Ich schätze…

Wie man ein eingeschlafenes Blog aus dem Dornröschenschlaf holt? Am besten geht das wohl, indem man den Autoren anstiftet, wieder zu texten. Vulgo: Stöckchen. Auch wenn sich diese Blog-Sitte in den letzten zwei Jahren gefühlt sehr eingeschränkt hat, gibt es ja doch ab und an welche. Und wenn einen dann so ein Holzding trifft, weicht man vielleicht beim ersten Mal noch aus (Sorry, ol_sen), aber beim zweiten Mal… naja. Irgendwie wollte ich hier ja schon lange mal wieder was reinschreiben, aber ich hab nicht. Aus Gründen.

Nun traf mich also das Stöckchen vom Foxxi – Den magischen FC St. Pauli schätzen soll man ich.

Wohin geht’s in der neuen Saison? Nach Auf- und Abstieg, in den letzten 15 Monaten. Nach einer turbulenten Bundesliga-Saison mit Knatsch im Team, einem zunehmen überfordert bis genervt wirkendem Trainer, nach dessen Abgang und dem “Neubeginn” unter dem neuen Mann André Schubert in neuer Liga und mit einigen neuen Spielern.

Der ganz große Umbruch war es dann ja nicht. Aber der war fand ich auch nicht nötig. Der ganz große Umbruch ist zudem nach so einem Abstieg ja auch nicht ganz ohne Risiko. Denn eigentlich haben wir immer noch weitgehend die solide bis überdurchschnittliche Zweitligatruppe aus der Aufstiegssaison mit kleineren Änderungen. Und mit fünf Neuen, stand heute.

Ich bin recht optimistisch, dass es eine Saison mit mehr Siegen als Niederlagen wird. Den ersten Sieg am Samstag durften wir ja schon erleben. Nach dem Bundesliga-Derby im Februar der erste Pflichtspielsieg. Der eine oder die Andere konnte sich vermutlich kaum noch daran erinnern, wie sich 3 Punkte anfühlen. Wichtig, allein psychologisch. Wichtig zu sehen, dass wir noch siegen können. Dass wir nicht am ersten Spieltag schon in einer weiteren Negativspirale stecken. Jetzt mal gucken, was die kommenden Spiele so bringen. Das war alles noch ausbaufähig, aber es war auch schon nicht schlecht. Zug zum Tor war vorhanden, die Abwehr stand weitgehend sicher und der neue Torwart Tschauner hielt, was er zu halten hatte. Wenn die Abwehr noch etwas sicherer wird, und die Offensivspieler dann auch mal wieder einnetzen (dass sie das theoretisch können haben sie 2009/2010 ja fast durchweg gezeigt), sind wir auf dem richtigen Weg.

Und neben dem Spielfeld? Ich wünsche mir eine ruhigere Saison. Eine ohne größere Schieflagen. Ich glaube, dass die zweite Liga weniger Anlass gibt, sich in die Haare zu bekommen, als die Bundesliga letzte Saison. Ich hoffe, dass die Funktionsträger ein bisschen was aus der Sozialromantiker-Aktivität mitgenommen haben. Mal sehen, was kommt.

Ich freu mich auf jeden Fall auf möglichst viele Spiele mit hoffentlich gutem Fussball und sicherlich netten Menschen um mich rum. Das ging ja in Lübeck schon mal gut los.

Weiterwerfen werde ich das Stöckchen dann mal gen ol_sen, so als kleine Revanche für seines. Vielleicht macht er ja mehr daraus, als ich aus seinem.

Nachtreten ist das neue hinterher Winken

Ich weiß, diese Saison hat noch einen Spieltag. Ich weiß, noch haben wir die Mannschaft, das Trainer-Team, die offiziellen, die wir eben für die Saison 2010/2011 haben.
Noch sind alle da.
Noch ist es vielleicht nicht mal nachtreten, weil alle noch hier sind? Auch egal.

Ich weiß, man soll nicht nachtreten – über die Toten nur Gutes – oder so. Aber Pietät war sowieso noch nie meine Stärke und auch wenn es hier im Blog ruhig geworden ist – ab und zu muss sowas mal raus.

Komische Saison, irgendwie.

