Wechselspiele 2009/III – Die neue Mannschaft

Dieser Artikel ist der dritte von dreien, die sich mit den Veränderungen im Kader des FC St. Pauli in dieser Sommerpause beschäftigen. Nachdem ich in den ersten Artikeln auf die Abgänge und Zugänge zur neuen Saison einging, geht es heute darum, wie sich die Mannschaft insgesamt darstellt.

Die Abwehr

In der abgelaufenen Saison auf den ersten Blick der problematischste Mannschaftsteil. Viel zu viele Gegentore, vor allem unnötige Gegentore sprechen da eine (scheinbar) deutliche Sprache.

Ich bin aber recht sicher, dass diese Probleme nicht aufgrund der Qualität der Spieler sondern durch andere Faktoren kamen. Neben der dauernden Verletzungsmisere natürlich auch das defensiv sehr zurückhaltend agierende offensive Mittelfeld um Ludwig und Trojan. Dass dazu meist einer unserer vier Abwehrhelden einen schlechten Tag erwischte, machte es natürlich nicht besser. Was wird also 2009/2010?

Im Tor bleibt sicherlich Matze Hain die unangefochtene Nummer 1. Ich hoffe, dass er seine Erfahrung ausspielt und vielleicht hinter einer etwas stabileren Abwehr auch selbst mehr Sicherheit bekommt. In der zweiten Reihe stehen mit Paddy Borger und Benedikt Pliquett zwei Keeper, die zwar in unserer ersten Saison bereits Ligaerfahrung sammeln konnten, aber den Ansprüchen an einen guten Zweitligatorwart nicht genügten. Als Ersatztorleute aber sicherlich gut.

Für die Viererkette bieten sich viele Spieler an, wobei die leidige Position als linker Außenverteidiger wohl die schwächste sein dürfte. Erste Wahl für die Innenverteidigung für mich sicherlich Ralph Gunesch und Markus Thorandt. Dicht gefolgt von Marcel Eger. Fabio Morena war in den vergangenen Zweitliga-Saisons für mich immer schwächster Innenverteidiger, so dass ich fürchte, seine Zeit ist langsam vorbei. Aber als Ersatz sicherlich immer noch wertvoll. Mit Davidson Drobo-Ampem haben wir zudem ein vielversprechendes Talent im Kader.
Außen Rechts ist für mich Carsten “Calle” Rothenbach gesetzt, und mit Florian Lechner haben wir ebenfalls einen fast gleichwertigen Ersatz im Kader.
Links wird interessanter, von der Position her wird hier wohl Jan-Philipp Kalla spielen. Calle Rothenbach kann diese Position im Zweifel sicherlich ebenfalls abdecken, genauso wie Ralph Gunesch, den ich allerdings wirklich lieber auf der Innenverteidigerposition sehe – dort sicherlich einer der besten in der zweiten Liga.

Mathias Hinzmann und Andreas Biermann ergänzen die Abwehr sicherlich eher, als realistische Chancen auf einen Stammplatz zu haben.

Das Mittelfeld

Im Mittelfeld haben wir typischerweise zwei defensive und drei offensive Spieler auf dem Platz. Positiv am Kader ist sicherlich, dass einige Spieler sowohl offensiv als auch defensiv spielen können. Als Doppelsechs sehe ich Fabian Boll und Thomas Meggle. Für mich bilden die beiden die richtige Kombination aus Dynamik, Erfahrung, Kampfgeist und Technik. Zudem kann Thomas Meggle immer wieder nach vorne Rücken und so auch offensive Impulse geben. Klar ist Meggle bereits im fortgeschrittenen Fußballeralter, aber was ich von ihm nach seiner Kreuzbandverletzung gesehen habe, ist er schon wieder ganz der Alte und kann uns sicherlich noch eine Saison auf hohem Niveau helfen. Beide Spieler sicherlich überdurchschnittliches Zweitliganiveau.

Als Ersatz im defensiven Mittelfeld haben wir Marc Gouiffe á Goufan, letzte Saison vor allem durch etwas zu große Motivation aufgefallen. Wenn er das in den Griff bekommt für mich aber die klare Nummer 3 auf dieser Position. Timo Schulz knapp dahinter. Beide Ersatzleute haben hier glaube ich solides Zweitliganiveau.

