Vom Können und Wollen

Die so: Klimakatastrophe, Dinge, alles ganz schlimm, müssen was machen. Hier, Energieverbrauch (Fossile Energien!!) ganz dringend runterschrauben. Weniger Auto, weniger fliegen, weniger Fleisch, CO2 ist das Problem!

Du so: Jaja, klar, ganzganz wichtig, verstehe. Supersache. Aber ich kann leider nicht.

Das Klima so: Ups. Achso. Dann äh… Ja, sorry, ichhabnixgesagt.

Ich wohn ja selber aufm Vordorf. Hab das Auto an der Straße stehen und wenn dieser Pandemiebums vorbei ist und das mit dem Homeoffice vielleicht nicht mehr zum täglichen Regelbetrieb gehören sollte, muss/soll/darf/kann ich dann vermutlich auch wieder den „langen“ Weg in die Stadt und ins Büro auf mich nehmen.

„Kannst Du auf Dein Auto verzichten, Curi?“ „Nee, kann ich nicht!“

Aber eigentlich, ehrlich… ganz ehrlich? Doch, können könnte ich wohl schon, wollen will ich aber irgendwie dummerweise nur so halb. Hey, Hybrid, vielleicht danach auch ganz Elektro, ich mach doch schon, ich geb‘ mir doch Mühe. Pfandflaschen, Biogedöns, Unverpacktläden. Nachhaltigkeit und so.

Jedenfalls: Ja Johannes, vermutlich wird es ganz arg spürbar teuer, wenn durch wenauchimmer der Benzinpreis jetzt noch mal nennenswert (10 Cent/Liter also äh..Prozentrechnung und so: ca. 7%!!*) angehoben werden wird. Versteh ich. Und wenn Du im Jahr Deine 10.000 Liter verbrauchst sind das natürlich relativ simpel zusammenzurechnende 1.000€ an Mehrkosten. Das ist viel Geld. Für einige sehr viel. Für einige natürlich auch zu viel (im Sinne von: Die können das dann wirklich nicht mehr bezahlen). Verstehe ich. Weiß ich. Isso.

*) Benzinpreisexkurs: Bisschen verkürzend, ABER: Ganz eigentlich hat ja die große Koalition den Benzinpreis schon schrittweise um 15 Cent angehoben und die Grünen wollen wohl auf insgesamt 16 Cent, also EINEN Cent pro Liter mehr. Ich bin zu Faul für Euch prozentzurechnen, aber! 

Für die meisten gilt bei sowas aber erstmal, dass „kann ich mir nicht leisten“ dann oft eben auch viel mehr ein „will ich mir nicht leisten“ ist. Weil dann müsste woanders gespart werden. Ist ja auch legitim. Wir alle sind mit genau diesen Gedanken groß geworden. Und für viele ist es bisher ja wirklich so gelaufen, dass „wenn ich mir ’n neues Smartphone kaufe, kann ich weniger feiern gehen“ das Diskursniveau war.
Aber wenn wir uns den Smartphone vs. Feiern-Vergleich mal kurz angucken, ist es ja schon meine Entscheidung. Kauf ich mir ’n neues Telefon, oder geh ich feiern und hab noch ein Jahr lang mein altes Telefon? Was will ich? Was ist mir wichtiger? Ich kann das, was ich will, ich muss mich nur entscheiden.

„Kannst Du auf Dein Auto verzichten, Curi?“

Na ja. Ich könnte mit dem Bus in die Stadt (und ins Büro) fahren. Der fährt halt nur einmal pro Stunde. Ziemlich unkomfortabel. Sehr unkomfortabel. Vor allem sehr unflexibel. Zurückkommen müsste ich dann planen. Wann lass ich den Stift fallen, bzw. klappe ich den Laptop zu? Wie muss ich los, damit…?
Ich könnte zu Fuß zum Lebensmitteleinkauf gehen. Sollte, wollte ich eh viel häufiger machen. Könnte ich also. Zu Fuß. Klar, schwere Sachen sind dann (ha. Ha.) schwieriger, aber ohne Auto wäre ja sogar gelegentlich mal Geld für ein Taxi drin. Oder die Lieferkosten beim Möbelkauf oder so. Ginge schon. Bestimmt. Irgendwie.
Spontan ans Meer (oder in den Harz. Oder in den Freizeitpark… egal) wird dann auch schwierig. Weil… aber da fahren irgendwie auch Züge hin. Sollte schon gehen. Ist natürlich unbequemer. Und ich müsste mir die Mühe machen, vorher mal zu gucken, ob Soltau überhaupt einen Bahnhof hat. Und irgendwie ginge mit dem gesparten Geld ja auch mal ’n Mietwagen oder so für nen Ausflug.
Freund*innen in der Stadt besuchen ist dann natürlich auch schwieriger. Aber vielleicht, wenn ich lieb frage, krieg ich für ne Nacht ne Couch. Oder – siehe oben – nehme mir dann doch mal das Taxi. Weil ehrlich gesagt kostet das Auto** ja heute auch schon ziemlich viel. Kaufpreis und Steuern und Versicherungen und Benzin und Verschleiß und Reparaturen und alles. Tjanun.

