St. Paulis Abwehrproblem

Die Abwehr ist doch Super?

Auf den ersten Blick ist die Überschrift sicherlich etwas komisch. Immerhin haben wir in der Rückrunde bisher genau 5 Gegentreffer bekommen und damit die wenigsten in der zweiten Liga. Das ist gut. Vor allem in 8 Spielen.

Guckt man weiter stehen in der Rückrundentabelle 8 geschossene Tore. Damit sind wir dann so Viert- oder Fünft-Letzter was die Tore angeht.

Der Sturm ist Schuld.

Naheliegend wäre also ein Sturmproblem anzunehmen. Ich finde die Statistik leider gerade nicht, aber erinnere mich, dass wir was die Effizienz angeht gar nicht so schlecht da stehen, heißt: Wir haben wenig Torchancen, machen aber aus denen RELATIV viele Tore.

Und nu?

Klar: Das offensive Mittelfeld ist Schuld!

Das da oben heißt immerhin: Wir erzeugen zu wenige (klare) Torchancen.

Und natürlich ist dafür vor allem unser offensives Mittelfeld zuständig. In den letzten Spielen vor allem die Herren Kruse, Bruns, Bartels, Schindler. Und ja – so wie es ausschaut fällt denen gerade nicht allzu viel ein. Außer Standards.

Unsere Stärke war bisher an sich meistens vor allem schnelles und dynamisches Spiel. Und das meint nicht nur klassische Konter. Aber eben ausnützen, wenn die gegnerische Abwehr (noch) nicht so sortiert ist. Wenn sich noch Lücken bieten. Nur: Dazu musst Du als offensiver Mittelfeldspieler den Ball ja auch erst mal haben. Schöne Situation dazu im gestrigen KSC-Spiel: Karlsruhe in der Vorwärtsbewegung. Ballverlust etwa auf Strafraumhöhe, der Ball kommt recht direkt zu Naki, der ungefähr auf einer Höhe mit der hinten stehenden KSC-Defensive ist. Die beiden KSC-Verteidiger noch etwas zurückgezogen. Kruse kommt dynamisch aus unserer Hälfte, Naki spielt den Direktpass in die Lücke, Kruse ist plötzlich mit dem Ball in einer 1:1,5 Situation (der entfernt stehenden KSC-Verteidiger hätte im Prinzip kaum noch eine Chance gehabt). Chance. (vergeben). SO werden aber Chancen überhaupt kreiert. Zu können scheinen es die Jungs also. Nochmal: Dazu brauchen sie den Ball, vorzugsweise bevor sich der Gegner wieder sortiert hat.

Und wer hat den in der Regel nach dem Angriff des Gegners? Richtig: Torwart oder Innenverteidiger. Ergo:

Die Abwehr ist Schuld

Guckt man sich vor allem das Spiel gegen Karlsruhe noch einmal an sieht man, wie häufig wir den Spielaufbau verschleppen. Statt den Ball schnell auf einen der beiden meist frei stehenden Außenverteidiger zu spielen (gefühlt stand Volz öfter sehr frei auf Links als Rothenbach auf Rechts, wo sich das Spiel schneller und häufiger ballte). Passierte aber nur sehr sehr selten. Immer wenn das passierte, war dann aber zumindest etwas Dynamik im Spiel. Was meistens passierte war: Abwurf in die Innenverteidigung. Thorandt und Zambrano spielen sich den Ball hin und her. Versuchen die Karlsruher aus dem Defensivverbund zu ziehen, um so Lücken zu schaffen. Nur ließ sich Karlsruhe nicht locken und unsere Innenverteidiger sahen ihre außen stehenden Kollegen entweder nicht, oder wollten da einfach nicht hinspielen. Einziger weg nach Vorn führte also meist über die im Zentrum zugestellten „Sechser“ Boll und Funk, wobei Boll oft auch nach Links rückte, um Volz zu unterstützen, aber.. wenn der Ball dann nicht dahingespielt wird, bringt das eben nichts. Oder Kruse lief auf die Innenverteidiger zu, bekam den Pass, und hatte dann dank Laufrichtung zu wenig Optionen, bzw. musste umständlich(er) aufbauen.

1:0

So schön es ist, dass wir hinten inzwischen offenbar erfolgreich Tore vermeiden, so wenig schön ist es, dass die Innenverteidigung sich scheinbar nur noch darauf konzentriert. Fehlt uns Sobiech, der in der Lage war das Spiel auch zu eröffnen? Können Thorandt und Zambrano das nicht, oder ist das taktische Marschrute? Das 1:0 fiel über links. Volz. Der sich unermüdlich anbot, die linke Seite immer wieder extrem frei hielt und sich geschickt von seinem Gegner absetzen konnte, aber leider viel zu selten den Ball bekam. Und auf rechts sah das ganze ähnlich aus. Man kann sich sicherlich über die Offensivqualitäten von Calle Rothenbach streiten, aber auch da lief das Spiel nach vorne wesentlich besser, wenn der Ball denn mal draußen auf dem Flügel war.

