Tonfälle

Wenn alle Anderen auch wieder zur Tastatur greifen, will ich dann wohl auch aus aktuellem Anlass mal wieder…

St. Pauli (Tabellenvierter, nach einer teilweise wirklich auch spielerisch sehr ansehnlichen Hinrunde) spielt in Ingolstadt (Tabellenletzter, vor der Saison von einigen als Geheimtipp angesehen, nach dem Trainerwechsel vor ein paar Wochen deutlich stabilisiert).

Dank guter bisheriger Auswärtsbilanz ein gefühlt eindeutiges Ding: Aus-Wärts-Sieg! Für unseren FC St. Pauli.

Aber hat sich was. Die Mannschaft spielt überraschend harmlos. Unpräzise. Kämpft nicht richtig. “Gebrauchter Tag” könnte man sowas nennen. Meinetwegen auch “Scheiße gespielt” (was übrigens die Mannschaft offenbar auch selber weiß – wenn man so in die Statements zum Spiel schaut).

Dumm gelaufen, passiert. Mund abputzen, nächstes Spiel (Eintracht Frankfurt!) ernster nehmen, aus den Fehlern lernen. Weiter machen.

Soweit meine Position dazu. So ein Spiel nervt, als auswärts-Fahrer im Zweifel sicher sogar sehr, klar. Aber das war es dann auch. Und am Montag danach sind wir immer noch 4. und spielen eine (sehr) ordentliche Saison bisher.

Was mich wirklich nervt sind dagegen diejenigen, die jetzt alles grundlegend in Frage stellen. Ich warte ernsthaft nur noch auf Aussagen wie “Kein zweitligatauglicher Kader”.

Die (mindestens!) Hälfte der Mannschaft bitte beim nächsten Spiel auf die Tribüne, vorzugsweise gleich nach Niendorf zum Joggen schicken.

Die andere Hälfte auch nur aufstellen, weil der Kader halt nicht 40 Spieler stark ist. Außer Tschauner (und evtl. Thorandt) könnten an sich alle gehen.

Merkt Ihr noch was? Diese Magath-Einstellung finde ich ja sogar schwierig, wenn sie aufgrund einer Katastrophensaison wie 2002/03 endend in der dritten Liga vorgelebt wird. Aber nach einem (!) Spiel? Hire and Fire? 50 Spieler kaufen, gucken, wer davon nach 5 Spielen “Abliefert”, und wer nicht.. kann bei der U23 mittrainieren?

Ja, klar, das ist Leistungssport und ich gehe in jede Saison mit dem Wunsch möglichst alle Spiele zu gewinnen. Aber mein Realismus weiß, dass das sehr sehr unwahrscheinlich ist. Macht übrigens ja auch einen Teil des Reizes beim Fußball aus. Sonst könnten wir ja gleich am Saisonbeginn die Tabelle festlegen.

Logisch erwarte ich von den Spielern, dass sie ihr Bestes geben, versuchen, kämpfen, sich bemühen, dazu lernen, besser werden.

Aber sie dürfen ganz klar auch Fehler machen.

Und wenn die ganze Mannschaft so auftritt, kann man mal davon ausgehen, dass es eben wirklich ein gebrauchter Tag war. Sowas gibt’s und mit Glück gewinnt man die Spiele trotzdem (oder verliert wenigstens nicht), und mit Pech halt nicht.

Im Forum darf man dann auf der einen Seite lesen, dass das bestimmt daran lag, dass man den Gegner nicht ernst genommen hätte. “Das gewinnen wir doch eh”. Überheblichkeit, Arroganz. Böse Spieler!

Auf der nächsten Seite wird dann bemängelt, dass unseren Spielern Arroganz fehle. Die müssten noch viel mehr in das Spiel gehen mit dem Wissen, sie wären die besseren und überhaupt.

Ahja.

Wie geht Ihr damit um, wenn das am eigenen Arbeitsplatz passiert? Ehrlich? Euch möchte ich echt nicht zum Chef haben. Läuft das bei Euch so? “Herr Curi0us, ich habe gesehen, sie hatten gestern einen schlechten Tag und Sie haben leider trotz Termins den Kunden nicht zu einem weiteren Projekt überreden können. Ab morgen putzen Sie dann bitte die Büroböden!” Echt? Ist das die Welt, in der Ihr leben wollt?

