Dans Op de Deel

Schläfriger Samstag. Aufgewacht, mit dem Hund laufen gegangen, weitergeschlafen, aufgewacht, eingekauft, weiter geschlafen. Zwischendurch müde den Laptop beobachtet. Wenig gelesen. Schläfrig eben.

Freund Nik vom verlorenen Mond und die E. wollen tanzen gehen und bestehen auf meine Anwesenheit.

Also bemühe ich mich wach zu werden und schaffe es tatsächlich gegen 23:00 Winterzeit geputzt und bekleidet bereit für den abendlichen Ausflug zu sein. Verabredet sind wir auf dem Land, in einer Großraumdisko.

Unterschwellig bereue ich meine Entscheidung bereits während der Parkplatzsuche. Eine große, schlammige Wiese auf der sich die PKW der gesamten Jugend Schleswig-Holsteins tummeln zu scheinen. Ich werde alt. Spannend auch, dass vor dem Eingang eine ca. 100 Meter lange Schlange Einlass begehrt. Irgendwo im Nirvana! Nun gut, wir schließen uns also der Schlange an und warten mal mehr (Nik), mal weniger fröstelnd (ich). Praktischerweise schließt Nik Freundschaft mit dem etwas minderbemittelt wirkenden jugendlichen vor uns, so dass dieser seinen Kumpel später davon abhält ernsthaft Streit anzufangen… „Lass den in Ruhe, der is Korreggd!“.

Die Kleidungsgewohnheiten der Kleinen sind auch spaßig. Vor allem die herausgeputzten Achtzehnjährigen Mädels. Alle drei Schritte umknicken (Schuhe zu hoch), dauernd den Rock runterstreichen (zu kurz?), am Top nesteln (doch zu viel Ausschnitt?). Das wird noch. Ja, ich bin gemein.

Nach dem Einlass (Vorteile als wirklich erwachsener: Man wird nicht mehr ausgiebig abgetastet und die Türsteher wirken auf mich auch sonst viel sympathischer als vor 10 Jahren) für mich die Offenbarung:
Urks ist das groß hier. Nagut, nach einiger Suche finden wir dann Tanzfläche 1 (ich werde sie ab jetzt Mallorca nennen).
Die Musik schwankt zwischen ganz nett und ganz und gar nicht. Sprich: Ab und zu was moderneres, rockiges oder irgendein 80’er Oldie und Ballermann-Hits. Meist Ballermann.

Tanzfläche 2 (Soul) gucke ich mir nicht aus der Nähe an. Irgendwie bin ich für Soul ja schon in Hamburg nicht so zu haben, aber was hier dudelt klingt mir dann auch zu sehr nach Radio. Tanzfläche 3 soll mit Techno beschallt werden. Das heißt hier die Musik klingt nach einer Mischung aus Blümchen und Das Modul. Nur aktueller. Glaube ich. Hier gibt es dann aber auch die Erklärung, warum es so voll ist. Heute Nacht soll uns ein Live-Act das Leben versüßen. Cascada. Angekündigt als Internationaler Superstar. Klar. Also wenn nicht Robbie dann doch bitte Cascada. Klingt irgendwie auch wie eine Mischung aus Blümchen und Das Modul, sieht ganz süß aus und wird frenetisch von einigen jubelnd begrüßt. Frage mich, ob tatsächlich deshalb so großer Andrang herrscht. Zurück nach Mallorca. Hier läuft gerade 80’er Musik. Irgendwann kommt Junge von die Ärzte und ich überlege ob ich hüpfen darf. Entscheide mich dagegen, weil ich angst habe die Landjugend beim Pogo zu zermatschen.

Spannend finde ich: Es gibt hier sogar ein Bistro. Erinnert irgendwie stark an Freizeitpark-Atmo. Fertig-Pizza, Pommes, Wurst. Und völlig Schallisoliert. Bin ja bei so was eher Hamburg gewöhnt. Wenn man da hungrig ist, geht man eher kurz vor die Tür, holt sich nebenan einen Döner, isst und geht wieder rein. Na gut. Wenn man hier vor die Tür geht und nach Nebenan will, muss man wohl erst ne Weile fahren. Schön: Twittern geht hier auch. Nein, ich bin nicht süchtig. Positiv sind auch die Preise. Wasser für 1,50, Desperados für 3,00 Euro. Das finde ich zivil, gerade wenn man die Monopolstellung hier in der Gegend berücksichtigt. Und 5 Euro Eintritt gehen auch. Wenn man die Musik mag.

Mir wird langweilig, die Musik geht mir auf den Keks, ich vermisse Gitarren. Metall. Von mir aus auch Techno, oder 80er. Aber nicht das hier. Dank Zeitumstellung gegen 5:00 daheim.
Schlafen.

Nachtrag: Das Mädel scheint ja wirklich bekannt zu sein. Laut deren Homepage wenigstens. Die ist total an mir vorbeigegangen (nicht, dass ich musikalisch was verpasst hätte). Sagte ich schon, dass ich alt werde?

Stöpsel im Ohr

Früher war das schon irgendwie anders, oder?

Wenn ich heute an der Bushaltestelle stehe und auf den Bus zur Arbeit warte, stehen da mehrere Jugendliche. Jeder hat Stöpsel im Ohr, aber alle unterhalten sich.
Ich kann mich ja noch daran erinnern, dass wir alle ganz stolz unseren ersten Walkman hatten. Und irgendwie war es dann schon so, dass immer mal einer oder zwei sich mit den Kopfhörern von dem Teil zurückzog. Aber irgendwie haben wir doch nie Musik auf den Ohren gehabt, wenn wir uns unterhielten.

Heute scheint das normal zu sein. Ich frag mich dann immer in welcher Lautstärke die Musik überhaupt noch läuft, weil dass man das Gegenüber sinnvoll versteht ist ja doch recht früh vorbei sonst. Neulich im Supermarkt habe ich dann sogar das Gegenteil gesehen. Mutter mit Stöpseln im Ohr und Tochter (ca. 13) versucht Mutter was zu erklären. Die hört natürlich nicht richtig zu. Immerhin weiß ich jetzt, woher die das heute haben. Bei solchen Eltern.