Glücksstöckchen

Eine sehr gute Freundin bat mich neulich, ihr 10 Dinge zu nennen die mich glücklich machen. Motiviert durch ein Buch, das sie gelesen hatte. Ich weiß grade gar nicht, warum sie das wissen wollte, aber ein Teil der “Aufgabe” – so fühlt es sich jedenfalls an – ist natürlich auch darüber nachzudenken was einen glücklich macht. Und nachdem man mein letztes Posting ja durchaus auch negativ auslegen konnte, versuche ich nun was positives zu schreiben. Schon wieder was ziemlich persönliches.

Was ist Glück überhaupt? Wenn man so will ist die Radikaldefinition von Glück eine Phase in der alles optimal ist. Nur sind so Phasen leicht unrealistisch. Also muss ich einen Ansatz wählen, der dichter am Leben dran ist. Ich versuche “positive Gefühle” grade in drei verschiedenen Kategorien zu denken:

Freude

…ist das positive Gefühl, wenn etwas überraschendes passiert (z.B. die Freude über Geschenke), Freude verknüpfe ich mit Ereignissen. Also Freude darüber, wenn jemand liebes einen Anruft, wenn etwas gelingt, wenn etwas einen eben erfreut. Freude ist für mich auf einen sehr kurzen Moment beschränkt. “Ich freue mich” ist etwas, das nach einer gewissen (kurzen) Zeit nachlässt.

Zufriedenheit

…ist etwas abgeschwächte Freude, die über einen längeren Zeitraum anhält. Auf den Impuls “toll” folgende kontinuierlich positive Gefühle. Profanes Beispiel: Ich habe mich sehr gefreut, als St. Pauli in die zweite Liga aufgestiegen ist. Inzwischen bin ich zufrieden mit dem Zustand.
Zufriedenheit ist so ‘ne Art kontinuierliches Gutfühlen, bezogen auf je ein Ding. Also ich kann z.B. zufrieden mit dem was ich gerade arbeite sein und parallel unzufrieden mit meiner Beziehung sein (BEISPIEL!). Zufriedenheit ist irgendwie auch das Rauschen, das so den Positive-Gefühle-Äther füllt.

Glück

…Irgendwie ist Glück “das höchste der Gefühle”. Glück ist es für mich dann, wenn ich ausschließlich positiv empfinde. Nicht auf die Idee komme über irgendwas anderes nachzudenken. Ganz auf den Moment fokussiert sein und diesen genießen.

10 Dinge die mich glücklich machen

Okay, also zurück zur eigentlichen Aufgabe: Was macht mich glücklich? Was sorgt dafür, dass ich mir in einem Moment überhaupt keine Sorgen mache, ausschließlich positiv denke, nur den Moment wahrnehme… Schwer, wenn man da nicht fast schon trivial werden will 🙂 Die Reihenfolge ist nur begrenzt aussagekräftig was die Intensität angeht.