Im Stadion stehen und “You’ll never walk alone” singen, das von mir so verabscheute “Solidarität” in lauter absurden Zusammenhängen für alles und jeden einfordern, aber wenn die Mannschaft (ein!)mal Brei spielt draufhauen, damit sie zu Püree werden? Die sind ja keiner von uns?

Warum nehmt Ihr sowas eigentlich immer gleich so persönlich?

Die Reaktionen wirken zum Teil echt, als hätten Euch die Spieler nach dem Spiel noch in den Magen getreten, Euren Partner angebaggert und Euer Auto zerkratzt. Der Tonfall ist jedenfalls so.

Wie eskaliert Ihr eigentlich, wenn es wirklich schlimm wird? Also schlimmer als “1 Punkt aus zwei Auswärtsspielen in Folge”. So “Abstieg-Schlimm”? Rausgehen und irgendwen verprügeln? Den Mannschaftsbus jagen und mit Steinen bewerfen?

Ich frag ja nur…

Gegenläufige Gentrifizierung

Gibt es ‘Richtiges im Falschen’?

Es soll hier gleich vor allem um die Vorschläge für die neue Gegengerade im Millerntor Stadion gehen. Dazu gibt es verdammt viel lesens- und sicher auch wissenswertes. Wie ich finde sehr ordentlich und weitreichend zusammengefasst im Lichterkarussell.

Um das ganze einzuordnen versuche ich erst mal, meinen ästhetischen (!) Standpunkt was Architektur, Gebäude, Neubauten etc. angeht auszuführen.

Also – ich kann mit “altem” Kram oft nichts anfangen.

Oldtimer sind für mich vorrangig technisch veraltete PKW, die man wenn möglich durch neue (effizientere, technisch ausgereiftere etc.) ersetzen sollte.
Ähnliches gilt für Gebäude. Gesellschaft entwickelt sich weiter und genauso sollte es der Raum tun, in dem sich Gesellschaft abspielt. Einzelne “Erinnerungen” an vergangene Zeiten sind sicherlich angebracht, aber insgesamt wünsche ich mir Dynamik, Veränderung, Moderne… Ich finde die Tanzenden Türme, die am Eingang zur Reeperbahn gebaut werden ästhetisch schick. Auch die Elb-Philharmonie finde ich ästhetisch und architektonisch ein sehr spannendes Projekt. Das wird, wenn es fertig ist, etwas, das mir optisch sehr gefallen dürfte. Zugleich finde ich, dass auch solche so genannten “Leuchtturmprojekte” nur eine Begrenzte Zeit aktuell sind. Kommenden Generationen wünsche ich ihre eigenen “Leuchttürme”. Ihre eigene visuelle Sprache.

Ich weiß, dass ich damit eine vermutlich nicht mehrheitsfähige Meinung habe. Vielen gefallen alte Gebäude, viele mögen traditionelles. Egal.
Wichtig ist: Die oben genannte Meinung bezieht sich vor allem auf die Ästhetik. Geschmack also.

Ästhetik ist natürlich lange nicht alles. Gerade Architektur hat immer auch eine politische Komponente. Das ist mir sehr bewusst. Beispiel im regionalen Umfeld des FC St. Pauli ist die Diskussion um den Abriss der “Esso-Häuser”.
Kurz gefasst: Neubau ‘schicker’ (klar, Geschmackssache), moderner Häuser führt zu einer Aufwertung die zu teurerem Wohnraum und damit zur Verdrängung Alteingesessener führt. Sozial benachteiligte werden hierbei noch stärker benachteiligt als bisher und genötigt in andere Quartiere umzuziehen. Gentrifizierung eben. Ein typischer Prozess, der so selbst ohne Neubauten kaum aufzuhalten ist, allerdings deutlich länger dauert. (Irgendwann sterben die Alteingesessenen und jüngere, besserverdienende ziehen in das In-Viertel.).
Der Standpunkt der Abrissgegner ist hier im Zweifelsfall auch aus meiner Perspektive bedeutender als (mein) ästhetisches Empfinden. Und im Falle der Esso-Häuser dürfte diese Analyse auch den Kern treffen.