Aufstieg, Euphorie, gute Vorsätze. Eine leidlich brauchbare Hinrunde mit einem… sagen wir anstrengendem Ausklang. Und dann “diese Rückrunde”.

Nachtreten

Ich hielt und halte sehr viel von unserem Trainergespann. Aber irgendwie ist mir inzwischen so (ja, hinterher ist man immer schlauer), als hätten sie ihren…
“Zenit” bei uns spätestens irgendwann im letzten Herbst überschritten. warum genau, kann ich nur spekulieren (was ich hier gar nicht will).

Wenn man von Anfang Oktober (Nürnberg) bis Ende Januar genau einen Sieg (Heimspiel gegen Kaiserslautern) einfährt ist das schon ‘ne Serie über die man reden sollte. Bei der man sich als Trainer auch mal selber in Frage stellen sollte.
Auch wenn die Tabellenplatzierung dank gutem Start schon in Ordnung war für den Zeitpunkt.
Dass dann nach drei Siegen (Köln, Gladbach, HSV) in Folge die Tüte komplett leer war, dass dann noch unglaubliche 7:31 Tore und ein mageres Pünktchen (2:2 in Wolfsburg) an den Spieltagen 23 bis 33 eingefahren wird… Noch so ‘ne Serie.

Und so Negativserien zeigen ja auch irgendwas.
Irgendwas wie “entweder erreicht der Trainer seine Mannschaft nicht mehr so wirklich” oder “die Master-Pläne die da immer so schön erwähnt werden funktionieren so nicht” oder “die Master-Pläne sind zu kompliziert für die Mannschaft”. Man darf sich aussuchen was, ist am Ende auch egal, aber wenn ich als Vorgesetzter meinem Team Aufgaben gebe, die für die Teammitglieder zu schwer sind, ist es vor allem und zunächst mal meine Schuld. Das ist nämlich Teil des “Führens”. Das Potential der zu führenden erkennen und abrufen. Sie ihren Stärken gemäß einsetzen, und so gut es geht ihre Schwächen reduzieren.

Natürlich war unser Kader für die Saison nicht oberes Bundesliga-Niveau, aber so ein paar Dinge liegen halt nicht (nur) an der (fehlenden) individuellen Qualität einiger Spieler oder an den Verletzungsausfällen. Zumal das Team ja (auch!) durch den Trainer zusammengestellt wurde. Und er es ja auch in der Winterpause noch massiv verteidigt hat und dem Team sein Vertrauen aussprach.

Hat jemand mal mitgezählt, wie viele Gegentore wir in den letzten 5 Minuten bekamen?

Das ist natürlich im Einzelfall immer eine Unkonzentriertheit eines oder einiger Spieler.

Unkonzentriertheit passiert in jedem Beruf. Aber wenn ich über ein Jahr hinweg alle zwei Versuche den gleichen oder einen ähnlichen Fehler mache, dann muss ich mir nicht erst nach dem Jahr überlegen, woher der kommt.
Und die Ballung dieser Unkonzentriertheiten am Ende der Spiele spricht schon dafür, dass hier was mit der Kondition nicht so ganz stimmte. Sonst wären die Fehler einfach zufälliger Verteilt (ich alter Statistiker, ich). Aber so sieht man doch irgendwie eine gewisse Systematik.

Kondition ist das Ergebnis des Trainings und damit der Arbeit des Trainers. Ich vermute, dass nirgendwo so direkt der Trainer verantwortlich ist, wie bei der Kondition, denn hier ist der Anteil des Effekts einfach besser planbar, als sagen wir mal bei dem Lernen bestimmter Abläufe, das sehr individuell sein dürfte (Lernwilligkeit und Fähigkeit der Spieler etc.).

Und wenn die Kondition nicht stimmt, häufen sich auch die Verletzungen. Das lief in den letzten Jahren meistens gut für uns, was für unser Training und die medizinische Abteilung sprach, aber dieses Jahr war da irgendwie der Wurm drin. Und ja, auch Brüche können die Ursache in falschem Training haben – was die Muskeln nicht kompensieren können, landet schneller in den Knochen. Und dass unser medizinisches Personal das anders sieht – wen wunderts, die sind ja mit dafür zuständig. Das kann ich schon verstehen.