Könnte das unserer Innenverteidigung bitte mal jemand erklären? Vorzugsweise der Trainer?

Danke.

(Ach so: Ich hab vorher gesagt, dass es ein zähes 1:1 würde. Von daher muss ich mit einem zähen 1:0 eigentlich zufrieden sein).

(Ach so²: JA! Uns fehlt(e) auch ein dynamischer Stürmer – das hat man ziemlich gut gesehen, als Marius Ebbers endlich wieder auf dem Platz stand. Aber auch der ist darauf angewiesen, dass die Bälle nach vorn kommen. Und nur weil er relativ gut darin ist, sich Hoch&Weit-Pässe zu erspielen, heißt das ja nicht, dass darin der beste Weg liegt.)

Zwei Wochen träumen

Ich oute mich hier mal als bekloppt:

Freitag das Auswärtsspiel im Karlsruher Wildpark über das geliebte AFM-Radio belauscht. Die erste Hälfte noch im Büro wo ich nebenher noch ein bisschen Papierkram erledigte. Die zweite Hälfte von Unterwegs übers iPhone. Schöne neue Fußballwelt. Okay, früher gab’s für sowas Radios, aber da war irgendwie immer zu viel anderes dazwischen (mal ehrlich, dann hätte ich auch die Reportage vom Spiel Koblenz-Cottbus mithören müssen. Hallo? Cottbus?!
Okay, quasi mit dem Abpfiff zuhause gewesen, Rechner hochgefahren, bei St. Pauli-TV eingeloggt, das ganze Spiel nochmal im Re-Live gesehen. Neulich hätte ich noch “Konserve” gesagt, aber das ist wohl uncool.
Den Samstag immer wieder breit gegrinst, wenn ich an Fußball dachte, und am Abend dann nochmal das Spiel geguckt, gab ja nix im Fernsehen.

Alles natürlich nur, um euch hier einen möglichst korrekten Spielbericht abzuliefern. Ich schwöa! 😉

Vier zu Null. Hallo? Ich hab ja nach dem Aachenspiel schon nur noch Superlative im Kopf gehabt… Was soll ich denn jetzt noch schreiben? 9:0 Tore nach zwei Auswärtsspielen. In Aachen und Karlsruhe. Zwei Spielen bei Teams die sicherlich vorne mitspielen wollen. 9:0 Tore. Dafür haben wir in der letzten Saison keine Ahnung wie viele Auswärtsspiele gebraucht. Also für die 9 Tore. Für die Null.. das ging schneller. Erinnert sich jemand an das Auswärtsspiel bei 1860?

Nein. Nicht dran erinnern.

Heute ist wichtig. Fußball ist immer auch Psychologie. Und irgendwie haben wir es geschafft aus der verängstigten Auswärtsgraupentruppe das zu machen, was da auf dem Platz steht. Souverän (ja, es gab Angriffe von Karlsruhe, die gefährlich waren – aber das lässt sich quasi nicht vermeiden), abgezockt, effizient. Wobei da sicher auch noch 3-4 Tore für uns hätten fallen können. Woah.

Doch nochmal zurück. Vor der Saison gab es viele, die meinten 3-4 Punkte nach den ersten Spielen wären super. Nach den Spielen gegen Ahlen, Aachen, Duisburg, Karlsruhe. Jetzt sind es 10. Statt da zu stehen, wo der selbsternannte Aufstiegsanwärter 1860 München mit 4 Punkten steht, 13. Platz, sind wir mit 10 Punkten erster.

Spitzenreiter.

Schon wieder.
Und – das ist das entscheidende – Verdient!
Und Alex Ludwig hat sich wie man unschwer sehen kann mit seinem Wechsel nach München sportlich wesentlich verbessert.
Vom 1. auf dem Feld zum 13. auf die Bank. So geht das. Spart er sich das lästige rumgelaufe.
Und ich finds gut so! Unser runderneuertes Mittelfeld ist toll. Wahnsinn, was Lehmann, Naki, Bruns und Co da zaubern. Trotz Takyis Sperre und Kruses Verletzung.

Nächstes Spiel ist wieder auswärts (was uns scheinbar liegt, im Moment), gegen Frankfurt. Die sind letzter, was mich normalerweise seeehr skeptisch machen würde. Aber zur Zeit traue ich unseren Jungs zu, das trotzdem hinzukriegen. Und davor sind zwei Wochen Länderspielpause.

Nervt zwar irgendwie, weil ich grad jeden Tag Fußball gucken könnte, andererseits kann ich jetzt mit Sicherheit zwei Wochen lang glücklich auf die Tabelle starren… Auch nicht das schlechteste. Zwei Wochen “was wäre wenn” Träumen.

Vom anderen Hamburger Verein kam schon der Vorschlag die Saison jetzt zu beenden. Kein so verkehrter Vorschlag. Wenns dann in zwei Wochen in der Bundesliga weitergeht 🙂