Nun habe ich hier das Dilemma, dass ich scheinbar ästhetisch und politisch entgegengesetzte Ziele habe. Die Frage ist für mich dabei: Lassen diese Ziele sich vereinbaren?

Theoretisch sicherlich. Auch sozialer Wohnungsbau ist in (staatlich geförderten) modernen Neubauten möglich. Auch dort sind (für mich) hübsche Baukonzepte realisierbar. Dies muss allerdings staatlich so gewollt und entsprechend reglementiert und gefördert werden.
Dass dies so bei den Esso-Häusern zwar teilweise geäußert wird (“keine Verdrängung”) halte ich aber selbst in optimistischen Phasen eher für wenig wahrscheinlich. Das haben einfach die Handlungen der verschiedenen Stadtregierungen der letzten Jahre sehr deutlich gemacht. Aber ‘nur’ weil hier nicht so gehandelt wird, ist das ja kein Automatismus.

Kommen wir also zum Millerntor-Stadion und der kommenden Gegengerade. Kurz gefasst werden derzeit zwei Varianten diskutiert. Eine (nenne ich hier jetzt mal so) modern-ambitionierte Fassung mit dem Namen “Welle” und eine eher klassisch-traditionelle Fassung die keinen richtigen Namen hat. Neben diversen Pro- und Kontra-Argumenten für beide Entwürfe wird die “Welle“ aber eben auch gestalterisch mit den oben genannten “Leuchtturmprojekten” identifiziert und damit eben auch in den Gentrifikations-Zusammenhang gesetzt. Ach so: Ich finde den Wellenentwurf hübsch. Gefällt mir. Fände ich großartig. Sollte ich dazu sagen.

Der Kritikpunkt ist dann, dass wir als Verein eben kein Bauwerk bauen (lassen) sollten, das der Gentrifizerungs-Philosophie folgt. Dass wir eben signalisieren sollten, dass wir Gentrifizierung oder Verdrängung sozial schwächerer kritisch gegenüberstehen.
Und diese kritische Perspektive sollten wir tatsächlich einnehmen. Da gebe ich den Kritikern auch Recht.

Ich finde es hier aber wichtig zu fragen, ob man Gentrifizierung mit Baustil gleichsetzen muss.

Meiner Meinung nach deutlich nein.

Gentrifizierung meint Verdrängung. Das Schanzenviertel zeigt zum Beispiel eigentlich sehr deutlich, dass diese viel früher einsetzte, lange bevor hier versucht wurde den Stadtteil mit ‘moderner’ Architektur zu verändern. Oft laufen die beiden Prozesse (Verdrängung, architektonische Veränderung) zwar mehr oder weniger Hand in Hand. Klar. Neue Häuser kosten Geld, das im Kapitalismus eben in der Regel dann auch zu mehr Einnahmen führen soll. Und ja – Neubaupolitik und Veränderungen im Umfeld (z.B. andere, teurere Geschäfte) beschleunigen die Gentrifizierung. Das ist klar.

Aber nochmal: Das ist ja kein Automatismus.

Es gilt also, die ästhetische Komponente von der verdrängenden zu lösen. Und dann frage ich mich folgendes:

Wäre es nicht ein viel größeres Zeichen gegen die Verdrängung, etwas (für mich!) schönes und modernes zu bauen, und das eben ohne die Verdrängung der Alteingesessenen?

Wäre das Zeichen nicht viel intensiver, wenn man sich mit Gentrifizierung verbundener Formen bediente und damit zeigen würde, dass es eben auch ohne geht?
Das Moderne und Verdrängung eben kein Widerspruch sein müssen?
Wäre es nicht super, die Welle zu bauen (so die anderen Argumente denn pro Welle ausfallen – wie gesagt für mich tun sie das, aber da sollten schon mehr Menschen mit mehr Ahnung entscheiden) und hinterher 10.000 Stehplätze für je 11 Euro zu haben.
Mehr Stehplätze als vorher für den gleichen Preis wie bisher in einer ästhetischen und modernen Tribüne? Offensiv kommuniziert als Zeichen gegen Verdrängung?