Offensiv sind sicherlich die beiden Neuzugänge Matthias Lehmann und Charles Takyi gesetzt. Lehmann eher zentral, Takyi rechts außen. Da Lehmann auch defensiv spielen kann bietet sich das auch sorum an, je nach Spielsituation mit Thomas Meggle zu rochieren.

Links offensiv bin ich mir etwas unsicher. Kann Max Kruse auch die Außenposition spielen? Wenn ja, dann würde ich ihn hier zunächst vorn sehen, wobei er noch zeigen muß, dass er in der zweiten Liga gute Leistungen bringen kann. Als Alternative haben wir mit Florian Bruns hier einen soliden Spieler, der diese Rolle notfalls ausfüllen kann.

Die Youngster Jonathan ourgault und Marius Browarczyk dürften kaum zum Zuge kommen, wenn Dennis Daube an seine vielversprechenden Leistungen aus der letzten Rückrunde anknüpfen kann, sehe ich ihn aber auf jeden Fall als Option. Im Laufe der Saison wird er sicherlich auch den einen oder anderen Einsatz bekommen.

Der Sturm

Aufgrund des Systems spielen wir ja üblicherweise nur mit einem Stürmer. Aufgrund seiner Erfahrung sehe ich hier Marius Ebbers als gesetzt an. Sollte er sich nicht verletzen führt wohl kein Weg an ihm vorbei. Gewehr bei Fuß stehen natürlich die beiden Youngster Deniz Naki und Rouwen Hennings und auch Morike Sako dürfte immer mal wieder zu Einsätzen kommen. Gerade wenn das System umgestellt wird können die drei zudem auch alle zurückgezogene Spitze spielen und damit auch im Mittelfeld variabel eingesetzt werden. Kann also durchaus sein, dass Rouwen oder Deniz auch mal die linke Außenposition im Mittelfeld einnehmen. Gerade auf der Ersatzbank habe ich immer gern Spieler, die möglichst viele Positionen einnehmen können um so flexibel wechseln zu können.

Wunschaufstellung

Zusammengefasst sieht das ganze auf dem Platz in der Stanislawski-typischen 4:2:3:1-Aufstellung dann ungefähr so aus.

Marius Ebbers

Max Kruse | Matthias Lehmann | Charles Takyi

Fabian Boll | Thomas Meggle

Jan-Philipp Kalla | Ralph Gunesch | Markus Thorandt | Carsten Rothenbach

Mathias Hain

Auswechselspieler:

Benedikt Pliquett, Davidson Drobo-Ampem, Florian Lechner, Florian Bruns, Marc Gouiffe á Goufan, Deniz Naki, Morike Sako.

Je nach Spielsituation kann man mit den Spielern auch wunderbar auf zwei Stürmer umstellen (4:2:2:2). Ich denke dass man am ehesten Matthias Lehmann oder Thomas Meggle raus können und dafür dann Deniz Naki oder Morike Sako auf den Platz geschickt werden.

Fazit

Mir gefällt das Team ziemlich gut. Wir haben glaube ich eine sehr gute Mischung aus alten Hasen und jungen Talenten zusammen, und auf allen Positionen fast gleichwertigen Ersatz. Größte Schwachstelle könnte die linke Abwehrseite sein, zumal auch das linke, offensive Mittelfeld etwas brachliegt, da unsere Mittelfeldspieler überwiegend eher Zug in die Mitte haben. Allerdings haben Kalla und Kruse hier noch viel Potential und ich bin optimistisch, dass wir trotzdem eine gute Linke Seite auf dem Platz stehen haben.

Offensiv für mich eine starke Mannschaft, die defensiv mindestens solide mit etwas Glück aber ebenfalls überdurchschnittlich sein dürfte. Mein erster Tipp: Platz 4-7 sollten drin sein, das wäre auf jeden Fall eine Verbesserung gegenüber der abgelaufenen Saison. Mit etwas Glück spielen wir dieses Jahr wirklich um den Aufstieg.