  1. Liebe. Die Momente in denen man Liebe (oder Verliebtheit, wenn man das trennen möchte) voll ins Gesicht bekommt sozusagen. Also nicht das kontinuierlich anwesende Gefühl, sondern die Situationen in denen einen das mit voller Wucht bewußt wird, dass man liebt und (wichtig) dass diese Liebe erwiedert wird.
  2. Sex. Ist jetzt extrem profan, aber unabhängig von Liebe ist Sex sehr aufmerksamkeitsbindend und zugleich positiv. Währenddessen bin ich glaube ich glücklich (und wenn nicht, mache ich was extrem verkehrt ;-))
  3. Musik. Vor allem Live können Konzerte mich extrem “reinsaugen”. Wenn ich die Musik mag, mitgehe, rumhüpfe, mitsinge bin ich glücklich. Denke an nichts anderes.
  4. Positiver Stress. Wenn ich an etwas arbeite, dass meine volle Konzentration erfordert, weil es schnell erledigt werden muß. Wenn das wichtig ist und wenn ich das was ich da gerade mache kann und gut mache, macht mich das glücklich. Dann bin ich vollständig davon absorbiert, denke an nix anderes, bin hinterher sehr zufrieden und währenddessen irgendwie glücklich.
  5. Freundschaft. Kennt ihr diese Momente, wenn ihr mit Freunden zusammen seid und einfach “alles gut” ist?
  6. Fußball. Wirklich. Beim Fußball-Gucken gibt es so “glücklich-Momente”. Wenn das Spiel spannend/aufregend ist, meine Mannschaft macht den Eindruck Erfolg haben zu können. Sowas.
  7. Zielerreichung. Wenn ich etwas erreichen möchte, das mir schwer fällt und ich es trotzdem schaffe. Irgendwie Begeisterung über sich selbst. Dieses “ich bin SO gut”-Gefühl. Ich sollte den inneren Schweinehund echt häufiger überwinden.
  8. Positives Feedback. Positive Kommentare im Blog, ehrliches Lob für geleistetes etc. können mich kurz glücklich machen.
  9. Wenn ich sehe, dass es mir wichtigen Menschen gut geht. Es gibt wenige Menschen, die für mich wirklich wichtig sind. Aber wenn ich akut wahrnehme, dass die gerade besonders gut drauf sind, kann sich sowas auf mich durchschlagen und mich glücklich machen. Dann freue ich mich einfach für die und denke nicht weiter nach.
  10. Erkenntnis. Der Moment einer (größeren) Erkenntnis, A-Ha-Erlebnisse. Dieses Peng im Kopf, wenn mehrere Puzzleteile zusammenfallen und passen.

Das war anstrengend aber erfolgreich (in dem Sinne, dass mir tatsächlich 10 verschiedene Punkte eingefallen sind). 🙂
Der Liste folgend müßte ich jetzt also glücklich sein.

Irgendwie ein ganz spannendes Thema. Und weil mich interessiert, wie andere da so ticken, mach ich da jetzt ganz frech ein kleines Stöckchen draus. Und zwar ist die Aufgabe wie folgt:

  • Beschreibe, was Glück für dich ist.
  • Nenne mindestens drei Dinge, die dich glücklich machen.

Ich weiß, dass es ein sehr persönliches Thema ist und erwarte ausdrücklich nicht von euch, dass ihr das beantwortet. Würde mich aber freuen wenn ihr es doch tut 😉 Ich versuche nur die zu treffen, von denen ich immerhin weiß, dass sie Stöckchen ab und zu auch annehmen. Also los Konna, Vizekoenigin, Blondes Alien, Dirk, Frau Jekylla und Tshalina – macht was draus 🙂 Alle anderen dürfen das Stöckchen natürlich auch aufsammeln und beantworten.

Warum Marktforscher?

Der Taxi-Blogger hat einen Stock gebastelt:

„Wer Bock hat, kann ja mal (hier oder im eigenen Blog) aufschreiben, was ihn in seinem Beruf motiviert.“

Spannende Frage, und weil ich bei anderen gerne Lesen würde, was sie motiviert nutz ich das mal und versuche aufzuschreiben, was mich motiviert (und warum ich mir das eigentlich mal ausgesucht habe).

Marktforschung kennen die meisten vermutlich vor allem so: jemand spricht sie auf der Strasse mit dem immer gleichen Satz „haben Sie ein paar Minuten Zeit für die Marktforschung?“ an.
Das war auch mein erster Kontakt. Als wirklich kleiner Junge bin ich häufiger mit meiner Mutter durch Hamburg-Altona gelaufen, meist auf dem Weg zum Einkaufen.
In Altona gab es zu der Zeit mehrere Studios von Marktforschungsinstituten.
Meine Mutter ist offen und guckt meist freundlich. Und so wurde sie dann auch immer mal wieder von Baggerern (so heißen die Menschen, die eben diesen Satz auf der Strasse sagen) angesprochen. Da sie oft Zeit und eine gewisse Neugierde hatte, ging sie dann oft mit und wurde befragt: „Schmeckt diese Zahnpasta? gefällt Ihnen dieses Fischstäbchen? Was riecht eigentlich besser?“

Der kleine Curi saß daneben und fand das lustig.

