Fan-Statistik

Disclaimer: Der folgende Artikel mag für den einen oder anderen etwas trocken rüberkommen. Statistik-Betrachtungen eben 🙂

Der FC St. Pauli bezieht sich auf seiner Website auf Ergebnisse einer ganz interessanten Umfrage von Sozioland. Dabei wird ausschließlich darauf hingewiesen, dass der FC St. Pauli der sympathischste Verein in der zweiten Bundesliga ist. Das ist eine sagen wir interessante Leseweise der Statistiken, die Sozioland da veröffentlicht hat. Und da diese Statistiken wirklich veröffentlicht wurden, kann man sich auch selbst ein Bild machen und kommt dann auch zu einer eigenen Perspektive:

Es stimmt, wenn man isoliert auf die Frage schaut, welcher Verein in der 2. Bundesliga besonders sympathisch ist, dann liegt St. Pauli mit 45% weit vorn. Gefolgt vom FSV Main, die immerhin noch von 33% genannt werden. Was man bei dieser Aussage aber berücksichtigen sollte: Dies sind nicht die Lieblingsvereine der Befragten. Nach denen wurde nämlich vorher gefragt und die Ergebnisse sind dann doch etwas weniger eindeutig. Borussia Mönchengladbach hat nämlich dann die meisten Fans, gefolgt vom FC Augsburg (für mich überraschend). Erst dann kommen der FC St. Pauli und Mainz 05 mit jeweils 9% „Fans“*.

Spannend ist es, wenn man in die einzelnen Untergruppen einsteigt. St. Pauli ist regional enorm dominant. Die anderen „Top-Clubs“ sind zwar in ‚ihrer Region‘ stärker als im restlichen Bundesgebiet, aber die Werte sind nicht derart extrem. Gladbach hat im PLZ-Gebiet 40-49 40% Fans. Mainz im PLZ-Gebiet 50-59 23%. St. Pauli im PLZ-Gebiet 20-29 68%. Wer hier in der Region also nach dem „liebsten Zweitliga-Verein fragt, dürfte bei zwei von drei Befragten St. Pauli-Fans erwischen. Finde ich heftig.

Übrigens sind wir bei den Frauen lange nicht so beliebt wie bei den Männern. die Mädels stehen eher auf Mainz 05 (obwohl Ralle da weg ist…). Wir liegen bei den Frauen eher auf einem Niveau mit Kaiserslautern.

Auch wenn man mal in die Überkreuz-Auswertung Lieblings-Verein vs. sympathische Vereine guckt, zeigen sich spannende Ergebnisse: Mainz 05 ist der beliebteste Zweitclub der St. Pauli-Fans. Mehr als die Hälfte finden Mainz sympathisch. Damit hat Mainz umgekehrt bei uns auch die meisten Sympathisanten.
Umgekehrt können uns Fans von Koblenz, Jena, Hoffenheim und Offenbach überhaupt nicht leiden. Das heißt nur etwa 30% von denen finden St. Pauli noch sympathisch.

Was mich selbst sehr überrascht hat ist, dass St. Pauli bei der Frage nach dem unbeliebtesten Verein nur sehr selten genannt wird. Nur Koblenz, Freiburg und Osnabrück sind weniger oft unbeliebt. Dagegen kann Hoffenheim quasi keiner leiden, auch Köln und Kaiserslautern sind – sagen wir mal – einigen unsympathisch. Im Osten sind wir übrigens im Vergleich noch am unsympathischsten, aber selbst da liegen viele andere Vereine äh.. vor uns.

Bei St. Pauli-Fans ist auch Jena ziemlich unbeliebt. Wenn man überlegt wie oft im inoffiziellen Forum Jena als (relativ) sympathisch bezeichnet wird zeigt sich, wie wenig repräsentativ das Forum für die Fan-Szene ist. Auch ein Rückschluss, den man ziehen kann.

Was irgendwie schon bekannt war: Die Liebe zu St. Pauli ist ziemlich unabhängig vom Erfolg des Teams. Während bei Köln zum Beispiel zwei Drittel der Fans sagen, Erfolg sei ihnen sehr wichtig, sind es bei St. Pauli nur 33%. Nur Freiburg-Fans finden Erfolg noch unwichtiger.