Wechselspiele 2009/II – Die Zugänge

Dieser Artikel ist der zweite von dreien, die sich mit den Veränderungen im Kader des FC St. Pauli in dieser Sommerpause beschäftigen.

Während ich mich gestern mit den Abgängen befasst habe, geht es heute darum, wer in der Sommerpause neu hinzugekommen ist.

Die Zugänge: Qualitätszuwachs?

Trotz aller unterschwelliger Kritik, an den Abgängen, solche Lücken müssen gestopft werden. Allein um zahlenmäßig einen entsprechenden Kader zu haben. Gleichzeitig wollen wir uns ja auch verbessern.

Ich persönlich hoffe weiterhin auf den Aufstieg. Und wann würde er besser passen, als im Jubiläumsjahr 2010? Skeptisches Warten war also angesagt, wen würden die beiden HS (Sportdirektor Helmut Schulte und Trainer Holger Stanislawsk) ans Millerntor lotsen? Würden die Verluste kompensiert werden?

Erfahrung

Drei neue Spieler sind dabei, die ich jetzt mal als Zweitligaerfahren bezeichnen würde:

Von 1860 kam Markus Thorandt, letzte Saison einen Kicker-Notenschnitte von 3,78. Das ist nicht überragend, aber z.B. besser als der von Fabio Morena (3,84) und nur knapp schwächer als der Von Carsten Rothenbach (3,62) – den fast alle Fans enorm positiv bewerten. Solider Zweitligaspieler, der in der Abwehr für Konkurrenzkampf sorgen könnte und den Kader sicherlich auch in der breite Verstärken.

Von Alemannia Aachen stößt Matthias Lehmann zu uns. Letzte Saison dort Mannschaftskapitän, was ja immerhin schon mal für ihn spricht. Vor drei Jahren der teuerste Einkauf der Aachener überhaupt, was ich auch als positives Signal bewerte. Kicker Notenschnitt von 3,24 letzte Saison und damit, wenn mich nicht alles täuscht, besser als jeder St. Pauli-Spieler der vorangegangenen Spielzeit (z.B. im Vergleich zu Ludwig oder Trojan, ungeachtet der bei Lehmann wohl etwas defensiveren Ausrichtung). Dürfte damit auf jeden Fall enie Verstärkung sein und bringt ne ganze Menge Zweitligaerfahrung (Aachen und 1860) mit.

Rückkehrer Charles Takyi ist den meisten St. Pauli-Fans sicherlich noch ein Begriff, spielte er doch in der Aufstiegsmannschaft von 2007 und auch in der ersten Zweitligasaison 2007/2008 eine tragende Rolle beim Klassenerhalt. Damals noch als junges Talent mit einer Vergangenheit bei HSV II hoffentlich im “Auslandsjahr” bei Greuther Fürht gereift. Lustigerweise damals zu Führt gewechselt um unter Bruno Labadia zu spielen, der zwei Wochen später den Verein wechselte. Inzwischen ja Trainer beim Lokalrivalen, so dass die beiden Herren jetzt immerhin in der selben Stadt arbeiten.
In Fürth sicherlich nicht immer das gebracht, was man sich dort von ihm erhofft hat, aber wohl auch persönlich nicht so wirklich glücklich dort geworden. In der Form von vor 2 Jahren halte ich ihn für Gleichwertig zu Filip Trojan, mit etwas Glück hat das letzte Jahr und der erneute Wechsel zu uns ihm geholfen sich weiter zu entwickeln. Auch Charles verstärkt unser Mittelfeld.

Talent

Neben “alten Säcken” (auch wenn der jüngste der drei, Takyi erst 24 Jahre alt ist) wurden zweieinhalb junge Hüpfer dazugewonnen, die vermutlich recht viel Talent mitbringen.

Max Kruse, mit vielen Vorschusslorbeeren bedachter Spieler von Werders 2. Mannschaft (3. Liga). Dort stärkster Spieler seiner Mannschaft, beeindruckender Kicker-Notenschnitt von 2,84 und U21 Nationalspieler. Natürlich bleibt abzuwarten, ob aus einem sehr gutem Drittligaspieler auch ein mindestens guter Zweitligaspieler wird, aber alle Anlagen scheinen vorhanden zu sein. Nach allem, was ich gelesen habe ein Spieler den ich stärker einschätze als David Hoilett.