Oder wollen wir dahin, dass es Schönheit nur für Betuchte gibt? Das wäre die Botschaft, die ich mit einer Entscheidung kontra Welle ausschließlich aus Anti- Gentrifizierungsgründen verbinden würde.

Na klar, ich “mache mir die Welt, wie sie mir gefällt”. Zumindest ein Stück weit.

Aber nur so kommt man doch dahin, dass die Welt so wird, wie man sie gerne hätte.

Und ich hätte eben gern eine Welt, in der moderne (und vor allem ästhetische) Architektur nicht zwingend für Gentrifizierung steht. In der auch sozial schwächere sich modernen Wohnraum leisten können. In der eine neue, moderne Tribüne nicht zwingend zu teureren Tickets führen.

Ich will niemanden dazu zwingen, die Welle schön zu finden. Ich würde mir aber wünschen, dass bauten wie diese nicht automatisch Ablehnung erfahren, nur weil viele dieser Bauten eben mit Gentrifizierung verknüpft werden können.

Was meint Ihr?

Hamburger, Berliner und Marzipan

Es geht wieder los.

Mitten im Juli Anpfiff der zweiten Liga ist zurückhaltend formuliert ungewohnt. Etwas deutlicher gesagt eigentlich ziemlicher Mist.

Die Vorbereitungszeit war zwangsläufig kurz, und bei allem “die verdienen genug” gönne ich den Spielern aufm Platz ja doch dann und wann ein wenig Urlaub. Zumal der ja auch dazu dienen soll, dass sie sich danach wieder konzentrieren können.
Zusätzlich bringt der Juli natürlich auch noch Potential auf die Extradosis Hochsommer mit sich (Kreislauf, Sonnenbrand).

Und ganz abgesehen von all dem ist Sonne und warm einfach kein Fußballwetter.

Naja, positiv ist natürlich, dass es endlich wieder los geht. Wir alle kennen ja das Problem, dass die Sommerpause zu lang ist. Das gab es diesmal dann eben nicht oder nicht so schlimm.

Nachdem gefühlt alle dachten, es gäbe eh keine Tickets für das HeimAuswärtsmatch in Lübeck gegen Ingolstadt (Dank des Becherwurfs gegen Schalke von irgendwann lange her), wurde anderthalb Wochen vor Anpfiff dann bekannt, dass es noch gaaaanz viele Karten gibt.
Spontan also der Trip nach Lübeck in den Terminplan aufgenommen, Karten besorgt und die Anreise beschlossen. Ne Stunde Fahrzeit bei normalen Umständen, das ist dann auch von der Entfernung wie ein Heimspiel.

Morgens, halb zehn in Deutschland.

Samstagfrüh halb zehn. Heimspielzeit. Jedenfalls so halb. Nachdem ich die Mitfahrer @TantePolly und @Textundblog ins Auto geladen hatte, ging es vom norden Hamburgs durch das schöne Schleswig-Holstein gen Lübeck.

Früh los, da uns Staus und Parkplatzknappheit versprochen wurden.
Wir kamen dann auch an einer roten Ampel vorbei, die uns für ca. 90 Sekunden aufhielt, und mussten gegen 10:30 an der Lohmühle einen Parkplatz suchen, der nicht direkt vor unserer Kurve war.

Gut durchgekommen also. Und einen prima Parkplatz gefunden. Ca. 5 Minuten Fußmarsch bis wir am Stadion waren und erst mal die Atmosphäre auf uns wirken ließen.
Das Stadion wirkte von außen recht übersichtlich, aber nicht unsympathisch. Das Wetter war sommerlich, und die Stimmung vor der „Nordkurve war durchaus entspannt. Und wir sortierten uns so langsam.

Während wir noch am Sortieren waren, stolperte bereits das erste bekannte Gesicht an uns vorbei und wir freuten uns über die Gesellschaft von @Der_Kiesel, kurz darauf klingelte dann auch noch mein Telefon und nach einem etwas absurdem Dialog über Kassennummern winkte mir dann auch schon die bonzig auf der Sparkassentribüne residierende @little_rogue zu, die inklusive PKW Besatzung angekommen war.