Offensive Spielphilosophie mit einem Stürmer schön und gut, aber irgendwann muss man vielleicht auch merken, dass diese nicht alles ist, bzw. einfach darüber nachdenken, ob ich daran doch was ändern sollte, einfach weil meine Philosophie so gar nicht mehr zum Erfolg führt. Stichwort eigene Fehler erkennen und vermeiden.

Und dann war da noch die gefühlte ‘charakterliche Kehrtwende’ (das Wort ist eine Krücke) von “mein Team ist toll und wir brauchen keine Ergänzungsspieler” im Winter zu “Alle doof, außer mir. Mit denen will ich nicht mehr spielen arbeiten” in den letzten Tagen.
Je näher der Abschied von Stani rückte, desto stärker schien er sich nicht mehr als Teil einer Gruppe zu begreifen, sondern – in der Außendarstellung – außerhalb der Gruppe zu stehen und mit dem Finger auf diese zu zeigen.

Die machen nicht, was ich ihnen sage, ich kann da nix für”.

Und wieder: Da muss man sich als Vorgesetzter dann bitte auch mal hinterfragen, warum das so ist. Alles andere ist nicht nur unprofessionell sondern einfach auch mal schädlich.

Wenn man dann noch die diversen “jungen oder jüngeren Talente” sieht (z.B. Hennings, Naki, Kruse, Takyi), die gefühlt in dieser Saison genau gar keine Entwicklung durchlaufen haben, kommt einem doch das eine oder andere Fragezeichen in den Sinn. Takyi, der am Ball viel kann, aber vor allem den Ball oft unnötig verliert (nicht durch riskante Fehlpässe, sondern durch schlafmütziges Zweikampfverhalten). Und das seit Jahren. Und es wird nicht besser (hallo Trainer?). Naki, der mal Teil der Aufstiegsmannschaft war, in der es “characterlich so toll war und alles stimmte”, der jetzt völlig neben der Spur scheint? Und der auf dem Platz gefühlt eher Rück- als Fortschritte macht, wenn es um sein Spielverständnis geht? Dessen einzige verbliebene Stärke eine gewisse Bissigkeit am Ball zu sein scheint? Hennings, der eins, zwei gebrauchte Spiele hatte und seitdem scheinbar kein Bein mehr auf den Boden bekommt? Kruse, der am Ball einiges kann, aber offensichtlich die Risikodenke des Trainers nicht verinnerlicht hat, oder dem das Selbstvertrauen am Ball fehlt? Der genau entgegen der Ankündigung des Trainers “mutig offensiv” zu spielen mit Vorliebe dann doch den sicheren Ball spielt? Wenn überhaupt? Klar liegt das auch an den Spielern, wie sie sich entwickeln, aber ist nicht genau dafür ein Trainer da, dass die Spieler besser werden? Dazu lernen? Mehr können, als vorher?

Kessler, der nachdem er die Bundesliga-Option zum Sommer gezogen hat plötzlich mysteriöser Weise nicht im Kader war, gefühlt als Strafmaßnahme genau dafür (‚”Identifiziert sich nicht mit unseren Zielen”?). Bestraft von einem Trainer der wenige Tage später quasi seine eigene Bundesliga-Option zog.

Das wirkt nach außen doch alles irgendwie so, als würde da intern schon seit Monaten eher daran gearbeitet die Kontrolle nicht völlig zu verlieren. Irgendwie bis zur Vertragsunterzeichnung woanders noch den guten Schein zu erwecken und dann off.

Das sind mir einfach inzwischen so ein bis fünf Dinge zu viel, um nur Zufall zu sein.

Ist das nachtreten? Von mir aus. Eigentlich ist das nicht einmal ein wirklicher Vorwurf, eigentlich sind das nur Fragen, die sich mir so stellen. Dinge, die einem so auffallen.

Und diese Fragen richten sich an die gesamte sportliche Führung. Wenn der Trainer es nicht mehr bringt, ist nämlich auch diese irgendwann mal in der Verantwortung.

Hinterher winken

Trotz all dem da oben:

Danke Stani! Danke Truller!

Danke für eine unglaubliche Fußballzeit in den letzten Jahren. Für viel mehr Aufs als Abs. Für all das, was Ihr beide miteinander und unabhängig voneinander uns allen hier am Millerntor gegeben hat. Danke vor allem für die magische Aufstiegssaison 2009/2010.