Stürmer Deniz Naki, U20 Nationalspieler, kommt indirekt von RW Ahlen (war dorthin von Leverkusen ausgeliehen). und hat dort die letzte Halbserie bereits  Zweitligaluft schnuppern können. Spielte die letzten 4 Spiele quasi durch, traf dabei dreimal bzw. erzielte insgesamt vier Tore in 478 Spielminuten. Kicker Notenschnitt für die vier letzten Spiele (die einzigen mit für die Bewertung ausreichender Spieldauer): 2,88. Sollte er das konstant abliefern können, eine Granate. Damit rechne ich zwar nicht, aber der Junge ist 19 und für drei Jahre an den Verein gebunden. Vermutlich bereits jetzt eine Verstärkung für unseren arg schwächelnden Sturm letzte Saison und mit sehr viel Potential.

Der “halbe” Spieler ist Rouwen Hennings. ebenfalls U-Nationalspieler. War letzte Saison schon bei St. Pauli unter Vertrag und ab dieser Saison nicht mehr ausgeliehen sondern “Vollblut St. Paulianer”. Letzte Saison lief sicherlich nicht ganz optimal für ihn, wollte er sich doch ursprünglich für die Bundesliga, bzw. seinen Stammclub HSV empfehlen.
Übrigens (mir) allein dadurch schon sympathisch,dass er damit von Anfang an offen umging. Viel zu viele Fußballer tun immer so als wäre ihr aktueller Club ihr absoluter Traumverein und überhaupt der beste (vielleicht ausser Barca, Real oder Liverpool) und wirken dabei alles andere als glaubwürdig.
Das mit dem Empfehlen hat ja nicht so ganz geklappt, die Leistungen waren alles andere als konstant und auch in den besseren Spielen noch mit viel Luft nach oben. Er wird sich steigern müssen. Aber die bisherige Karriere deutet an, dass er Talent hat und vielleicht platzt der Knoten ja im zweiten Jahr und mit der Gewißheit, dass er jetzt “zu uns” gehört. Ich kann mir vorstellen, dass das für einen 21 jährigen Spieler auch nicht unwichtig ist. Und wohl fühlt er sich – so wie es ausschaut – wohl. Ich drücke beide Daumen.

Verstärkung!

Im Vergleich zu den Abgängen glaube ich, dass sich der FC St. Pauli verstärkt hat. Trojan und Ludwig werden durch Takyi und Lehmann was die Möglichkeiten angeht glaube ich mindestens gleichwertig ersetzt. Dazu erhoffe ich mir mehr Konstanz von den beiden und gleichzeitig ein selbstbewußteres Auftreten, gerade auf fremden Plätzen. Mit Thorandt hat unsere Abwehr an Erfahrung gewonnen und die Trainer an Möglichkeiten. Gerade nachdem hier ja im letzten Jahr sehr viel Verletzungen für dauernde Veränderungen sorgten, sicherlich ein wichtiger Baustein.

Die gegangenen Talente Ömer Sismanoglu und David Hoilett halte ich für schwächer als Max Kruse und Deniz Naki (wobei diese Einschätzung nur auf gelesenen Artikeln beruht, bewußt spielen gesehen habe ich beide nicht!). Zudem sind beide definitiv erfahrener und haben bereits in Liga 3 und 2 gezeigt, was sie können. Rouwen Hennings muß diese Saison zeigen, dass er das Vertrauen, dass unsere Trainer in ihn stecken rechtfertigt.

Ich glaube fest an die Kompetenz der beiden HS, von daher vertraue ich hier auch auf die Fachkompetenz im Verein und freue mich erstmal über die neuen Spieler und bin neugierig auf die neue Saison.