St. Pauli-Fans sind übrigens arrogant 😉 Auf die Frage, in welchen Zweitliga-Stadien die beste Atmosphäre ist, sagen 97% der St. Pauli-Fans sinngemäß „zu Hause“. Na gut, wenn man alle fragt, kommt das Millerntor immer noch auf mehr als 50%.

Was das Stadion selbst ausmacht, kann man erahnen wenn man sich die Ergebnisse auf die Frage, welches Stadion am liebsten für ein Auswärtsspiel besucht wird anschaut. Plötzlich ist 1860 München hier ziemlich weit vorne. Die Stimmung wird da zwar als eher schlecht bewertet, der Verein ist tendenziell recht unbeliebt, aber für ein Auswärtsspiel? Gerne. Das liegt sicherlich (auch) an der Allianz-Arena.

Für mich lustiges Detail zum Schluss: St.Pauli-, Köln-, und 1860-Fans haben die größten Probleme mit einem potentiellen Alkoholverbot. Ob sich daraus Umkehrschlüsse ziehen lassen sei mal dahingestellt 😀

*) Immer wenn ich hier von Fans rede, meine ich diejenigen die angeben, dass St. Pauli ihr liebster Zweitliga-Verein ist. Mir ist klar, dass der Begriff Fans in der Regel noch eingeschränkter gemeint ist.

Was ist gute Werbung?

Beim Werbeblogger fragt man sich gerade, was für die jeweiligen Leser gute Werbung ausmacht.
Von den beiden dort vorgestellten Prototypen („Kreativer“ vs. „Berater“) bin ich ja rein formal als hauptberuflicher Werbewirkungsforscher ziemlich deutlich den Beratern zugeordnet. Unterstelle ich mal. Damit kann ziemlich gut leben.

Aber was macht für mich nun gute Werbung aus?

Mir fällt es einfacher zunächst zu beschreiben, was für mich schlechte Werbung ausmacht.

  • Schlechte Werbung erfüllt in unlustiger Art Klischees.
  • Schlechte Werbung wirft mit Bildern und Headlines um sich die keinen Bezug zueinander oder noch schlimmer, keinen Bezug zum Produkt haben.
  • Schlechte Werbung müssen mir die Teilnehmer an unseren Befragungen erklären (schon mehrfach passiert: man bekommt eine Kampagne zum Testen auf den Schreibtisch, versucht beim Kunden heraus zu bekommen, was das Ziel ist, was die Anzeigen aussagen etc.. Aber der Kunde hat keine Zeit, also geht’s halt ohne die Info los. Fragebogenabstimmung ist in der Regel eh eher Produktbezogen. Während der Auswertung liest man sich dann mal die offenen Statements der Teilnehmer durch. Einer von denen schubst dann teilweise einfach den Groschen über die Klippe). Alternativ starrt man eine Minute oder länger auf die Anzeige bevor man versteht wo eigentlich der Zusammenhang zwischen den Elementen des ganzen liegt. Genau solche Motive, wo jeder Kollege eine andere Idee hat, worum es eigentlich geht.
  • Schlechte Werbung verzichtet darauf die eigene Marke offensichtlich genug zu erwähnen. Das ist besonders dann hilfreich, wenn auch noch ein Partnerlogo mit abgebildet wird (das dann meist gut sichtbar ist). Natürlich wirkt es stylisher wenn die Anzeige nicht mit Markennennungen voll geräumt ist. Aber wer sich mal in die Position des desinteressierten Zielgruppenlemmings versetzt merkt finde ich immer recht schnell, dass halt so nichts hängenbleiben kann außer „aha, eine Anzeige von $Partner“.
  • Schlechte Werbung ist überheblich. Es gibt Anzeigen bei denen man das Gefühl hat, der Anbieter stelle sich über die Zielgruppe. Schaut von oben herab.

Genug gelästert 😉 .
Was ist dann gute Werbung?

Sicherlich macht gute Werbung die oben angesprochenen Fehler erst mal nicht. Das hilft schon 🙂 .