**) Und wenn ich "ziemlich viel" schreibe, meine ich ziemlich viel! Je nachdem, wen man so fragt kostet das durchschnittliche Auto die durchschnittliche Autofahrende zwischen 300€ und 500€ im Monat und ist damit noch nicht einen einzigen Kilometer gefahren. Das sind nur Kosten, die gerne verdrängt werden. Anschaffung/Finanzierung, Versicherung, Wartung-& Reparaturkosten, Verschleißteile (Reifen!) etc. Und das sind jetzt auch nur die kosten, die die Autofahrerin dafür hinlegen muss, gesellschaftliche Rahmenkosten fanden da noch gar keine Berücksichtigung. 

Und ja, Johannes, natürlich! Wer fährt dann Deine Kinder zum Sportverein und in die Schule!? Wie kommst Du täglich die 120 Kilometer zu Deinem Arbeitsplatz und zurück?!
Ehrlich. Wirklich wahrhaftig ehrlich: Ich verstehe, dass Du keinen Bock hast und nicht magst und das anstrengend und doof und alles ist. Und dass daran was zu ändern scheiße ist. Aber Du kannst das schon. Du willst nicht. Ist ja okay, wirklich. Aber dann sag’s doch bitte auch so.

Die so: Klimakatastrophe, Dinge, alles ganz schlimm, müssen was machen. Hier, Energieverbrauch (Fossile Energien!!) ganz dringend runterschrauben. Weniger Auto, weniger fliegen, weniger Fleisch, CO2 ist das Problem!

Du so: Jaja, klar, ganzganz wichtig, verstehe. Supersache. Aber ich will leider nicht.

Weil – so sorry: Du bist Teil des Problems. (Und ja, natürlich, ich bin das auch. Wir alle sind Teil des Problems!). Wäre aber mal ein Anfang das zu akzeptieren und hinzunehmen.

Und vielleicht wäre es auch mal ne Idee drüber nachzudenken, ob Du Deine Kinder mal fragst, wie sie es finden, wenn Du sie dreimal pro Woche zum Tennisclub fährst und dafür ihr Tennisplatz wenn sie 50 sind voraussichtlich erstmal für ganz lange unter Wasser steht. Und das ganze Dorf drumherum?

Das gilt übrigens nicht nur für Klimaschutz.

Fangt doch bitte alle mal an, zu reflektieren. Was ist können und was ist wollen?
Was ist in Wahrheit Eure Prioritätensetzung, die andere ausbaden müssen?
„Sorry, kann nicht anders!“ klingt zwar erstmal schön, aber damit weist Ihr halt auch für alles jegliche Verantwortung von Euch. Ja, natürlich gibt es „emotionale“ Zwänge, und wir können (ha!) da halt leider oft auch wirklichwirklich nicht aus unserer Haut und die Grenzen sind echt fließend. Aber aufs Auto verzichten oder wenigstens die Nutzung reduzieren könn(t)en die meisten, wollen nur die wenigsten. Und zwar klugerweise (wer Ironie findet, darf sie behalten) obwohl die meisten gleichzeitig eine grüne Stadt wollen und total gerne in Ruhe mitten in der Stadt draußen sitzen würden und den lauen Sommerabend bei einem Glas sonstwas ausklingen lassen. Aber wenn dann jemand auf die Idee kommt für Grünflächen und Außengastro Parkplätze zurückzubauDASGEHTDOCHNICHT!!! DIE WIRTSCHAFT!! WIE KOMMEN DANN KONSUMENTEN IN DIE STADT?!?“!

Aber die Autos!

Entschuldigung. Ich schweife ab.

Jedenfalls… Eigentlich seid Ihr es mindestens Euch selber mal schuldig offen und ehrlich zu sein. Zu Euch! Ehrlich nachgucken, nachfühlen, nachwasauchimmer, was können und was wollen ist. Und eigentlich sollten wir alle doch auch wenigstens gegenüber (engeren) Freund*innen hinkriegen, offen über Dinge zu reden. Nicht nur über Autos.