Die Zeit bis zum Spiel verging wie im Fluge, freudig wurde @bucanero1910 begrüßt, dem ich jetzt auch ein Häkchen auf meiner “in RL getroffen-Liste” gönnen kann. Vom @magischerfcblog die neuste Fanräume-Zeitung erstanden und dann war es auch schon Zeit sich auf in die Kurve zu machen.

Nach einigem hin- und her-telefonieren schafften wir es dann auch rauszukriegen, dass der Berliner @Foxxibaer schon da war. Vor der “Alten Holze” (so sah sie auch aus) trafen wir dann endlich mit ihm zusammen. Und siehe da, er hatte @kleinertod, @peer_arne und @ring2 im Schlepptau.

Kurzum: In durchaus ansehnlicher Zahl bewegten wir unsere Astralkörper in die Kurve. Als Glücksbringer verfütterte @ring2 noch seine letzten Marzipanvorräte, auch wenn ich seine Geschichte “bei der letzten Niederlage in Lübeck gekauft, das bringt uns jetzt Glück” ja nicht so ganz glaubte. Aber Marzipan ist ja immerhin lecker. Und dann waren wir auch schon im Stadion.

Bei Max Bahr wäre das nicht passiert

Die Aussicht von unseren Stehplätzen war gut, und die riesige Bauhaus-Werbung und die nebenan sichtbare Max Bahr Dependance machten Lust auf Handwerken. Äh. Na jedenfalls war dank sommerlicher Rahmenbedingungen (siehe oben) schon früh Durst zu spüren. Und bevor das dann dank Sonne im Nacken zu Problemen führt, dachte ich mir, ich besorg uns mal was zu trinken. So verbrachte ich dann die letzten 30 Minuten vor dem Spiel in der Schlange, die sich pro Minute um ungefähr 10 Zentimeter nach vorn bewegte. Irgendwann war mir das dann zu doof und auch aus der Bezugsgruppe kamen eher Hinweise, dass man das Getränkebesorgen ja auch auf später verschieben könne. Zurück in den Block und Anpfiff.

Zweiter Versuch kurz vor der Pause, wieder in die Schlange. Dank Wetter war das Bedürfnis nach Flüssigkeit inzwischen intensiver, so dass ich durchhielt. 30 Minuten Später hatte ich dann endlich 9 Kaltgetränke für die Bezugsgruppe in der Pappe und kämpfte mich zurück in den Block.

Insgesamt also eine Stunde in der Getränkeschlange. Danke Lübeck.

Für 5.000 oder so Stehplatzfans ist ein Container mit 2-3 Servicekräften vielleicht doch etwas optimistisch? Ehrlich, da wäre vermutlich der fünffache Umsatz drin gewesen, wenn es nur etwas schneller gegangen wäre.

Dazu kommt, dass ich es bei solchen Temperaturen einfach nur scheiße finde, wenn man so lang braucht, um an was zu trinken zu kommen. Der eine oder andere Kreislauf-Kandidat wird sicherlich auch in der Schlange seinen Spaß gehabt haben.

Ich hab zwischendurch schon überlegt, ob ich nicht lieber kurz zu Max Bahr rübergehe und mich da eindecke, aber leider hätte man mich wohl mit den Baumarkt-Getränken nicht mehr ins Stadion gelassen. Nun ja.

Fußball

Das Spiel begann engagiert, hinten wirkten unsere Jungs schon recht sicher, und nach vorne gab es zumindest in Teilen ein munteres Spielchen. Man konnte recht früh die eine oder andere Veränderung nicht nur in der Aufstellung sondern auch im Matchplan erkennen. Schön zu sehen, dass bereits nach vier Wochen die Handschrift des neuen Trainers sichtbar war. Gefiel mir von der Grundidee sehr gut.

Was noch fehlt, sollte hoffentlich in den nächsten Wochen dazu kommen. Vier Wochen Vorbereitung sind hier einfach zu knapp um bereits da zu sein, wo man hinwill.

Stark besonders der Auftritt von Jan-Philip Kalla, der letzte Saison unter Stanislawski überhaupt nicht zum Zuge kam. Mir nach dem Auftritt gegen Ingolstadt leicht unverständlich, zumal wir ja in der Endphase der letzten Saison nicht gerade mit einem Überangebot an Verteidigern gesegnet waren.