Niemals geht man so ganz.

Lernt in der Fremde. Sammelt andere, neue Erfahrungen. Und vielleicht sieht man sich eines Tages wieder. Als Gegner im Stadion. Als Freunde. Oder irgendwo und irgendwie ganz anders.

War alles in allem ‘ne Schöne Zeit.

Entgegenlächeln

Dem neuen Trainer. Ich freu mich auf unser neues Trainergespann und die nächste Saison. Ich freu mich auf die neuen (und auf die Alten) Gesichter, die nächste Saison den Kader bilden. Ich bin wirklich gespannt, was auf uns zukommt. Neue Erfahrung und so. Schubert ist der erste wirklich externe Trainer seit irgendwannindenneunzigern E. Krautzun.  Frischer Wind. Von außen und so.

Uns wird sicher eine etwas steifere Briese entgegenwehen, gerade am Anfang, Aber in Hamburg ist man Wind gewöhnt.

Luftholen. Sommerpause. Und dann…

Alle Mann an Deck. Hart am Wind Segeln!

Auch lesen:

Jekylla: 1:8 ist das neue 1elf – FC Sankt Pauli vs. Bayern München

Der Fisch stinkt vom Kopf?!?

Wir sind St. Pauli! Nur was sind wir?

St. Pauli ist eine der innovativsten Fanszenen der Welt. Der einzigartige Ruf des Vereines und seiner Anhänger ist in den 80er und 90er Jahren aus dem Nichts geschaffen worden und von der Fanszene begründet worden. St. Pauli war damals Vorreiter und Vorbild vieler neuer Entwicklungen in Deutschland und in der Welt. Und heute? Wie ist eigentlich der Stand?

Kritik an einzelnen Verhaltensweisen in konstruktive Ideen umwandeln, Begeisterung schaffen, Diskussionen zu führen, dies sind die Ziele. Wie ist der Status Quo? Wo wollen wir hin? Was ist Toleranz? Was ist die Grundlinie?

Fragt Norbert vom Magischer FC Blog.

Und wir (“St. Pauli-Blogger”) sind aufgerufen zu antworten. Dass die damit verbundene Aufgabe, der gewünschte Text nicht unbedingt “mal so eben” zu schreiben ist, war mir irgendwie von Anfang an klar. Aber dass es mich ungefähr 5 Seiten Experimente und Verwerfen bedeuten würde, bevor ich irgendwas mich halbwegs zufriedenstellendes haben würde, war mir nicht bewußt.

Also los:

Wer sind wir?

Wir sind politische Fußballfans.

Nach ungefähr drei Tagen immer-mal-wieder-darüber-nachdenken ist das fast die einzige Aussage, die ich irgendwie unterschreiben könnte.

Gerne auch deutlich:

Wir sind politische Fußballfans.

Wir sind so unglaublich verschieden. Ultras und Oldtras. Sitzplatzinhaber und Stehplatzfans. Dauer-Singsang vs. Spielbezogen.
Aber wir sind politisch. Nicht im Sinne einer gemeinsamen Meinung zu Einzelthemen. Eher in dem Sinne, sich selbst als Element politischer Prozesse zu begreifen. Artikulation von Meinung, die über ein “Scheiß Schiri” hinaus geht. Akzeptanz, dass auch andere Themen, auch im Stadion, ihren Platz haben sollten und dürfen.

Ich glaube tatsächlich, dass dies der eigentliche große Gleichmacher bei uns ist. Wir sind politisch. Und je häufiger ich das schreibe, desto eher fühlt  sich das richtig an, richtig im Sinne der Beschreibung des “wir”.

Wie ist eigentlich der Stand? Was ist der Status Quo?

Abseits dieser einen Gemeinsamkeit gibt es keinen “Stand”. Irgendwie.

Es gibt viele Stände. (Herr Kalau in meinem Kopf schlägt vor, den Fanräume-Stand zu erwähnen, die Selbstbeherrschung nebenan schafft es immerhin, dies in Klammern und außer Kontext zu setzen). Es gibt die Ultras, die ihren eigenen Stand haben, ihr eigenes Sein. Es gibt die Haupttribühnen-Logen-Sitzer. Es gibt die Nordkurvler. Und in den Gruppen um oder bei 22.000 verschiedene Stände.

