Ab und zu ist es ja so, dass die Hersteller den Verkäufern die Verkaufsbedingungen diktieren können. Apple macht das mit dem iPhone ja gerade erfolgreich vor. Solange die Hersteller einer Ware dies machen, solange finde ich das auch in Ordnung. Am Ende kann sich der Verkäufer/Handel hier ja überlegen, inwiefern die möglichen Geschäfte rentabel sind.
Wenn aber der Staat eingreift, wird es wenigstens bedenklich. Vor allem, wenn es nicht mehr darum geht tatsächliche Monopole zu verhindern und Kartellabsprachen zu vermeiden, sondern darum durch staatliche Kontrolle die Preise besonders hoch zu gestalten. Und damit quasi wirtschaftliche Biotope für kleine (und damit vulgo erfolglose) Buchhandlugnen zu schaffen. Dies geschieht de facto mit der Buchpreisbindung. Was genau soll das? Die Argumentation die mir dazu durch den Kopf geistert geht ungefähr wie folgt:
Die Buchpreisbindung verhindert dass größere Buchhandelsketten durch den Einkauf größerer Mengen mögliche günstigere Einkaufspreise an die Kunden weitergeben. Damit würden sie nämlich mögliche kleinere Wettbewerber bedrängen, die natürlich nicht so gute Einkaufskonditionen bekämen. Dagegen frage ich: Warum eigentlich nicht? Warum sind kleine Buchhändler schützenswert? Und wer, außer deren Inhaber, die sonst möglicherweise eben irgendwo angestellt in einer Kette arbeiten müssten, profitieren von diesem Deal? Richtig: Die Verlage.
Außerdem würde so die kulturelle Vielfalt gesichert. Dem liegt die Annahme zugrunde, dass hochwertige Literatur oft nur sehr kleine Käuferschichten anspricht. Kleiner Markt, kleine Auflage, große Preise. Damit wäre hochwertige Literatur aber teurer als minderwertige und das würde dazu führen, dass man finanziell schlechter gestellte Menschen von höherwertiger Literatur ausschließt. Wer kein Geld hat, kauft billige Bücher, kauft Schund. Nur: Wollen wir einen Staat, der definiert was höherwertig ist? Wollen wir eine Situation in der Eliten durch ihre Auswahl definieren, was “lesenswert” und damit schützenswert ist? Ich persönlich meine, dann soll der Staat eben durch staatlich geförderte Sonderausgaben die Vielfalt sicherstellen. Jeden Monat eine besonders “lesenswerte” Ausgabe durch Preise o.ä. quasi subventionieren, damit Joe Sixpack sich dieses hochwertige Büchlein eben doch leisten kann.
Übrigens ist es ja schon eher so, dass Joe Sixpack oft gar kein Interesse an den Büchern hat. Wie viele Menschen auf Leserseite profitieren eigentlich wirklich von der Buchpreisbindung, weil sie dadurch Geld sparen? Und wie viele Könnten sich die Bücher, die sie sonst nicht läsen nur wegen der Buchpreisbindung leisten? Ein Prozent? Weniger? Zumal viele Bücher ja trotzdem einigermaßen illusorische Preise haben, wer mal Studiert hat kennt das nur zur Genüge. Da kostet ein Buch trotz Buchpreisbindung dann schnell mal 80 oder 90 Euro. Das ist für einen Studenten schnell mal ein Viertel des Monatseinkommens. Und Studenten sind sicherlich noch am ehesten Menschen, die “höherwertige Literatur” brauchen und/oder haben möchten aber finanziell nicht auf Rosen gebettet.
Nun gut, man merkt ich halte ziemlich wenig von der Buchpreisbindung als solches.
Jetzt ist der Börstenverein des deutschen Buchhandels auf eine noch viel großartigere Idee gekommen:
Diese Quasi-Gelddruck-Maschine für die Verlage (die sich ja dank Festpreisen de facto keinen wirklichen Preiskampf liefern können oder müssen) gilt dessen Meinung nach nämlich auch für E-Books.
Spätestens hier wird die Absurdität des ganzen deutlich: Während man bei gedruckten Büchern wenigstens noch davon ausgehen kann, dass hier neben den Kosten für Personal (Autor, Lektor) auch noch tatsächliche Produktionskosten für den Druck auftreten die Bücher in kleinerer Auflage de facto teurer (pro Buch) machen, ist es online ja völlig anders. Die komplette Produktionskette fällt weg. Damit fallen dann auch die Kosten dafür weg. Das heißt aber auch: Es gibt de facto keine direkten Produktionskosten für E-Books. Es gibt nur mehr Distributionskosten. Und dafür gibt es ja bereits sehr gut funktionierende Modelle, die sich über die einzelnen Abverkäufe rechnen.
Ja, die Autoren müssen auch irgendwo von leben. Logisch. Aber genau wie in allen anderen Bereichen des Lebens gilt: Mach deine Sache gut (und damit in dem Fall vor allem erfolgreich) und du wirst belohnt werden.
Ich kann ja jede Branchenorganisation verstehen, die Lobbyismus betreibt. Das ist deren gutes Recht. Aber dass unser Staat sich da so einfach instrumentalisieren lässt, regt mich auf. Außerdem muß ich dringend mal einen Beitrag zu meinem Kulturbegriff schreiben.