Ablösesummen

Mopo und Bild haben sich in den letzten Tagen ja eher kritisch dahingehend geäußert, dass man anstatt in bestehendes Personal zu investieren, teure Ablösesummen ausgab. Das ist sicherlich faktisch zunächst richtig, allerdings glaube ich, dass es sorum sinnvoller ist. Die Frage ist für mich immer auch, welches Signal man setzt. Nehmen wir an, man hätte Ludwigs Gehalt um 10.000 Euro (wie kolportiert) im Monat aufgestockt, wäre das sicherlich günstiger gewesen, als Takyi zurück zu holen. Aber damit drückt man nicht nur Wertschätzung aus, sondern zeigt auch, dass man “alles” mit sich machen lässt. Das wäre wohl ungefähr eine Erhöhung der Bezüge um 1/3 gewesen (alles nur geschätzt und Zahlen aus der Presse). Und andere Spieler hätten sicherlich auch darüber nachgedacht, entsprechend mehr zu fordern, nach dem Motto “wenn der kann, dann ich auch”. Und nochmal: Ich halte Takyi für stärker als Ludwig.

Etwas anders gelagert ist der Fall Sismanoglu/Naki, während Naki bereits bewiesen hat, dass er in der zweiten Liga mithalten kann, hat Sismanoglu es bisher maximal angedeutet. Naki ist erfahrener und hat die höhere Torquote. Außerdem hat Naki jetzt erstmal einen Vertrag über drei Jahre, das heißt selbst wenn er in ein oder zwei Jahren wechseln will, dürfte eine Ablöse für uns dabei herausspringen. Ich glaube glaube dazu, dass es schwer ist, einen jungen, türkischen Spieler, der bei einem erstligisten in seiner Heimat spielen kann, mit realistischen Summen (Und wir reden hier von einem Spieler von St. Paulis Fünftligatruppe. Er hat zwar sicherlich Potential, aber bleibt zunächst ein Fünftligaspieler mit vereinzelten Ausflügen in die zweite Liga) davon zu überzeugen, sich bei uns weiter zu entwickeln. Von daher halte ich diesen “Tausch” ebenfalls für im Sinne des Vereins gut und richtig.

Stärker?

Richtig! Ich bin fest davon überzeugt, dass wir in der kommenden Saison stärker aufgestellt sind. Die Verluste von Trojan und Ludwig im Mittelfeld wurden spielerisch mindestens gleichwertig ersetzt, zudem haben Takyi und Lehmann mehr Erfahrung und gefühlt mehr Konstanz. Dazu kommt mit Kruse ein Mittelfeldspieler mit viel Potential. Die Abwehr wurde auf gutem Zweitliga-Niveau ergänzt. Und mit Naki kommt ein sehr junger Stürmer dazu, der aber offenbar schon sehr gut weiß, wo das Tor steht.

In der Abwehr also mehr Auswahl, im Mittelfeld die Abgänge mindestens ersetzt und im Sturm ebenfalls mehr Auswahl mit (glaube ich) mehr Potential und dem besseren Torriecher.

Morgen: Die neue Mannschaft – was heißen die Veränderungen für die Aufstellung?

Wechselspiele 2009/I – Die Abgänge

Dieser Artikel ist der erste von dreien, die sich mit den Veränderungen im Kader des FC St. Pauli in dieser Sommerpause beschäftigen.

Heute hat quasi die Saison 2009/2010 angefangen. Jedenfalls für die Spieler des FC St. Pauli. Und während mit Beginn der Sommerpause die Sorgenfalten in den Stirnen der Fans ziemlich tief waren, sollte sich das ganze inzwischen geglättet haben. Anlass für mich, in drei Artikeln die Abgänge, Zugänge und die daraus entstandene Mannschaft einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Verlust von Führungsspielern

Wir erinnerun uns: Das komplette offensive Mittelfeld hatte am Anfang der Sommerpause den Verein gewechselt:
Alexander Ludwig, Filip Trojan und Björn Brunnemann. Außerdem Rene Schnitzler und mit David Hoilett und Ömer Sismanoglu sicherlich hoffnungsvolle Talente.

Und wie das so war, waren alle Spieler, die uns verliessen die (glaubt man einigen im St. Pauli-Forum) Granaten schlechthin.
Top5 im Zweitligavergleich. Mindestens. Und damit nicht zu ersetzen.

Wirkliche Führung?