Und wo stehe ich?

Es gibt so viele Themen. So viele Diskussionen. Susis Stangentanz. Business-Seats. Werbung im Mittelkreis. Dauer-Lala. Sportliche “Krise”. Abstiegsangst. Aussperrungen. Kernkraft. Gewalt im und ums Stadion. Wahlen in Sachsen-Anhalt. Trainerwechsel bei gefühlt der halben Bundesliga. Saisonplanungen für 2011/12.

Und irgendwie – bei aller Begeisterung über ein gepflegtes sich-Aufregen zu vielen dieser Themen – sich-Aufregen über viele unsinnige Aussagen – irgendwie ist das toll. Irgendwie zeigt das ziemlich genau, was diesen Verein zu meinem Verein macht. Die Integration der Außenwelt ins Stadion. Oder des Stadions in die Außenwelt. Das Verschmelzen gesellschaftlicher und politischer Themen mit Fußball. Neben dem Spiel immer auch die ernsten, die wirklich wichtigen Themen. Aber neben dem Ernst des Lebens auch immer des Ballspiel und die kindliche Freude über ein Tor. Eben noch grübelnd darüber diskutiert, was man sich jetzt energiepolitisch wünscht, und plötzlich der Mannschaft beim Einlauf zujubelnd. Und ich hab keine Ahnung, wie es anderswo ist, aber ich weiß, dass es hier gut ist.

Wo wollen wir hin?

Erik hat mich  neulich vor der Domschänke, mit Bezugnahme auf mein letztes Posting, zu mehr Eindeutigkeit aufgefordert.

Hab doch mal den Mut dazu zu stehen.

Ohne Aber. Kein sowohl als auch, sondern ein So.

Aber für mich gibt es kein Eindeutig. Nahezu nie. Das finde ich nicht schlimm, eigentlich mag ich das sogar an mir. Und eigentlich mag ich das vor allem am FC St. Pauli. Es gibt nur sehr wenig eindeutiges. Antirassismus ist eindeutig. Das ist prima. Alles andere ist nicht weiß oder schwarz, sondern grau. Mal dunkler, mal heller. Und für jeden ist das grau anders. Mit Grün- oder Rot-Tönen. Lila oder Pink. Ganz selten bestimmt sogar schwarz-gelb.

Und genau das will ich.

Ich will Menschen um mich herum, die ihre eigene und begründete Meinung haben. Dabei muss das meistens nicht meine Meinung sein, auch wenn die natürlich die richtige wäre.

Ich will mich reiben können, an anderen. Andere Standpunkte werten den eigenen auf. Helfen, ihn zu entwickeln. Zu verändern. Zu optimieren.

Ich will Menschen um mich herum, die das Spiel lieben. Die die Mannschaft anfeuern, die mit dem Herzen dabei sind.

Ich will Menschen um mich herum, die Ihren Kopf nicht irgendwo abgeben müssen, um ne gute Zeit zu haben. Menschen, die Ihren Kopf bestenfalls brauchen, um eine gute Zeit zu haben.

Ich will Menschen um mich herum, denen der sportliche Erfolg nicht über alles geht. Die auch anfeuern, wenn’s auf dem Platz scheiße läuft. Die nicht beim ersten Abstieg woanders hin gehen.

Ich will kuschliges, familiäres Stadionerlebnis mit 60.000 (Steh-)Plätzen. ich will SMS-Ticker-Aktionen und hinterher den Jolly Rouge.

Ich will Fußball und Politik in einem Gespräch unterbringen können. Ich will parallel panisch aufs Spielfeld gucken und zugleich gebannt einem Gespräch über Einwanderungspolitik lauschen.

Das will ich. Da will ich hin. Und dabei ist mir (fast) egal, welche Meinung diese Menschen haben.

Ich will keine Eindeutigkeit. Keine Gleichschaltung.

Ich will ja – aber. Will sowohl als auch.

Ich will, dass alles so bleibt, und sich verändert.

Ich will, dass es besser ist und anders wird.

Eindeutig genug, Erik?