Chiffriert ist das in vielen Dingen schon drin „Magst Du Sa. mit mir Eis essen gehen?“ – „Sorry, kann nicht, da muss ich zum Fußball“. Ehhh… no! Du willst nicht, Du möchtest zum Fußball. Und logisch, bei solchen Aussagen ist das nicht wild und ungefähr jede*r versteht, was dahintersteckt und meist ist das ja auch völlig fein. „Ich hab schon was vor“. Aber so globalgalaktisch?

Nur mal drüber nachdenken.

Busfahrten…


Macht euch das auch immer so nervös, wenn die Busfahrer im ÖPNV plötzlich anfangen freundlich zu sein? Einem „Frohe Ostern“ wünschen? An jeder Haltestelle? Ich werde dabei immer irgendwie paranoid.

Stichwort: Wo ist der Haken?

Außerdem muss ich mal grundlegend über ein paar Dinge nachdenken. Ich schaue auf die Uhr vom Laptop um rauszukriegen ob der Bus schon in der Nähe meiner Haltestelle ist oder nicht. Nicht aus dem Fenster. Irgendwas läuft hier falsch.

Planung?


Ich hatte ja schon mal von der Baustelle hier im Dorf berichtet. Vor etwa einem halben Jahr.

Ok, nun sind sie fast fertig. Jedenfalls mit dem ersten Bauabschnitt, also dem gefühlten ersten Kilometer. Immerhin. Und wenn man sich dann die Ergebnisse so anschaut, kommen zum Teil wenigstens Zweifel daran, ob sich da alle einig waren mit dem was mal geplant war, und vor allem mit dem, wie es nun ausgeführt wurde…

Was mir schon vor Wochen komisch vorkam sind die neuen Bushaltestellen.
Früher hatten wir hier bei der für mich relevanten Haltestelle jedenfalls so Haltebuchten. Also von der Strasse abgetrennte Bereiche, in denen die Busse halten konnten um die Fahrgäste aus- und einzuladen ohne den vorbei fließenden Verkehr zu behindern.
Heute haben wir… nun… „Grundrisse von Haltebuchten“:

Man beachte bitte die hellgrauen Steine, die den Bereich abtrennen, der früher einmal eine Haltebucht war. Früher, bevor hier der gesamte Gehweg neu gepflastert wurde. Auf einem der Bilder habe ich das ganze noch einmal hervorgehoben. Das ist wirklich genau die Fläche, die damals die Haltebucht war. Besteht hier eventuell die klitzekleine Möglichkeit, dass der Planzeichner und der Ausführende Bauarbeiter (oder Bauleiter oder wer auch immer) sich sehr uneinig darin waren, wie bestimmte Zeichnungen zu interpretieren sind? Nur so eine Idee? Ich meine einen wirklich sinnvollen Grund für diese hellgrauen Steine gibt es nun wirklich nicht. Auf beiden Seiten.

Wären wir hier in der Stadt würde das ganze wahrscheinlich wirklich aufsehen erregen. Da der Bus hier aber eh nur alle 40 Minuten durchkommt und der aufhaltbare Verkehr sich auch sehr in Grenzen hält, ist das wohl gar nicht weiter schlimm. Aber schon irgendwie komisch, oder?

Eine andere Stelle, auf die mich ein mit mir auf den Bus wartender Herr hinwies ist etwas weiter die Strasse rauf zu sehen. Die Dorfverwaltung hat im Rahmen der Umbauarbeiten dort zwei Parkbuchten für PKW angelegt. Im Prinzip ja schon mal löblich (und da sind es dann auch Buchten und nicht Grundrisse geworden…).
Nur: Der daneben liegende Gehweg ist dadurch etwas schmal geworden.

Etwas schmal meint voraussichtlich so was wie 60-80 cm (nein, ich habe nicht nachgemessen aber geschätzt).

Nun erzählte mir besagter Herr, dass sie nun mit dem Rollstuhl seiner Frau da wohl nicht mehr dran vorbei kämen. Ich weiß ja nicht ob es eine definierte Mindestbreite für Gehwege gibt, aber früher war es dort doch bedeutend geräumiger. Und da besagte Rollstuhlfahrerin in dem Eingang direkt bei der Parkbucht lebt hat sie nun ein Problem.

Auch das wirkt doch irgendwie unausgegoren oder? Ich hab jedenfalls immer gedacht, dass man auf Gehwegen wenigstens zwei Personen nebeneinander stellen können sollte, ohne dass die gleich kuscheln müssen.

Dafür haben wir hier bald immerhin wieder eine ganze Strasse. Solang denen nicht noch was Neues einfällt…