Ludwig und Trojan waren sicher prägend für unser Offensivspiel und häufig auch mit die auffälligsten Spieler auf dem Platz. Aber war das Offensivspiel wirklich so überragend? 52 geschossene Tore sind Ligadurchschnitt. Nicht mehr, nicht weniger. Und dass die zentralen Mittelfeldspieler am auffälligsten sind, liegt auch an ihrer Position.
Wären sie es nicht, wären sie wahrlich schwache Spieler. Aber das, was ich von Spielern auf dieser Position ist, dass sie auch mal alleine ein Spiel entscheiden können, die anderen Mitreissen, Dominanz ausstrahlen. Wie Thomas Meggle in seinen besten Jahren, wie Carsten Pröpper.

Und das war bei beiden nicht der Fall. Klar, gerade Trojan hat einige Highlight-Spiele gehabt. Nicht umsonst forderte nicht nur ich in der Winterpause noch, dass er seinen Vertrag verlängert. Aber die Spiele in der Rückrunde, ganz besonders auswärts, waren ja dann doch nicht so brillant.
Von einem Führungsspieler – der er ja sein wollte und sollte – erwarte ich da mehr. Und Alex Ludwig? 10 Tore. Das spricht für ihn. Gegen ihn sprechen seine Launigkeit, seine Unauffälligkeit und – meiner Meinung nach – auch, dass er es in keinem der Spiele, die ich Live oder im Fernsehen gesehen habe geschafft hat, dem Spiel seinen Stempel aufzuprägen. Er war immer nur einer unter vielen. Und qua Position eben offensiv ausgerichtet und recht erfolgreich.

Außerdem haben wir unglaublich viele Gegentore kassiert. Gegentore, an dem das Mittelfed mitschuld ist. Und gerade Trojan und Ludwig haben das Defensivspiel doch gerne vernachlässigt.

Ich glaube, dass Trojan – wenn er mental stärker wird – das Zeug zum Bundesligaspieler hat. Schauen wir, was er in Mainz macht. Aber ich glaube nicht, dass er das bei St. Pauli geschafft hätte. Vielleicht war es hier zu kuschlig. Keine Ahnung. Ich glaube nicht, dass Ludwig das Zeug dazu hat. Dazu fehlt es ihm an Einstellung. So aus der Ferne vermutet.

Ergänzungsspieler/Talente

Und der Rest? Brunnemann mochte ich immer gerne spielen sehen. Dynamisch, kämpferisch. Aber ehrlich gesagt war er immer nur Ergänzungsspieler. Vielleicht hätte es mehr werden können, aber in der Praxis saß er meist draußen. Mit Schnitzler wurde ich nie ganz warm. Hoilett, sicherlich ein Juwel. Aber wenn wir ehrlich sind, hatte er zwei bis drei wirklich gute Spiele, und sonst war er Mannschaftsdurchschnitt.

Und Ömer? Ja, ich fand seinen Auftritt gegen Mainz großartig. Ich glaube, er hat Potential. Aber wenn ein türkischer Club für einen 19 jährigen Ablöse zahlt, ist es glaube ich schon der richtige Schritt, ihn gehen zu lassen. Zumal – was man so liest – er ja auch gewisse Probleme hatte, was seine Einstellung anging. Auf keinen Fall Kriegsentscheidende Verluste. Alles spieler, die sicherlich nicht schlecht waren, aber uns auch nicht vorwärts gebracht hätten in der neuen Saison.

Verlust?

Nicht falsch verstehen. Ich finde es gerade bei Brunnemann schade, dass er geht. Habe gerade Trojan bei einigen Spielen unglaublich gerne zugesehen. Aber rational betrachtet geht damit sicherlich nicht die Welt unter. Ludwigs 10 Tore waren wichtig und wertvoll. Aber was man nicht vergessen darf: Die Spieler hätten ja keine Lücken gerissen, hätten sie nicht gespielt. Es hätten andere Spieler auf Ihrer Position gespielt. Vielleicht hätte Flo Bruns auf Ludwigs Position nur 7 Tore gemacht, statt 10, aber der Vergleich darf nie Spieler vs. Nichts sein. Das vergessen viele Fans gerne.

Morgen: Die Zugänge – schafft die sportliche Leitung es, die Verluste auszugleichen? Ist das neue Team evtl. sogar stärker als das alte?