Und hauptberufliche Interviewer sind aufmerksam und haben meist ein gutes Personengedächtnis. Und das sagt ihnen dann ziemlich bald dass da immer die junge Frau mit dem kleinen Kind durch den Stadtteil spaziert, die an Interviews teilnimmt.
Achtung: Kleines Kind!
Kinder sind beliebte Zielgruppe und schwer zu kriegen. Was liegt da also näher, als die Frau zu fragen, ob sie auch mit ihrem Kind (dem kleinen Curi) an entsprechenden Interviews teilnehmen würde. Der kleine Curi und meine Mutter fanden das in Ordnung, und so machte ich meine ersten aktiven Marktforschungs-Erfahrungen.

Ca. 15 Jahre später entschied ich mich dann, auch weil ich Marktforschung spannend fand für meinen Studiengang. Und noch ein paar Jahre später landete ich dann zum Glück auch nach dem Studium direkt bei meinem jetzigen Arbeitgeber.

Aber die Frage war glaube ich noch eine andere: Was motiviert mich. Was treibt mich täglich an, und führt dazu dass ich gerne ins Büro gehe?

Ich bin neugierig, ich will wissen was Menschen als große Masse antreibt. Also bin ich Soziologe geworden.
Und dann wollte ich wissen, warum Menschen was kaufen, und wie man sie da beeinflussen kann. Also Markt-, Werbeforschung. (Inzwischen bin ich mir nicht mehr sicher was ich spannender finde. Warum sie es tun, oder wie man sie dazu bekommt etwas zu tun.)
Ich bin online. Schon lange. Ich mag das Internet, ich bastel hier gerne. Ich programmier ab und zu ein wenig. Also wollte ich zur Online-Marktforschung.

Und da bin ich heute.

Ich mag was ich tue, ich schreibe und programmiere gerne Fragebögen, ich koordiniere gern die anfallenden Arbeitsschritte. Ich räume die Daten sogar recht gern in Powerpoint. Ich mag es die Daten vor mir zu haben, und mir zu überlegen ob da was zusammenhängen könnte, was etwas bedeuten kann, warum das so ist.

Ich habe Spaß mit Zahlen. Ich freue mich darüber, wenn ich etwas Neues ausprobieren kann. Wenn ich die Gelegenheit habe eine neue Methode zu benutzen. Ein neues Testkonzept zu basteln. Ich finde meinen Job abwechslungsreich. Fast jeder Tag bietet was Neues.

Wir sind eine kleine Firma. Also bekommt man auch viele Details aus den anderen Abteilungen mit. Ist in Entscheidungen eingebunden. Kann wenigstens eine Meinung abgeben. Ob man die nun durchbekommt oder nicht.

Ich mag meine Kollegen. Freue mich bei den meisten, wenn ich sie sehe. Ich mag sogar meinen Chef.

Wir lachen im Vergleich viel im Büro. Mit, sicher auch übereinander. Wir arbeiten auch viel. Aber ich glaube wir alle arbeiten zumindest meist auch gerne an dem was wir machen müssen. Und wenn man bei allen das Gefühl hat, dass es ihnen im Prinzip Spaß macht, dass sie sich wohlfühlen, dass sie sich vielleicht zwischendurch sogar freuen dein Gesicht zu sehen, dann hilft das natürlich auch, sich zu motivieren.

Was mich motiviert? All das. Ich mag was ich mache, ich mag mit wem ich es mache und meist mag ich sogar die Kunden. Sogar die komplizierten.

Ohne gute Kolleginnen und Kollegen wäre das alles nur halb soviel wert. Aber auch ohne sie macht der Job mir einfach Spaß. Ich habe das Glück, dass ich das arbeiten darf, was ich in den sieben oder acht Jahren davor schon machen wollte. Das motiviert mich. (Fast) Jeden Tag aufs neue.