  • Gute Werbung ist visuell auffällig. Fragt euch nach dem Wartezimmerbesuch beim Arzt mal, welche Anzeigen aus den durchgeblätterten Magazinen bei euch hängen geblieben sind. Beispiel: Ich sitze jetzt gerade in der U-Bahn und schaute eben auf einem Bahnhof aus dem Fenster. Citylights. Zwei Motive nebeneinander.

Plakat 1: Irgendein Film, relativ düster gestaltet, Farbton grün/schwarz. Abgebildet irgendein (für mich) austauschbares Gesicht. Headline/Filmname in dunklem violett. „Kunstvolles“ Schriftbild, also relativ mühevoll zu entziffern.

Plakat 2 daneben: Easyjet. Klare Gestaltung. Orange als Grundfarbe, darauf weiße, einfach zu lesende Schrift. Irgendein Bildmotiv an dass ich mich nicht erinnern kann.

Gemerkt? Ich erinnere mich an Easyjet, aber nicht an den Film. Auffälligkeit ist also wichtig. Gerade im Winter vor grauen Hintergründen kommt so was einfach besser.

  • Gute Werbung sagt, was sie sagen will, aber schnell: Wieder eine U-Bahn-Station. Wieder ein Plakat, auf der linken Hälfte des Plakats: Oben ist eine Produktverpackung für Bonbons abgebildet. Darunter zwei Worte: „extrem lecker“.

Klasse. Mehr muss ich unter Umständen gar nicht wissen.

  • Gute Werbung gefällt der Zielgruppe. Es hilft am Ende wenig, wenn die Agentur und der Anbieter eine Kampagne klasse finden, aber diejenigen, die später das Produkt kaufen sollen, sich von der Kampagne überhaupt nicht angesprochen fühlen.
  • Gute Werbung kann definitiv auch kreativ sein 🙂 . Nächstes Plakat: Ein fliegendes Flugzeug von hinten, von den Turbinen auf den Betrachter zu sieht man eine endlose Reihe von schwarzen Müllsäcken. Oben in der Ecke steht „Greenpeace“. Gefällt mir, ist einfach zu verstehen und wie ich finde durchaus kreativ.

Aber bin ich Teil der Zielgruppe? Was sagt die dazu?

Gute Werbung muss mir persönlich nicht gefallen! Sie muss funktionieren, Die Zielgruppe erreichen, ansprechen, dort hängenbleiben, motivieren.

Und das lässt sich eben nicht auf ein Patentrezept herunter brechen. Das muss bzw. sollte man eben Testen. Und ja, damit verdienen Menschen wie ich ihr Geld. Aber das ganze ist ja kein Selbstzweck. Ich bin schlicht davon überzeugt, dass nur durch Testen wirklich erkennbar ist, was gute Werbung ist.
Aber die Diskussion über die verschiedenen Herangehensweisen verschiebe ich dann auf ein anderes Mal.

Vorweihnachtszeit..

Eigentlich wie jedes Jahr… am Tag vor dem langen Weihnachtswochenende fällt irgendeinem x-beliebigen Kunden noch ein, dass man ja entweder noch Budget hat, was dieses Jahr noch ausgegeben werden sollte oder noch eine Frage hat die unbedingt noch beantwortet werden soll oder einfach so… jedenfalls noch ein Projekt hat.

Heißt wir müssen das ganze programmieren damit dann die Befragten möglichst gestern daran teilnehmen können. Soweit so schlecht. Wirklich nervig wird es natürlich dann, wenn entweder die Dienstleister auf die wir zurückgreifen (müssen) um die Teilnehmer zu unseren Befragungen einzuladen eigentlich schon Feierabend gemacht haben (ist ja fast schon Weihnachten und überhaupt..) oder unsere eigene Technik ein neues, bis vorhin noch unbekanntes Problem entwickelt… (Liebe Grüsse und Danke an meine Lieblings-IT ;-)).

Aber irgendwie schafft man das ganze dann doch immer noch im Zeitrahmen. Wenn jetzt (!) nicht noch was merkwürdiges passiert sollte ich also alles was heute noch gemacht werden muss gemacht haben und kann dann entspannt das Büro für die nächsten fünf Tage verlassen. Hoffentlich.