich selbst davon überzeugen, dass die letzte Spritze die richtige Entscheidung ist?
Nur mit Argumenten.
Dumm, wenn der Rest Gefühle sind. Aber so ist es nun mal. Seit Wochen starke Rückenschmerzen, die nicht mal von Morphin gelindert werden konnten. Schmerzschreie in der letzten Nacht. Das hilft einem, sich sicherer zu sein – zynisch irgendwie. Hättest Du den Mund gehalten.. wer weiß. Indianerhunde kennen keinen Schmerz.
Seltsam irgendwie. Dich zum Xten Mal auf die Liege beim Tierarzt heben. Zu merken, dass die Tierärztin das gerade auch nicht gerne macht, aber die Entscheidung mitträgt. Richtig findet. Dich auf die Liege zu heben, ein letztes Mal.
Was bleibt? Die Erinnerung an viereinhalb Jahre. Viereinhalb Jahre – in Hundejahren ist das wohl ’ne ganze Menge. Sowas wie 35 oder so.
Ich hoffe, viereinhalb überwiegend gute Jahre. Viereinhalb Jahre, in denen wir Schwimmen waren, Tannenzapfen werfen, einfach so spazieren.
Ich hab sogar was gelernt von Dir. Gelernt, dass Hunde gar nicht so sind, wie ich früher immer dachte. Gelernt, dass ich Hundeaugen zwar widerstehen kann, aber es verdammt schwer fällt. Gelernt, dass ich mir auch um einen kleinen, schwarzen Vierbeiner verdammte Sorgen machen kann, wenn es ihm nicht gut geht.
Ich glaub ja nicht an Leben nach dem Tod. Aber just in case: Ich hoffe, da wo Du bist, hast Du keine Schmerzen mehr.
Danke für viereinhalb Jahre. Und so viel mehr.
Tschüss!