In der Diskussion zum Thema „Gott“ landet man als Atheist oft an dem Punkt, an dem das oder die Gegenüber darauf hinweisen, dass man ja die Nichtexistenz eines Gottes genau so glaube, wie sie eben dessen Existenz.
Darum sei die eigene (also atheistische) Einstellung maximal gleichwertig und dementsprechend dürfe man sich eigentlich auch nicht missionarisch zeigen, wie man das ja den gläubigen so oft vorwirft.
Ich persönlich sehe den Unterschied zwischen den beiden Gruppen darin, dass man als Atheist einfach das näherliegende „glaubt“. Jedenfalls wenn man von menschlicher Logik ausgeht, die ja auch die Gottgläubigen in der Regel nicht abstreiten. Und seien wir ehrlich, wenn 2+2=4 dann ist es eben auch leichter anzunehmen, dass 4-2=2 ist und nicht 7 oder 14 oder sonst was anderes…
Wie Dr. House sagen würde: „If you hear hoof beats, you should look for horses, not zebras.“ (Occam’s Razor)
Wer sich damit intensiver beschäftigen will, kann mal bei Richard Dawkins (ja, ich mag den immer noch…) nachlesen, der listet die Argumente in fast schon epischer Breite auf.
Kurzgefasst: Weil es nach allem was wir wissen wesentlich wahrscheinlicher ist, dass es keinen Gott gibt.
Und ja, Dawkins ist teilweise polemisch bis aufs Blut, dummerweise nun hat er aber trotzdem Recht mit dem was er sagt.
Ein Beispiel: Die meisten Religionen die man so im Alltag mitbekommt behaupten ja, dass ihr Gott mehr oder weniger allmächtig sei. Und – vor allem – Gott ist der Schöpfer. Derjenige, der all das hier gemacht hat.
Nun ist das meinetwegen noch akzeptabel, von mir aus könnte ich so weit gehen und akzeptieren, dass die Evolution, das Leben auf der Erde und der ganze Rest von jemandem „geschaffen“ wurde. Mit all den Regeln und Gesetzmäßigkeiten.
Nur: Woher kommt der Schöpfer dann? Was die Theisten da gern übersehen oder aktiv verdrängen ist, dass die Erklärung „Gott wars“ die großen Fragen einfach nur auf eine höhere Ebene verschiebt.
Selbst wenn es Gott war, haben wir das Problem das aus dem Nichts kommenden Leben immer noch nicht geklärt. Es ist nur so, dass wir nicht mehr aus dem Nichts kommen sondern von Gott. Plump gesagt kann der sich dann ja auch selber um das Problem seiner eigenen Herkunft kümmern.
Grundsätzlich ist es so, dass je mehr wir wissen, dazu lernen, heraus bekommen, wahrnehmen und beobachten können, je weniger Bedarf gibt es, einen Gott zu haben. Wir können inzwischen vieles erklären, brauchen keinen Regengott und keine Heiligen mehr, die durch ihre Präsenz Wunder bewirken. Zudem können wir die „Wunder“ erklären, und dann sind es am Ende keine Wunder mehr.
Die inzwischen so oft gehörte Argumentation, dass man ohne Gott und Kirche ja primitiv, menschenverachtend etc sei, habe ich ja bereits in Rückzugsgefecht besprochen. An meiner Meinung zu dem Thema hat sich nichts geändert: Wenn das einzige Argument pro Religion ist, dass sie uns zu besseren Menschen macht (und nicht, dass sie wahr ist!), dann ist die Religion, dann sind die Gläubigen arm dran.
Warum ist Atheismus also anders als Religionen?
Weil Atheismus mit Argumenten arbeitet.
Weil Atheismus versucht Erklärungen zu liefern die weiter gehen als „Ich glaube es“.
Weil Atheismus die Augen nicht davor verschließt, was weiter hinten passiert, nicht aufhört zu argumentieren und zu fragen, wenn man bei der ersten – einfachen – Antwort angekommen ist.
Kein „Es gibt einen Gott und Gott ist der Schöpfer und damit basta!“.
Selber denken und so.
Disclaimer: Dieser Artikel ist motiviert durch „Eine gottlose Veranstaltung“ bei Evil under the sun.
Die gottlose Veranstaltung hat zum Ziel atheistische Blogs stärker zu verknüpfen und auch in Deutschland eine sichtbare Gegenöffentlichkeit zu den sehr präsenten Religionen zu schaffen. Ich teile die Meinungen aus dem verlinkten Artikel größtenteils und finde die oben beschrieben Gegenöffentlichkeit wichtig, auch um zu vermeiden dass die Religionen – wie es scheinbar in den Vereinigten Staaten der Fall ist – wieder stärker in den Alltag zurückdrängen. Das mag undemokratisch sein, aber so bin ich dann nun mal.
Was ich sonst noch zum Thema geschrieben habe findet man unter anderem hinter dem Tag Atheismus hier im Blog.