Positiv auch, dass sich mit Sobiech und Tschauner zwei der Neuzugänge gleich mit einer überdurchschnittlichen Leistung empfahlen. Rechtsverteidiger Schachten muss sich da noch etwas steigern, fiel mir aber auch nicht negativ auf.

Interessant zu sehen, wie unser Mittelfeld auf die andere Aufstellung reagierte. Statt Doppel- jetzt mit Einzelsechs (Boll), was dazu führte, dass wir prinzipiell offensiv noch etwas mehr Gewicht bekamen. Wenn nur die Pässe in die Spitze häufiger mal aufs Tor gingen und gerade Deniz Naki und Charles Takyi noch etwas mehr Sicherheit im Abschluss hätten.

Gerade Naki hätte sich nach dem Auftritt eigentlich ein Tor verdient. Engagiert, auch nach hinten mitarbeitend, das wirkte schon ganz gut so. Mit etwas Glück haben wir in ihm einen weiteren “Neuzugang” im Vergleich zur letzten Saison, in der er ja doch sehr neben der Spur spielte.

Nach der Pause dann erst das 1:0 nach Freistoss Boll und dann der erste Wechsel. Morena für Takyi. Völlig ungewohnt einen Wechsel, der nicht direkt das Offensivspiel verstärken sollte, sondern indirekt die komplette Taktik veränderte um so unser Mittelfeld zu stärken. Schön zu sehen, dass Schubert so bereits im ersten Spiel mehr taktische Varianz mitbrachte, als Stanislawski in den letzten zwei Jahren.

Gute Entscheidung übrigens. Durch den Wechsel wurde das Mittelfeld kompakter und die offensivaktionen wirkten etwas durchdachter. Fabio als Strippenzieher im Mittelfeld war überraschend, aber sicher keine schlechte Entscheidung.

Trotzdem wurde Ingolstadt etwas aggressiver. Klar, die wollten sich ins Spiel zurückkämpfen. Die wenigen Chancen vereitelte Tschauner jedoch hervorragend.

Dann fiel das 2:0 wieder durch Fabian Boll, fast von der selben Position, nur diesmal aus dem Spiel heraus. Jubel auf den Rängen.

Was folgte waren ein paar schöne Spielzüge, die leider durch Pech und/oder Unvermögen nicht zu weiteren Toren führten.

Marzipan und Hamburger

Nach Abpfiff dann noch mit @Tantepolly, @Foxxibaer und @textundblog in die Lübecker Innenstadt zum Holstentor. Der Berliner brauchte dringend noch Marzipan, und nachdem wir einen Niederegger-Shop gefunden hatten, setzten wir uns ins nächstgelegene Steakhouse wo wir auf den Sieg noch mit leckeren Hamburgern anstießen.

Gut gelaunt und gesättigt noch den Berliner zum Bahnhof gebracht und dann wieder gen Heimat aufgebrochen.

Was bleibt

Neben meinem ersten Sonnenbrand seit gefühlten Jahren ein ganz gutes Gefühl.

Das war sicherlich noch nicht alles brillant, aber es machte Lust auf mehr. Ein Sieg zum Auftakt ist sicher auch psychologisch nicht zu verachten. Was ich bisher von unserem neuen Trainer mitbekommen habe gefällt ebenfalls. Bisher souveräner Umgang mit den Medien. Humorvoll und ironisch mag ich ja eh. Dazu zumindest positive fußballerische Ansätze die die Mannschaft sicherlich eher weiterbringen, als “immer das selbe”. Ohne hier gegen Stani meutern zu wollen, schadet es uns insgesamt sicher nicht, jetzt mal was “anderes” mitzukriegen.

Ich bin gespannt, was die nächsten Spiele gegen nominell stärkere Gegner bringen. Wenn die Entwicklung in die Richtung die bisher erkennbar ist weitergeht, könnte das eine sehr schöne Saison werden.

Danke an alle, die dabei waren für ein fast perfektes (bis auf die Getränke-Versorgung) Heim-/Auswärts-Erlebnis und auf hoffentlich noch ein paar wirklich gute Spieltage.